Borussia Mönchengladbach Stindl zieht die Blicke auf sich

Bremen/Mönchengladbach · Lars Stindl trifft unter Dieter Hecking im Schnitt alle 182 Minuten. Beim 2:0 gegen Werder Bremen zeigte er, dass er neben wichtigen auch schöne Tore kann.

Borussia Mönchengladbach: Lars Stindl mit Weltklasse-Tor in Bremen
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Stindls Weltklasse-Tor mit "Bauer-Trick"

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Foto: dpa, crj hak

Den Mund zu verdecken, um es Lippenlesern schwer zu machen, ist so eine Marotte, die plötzlich aufgetaucht ist im Fußball und seitdem nicht wieder verschwunden. Lars Stindl jedoch hatte nichts zu verbergen, als er zu seinem Jubelsprung mit halber Drehung ansetzte. "Boom!", schrie er bei der Landung seine Freude heraus. Draußen applaudierte Dieter Hecking mit einem Gesichtsausdruck, der im Mimik-Lexikon unter "Respekt!" zu finden sein dürfte. Die Generation Smartphone kann sich ein Daumen-hoch-Emoji dazudenken.

Das 1:0 am Sonntag war Stindls 35. Tor im Gladbach-Trikot, und die Proteste halten sich wohl in Grenzen, wenn man es als sein schönstes verbucht. Klar, da war der Schlenzer aus 18 Metern gegen den FC Augsburg, der Freistoßtrick gegen den AC Florenz, der Weitschuss zuletzt bei RB Leipzig, aber im Gesamtpaket liegt die 27. Minute gegen Werder wohl vorne. Verteidiger Robert Bauer konnte einem fast leidtun, so wurde er düpiert, als Stindl sich blitz- und gedankenschnell in die entgegengesetzte Richtung drehte und auf einmal nur noch das Tor und Torwart Jiri Pavlenka vor sich hatte. Damit war allerdings nur das erste Hindernis aus dem Weg geräumt. "Ich habe erst in die Mitte geguckt, ob ich querspielen kann", erklärte Stindl später. "Dann habe ich mich entschieden, in die lange Ecke zu schießen."

Das klang so einfach, war aus diesem Winkel aber enorm schwierig. Der Schlenzer geriet so wuchtig, dass Oscar Wendt in der Jubeltraube direkt den Award für "die beste Innenseite der gesamten Bundesliga" hätte verteilen können. Mit diesem Lob hatte er seinen Kapitän vor ein paar Monaten gepriesen. Stindl wiederum analysierte den 2:0-Sieg nüchtern. "Wir sind sehr gut reingekommen als Mannschaft, vom Positionsspiel und vom Ballbesitzspiel her", sagte er. "Das Tor hätten wir vielleicht etwas eher machen können." Nach der Pause bemängelte Stindl dann die Tatsache, dass Borussia das 3:0 verpasst hatte, mit seinem Pfosten an den Pfosten kam er selbst der endgültigen Entscheidung am nächsten. "Werder hatte doch den einen oder anderen Fernschuss, gerade hinten heraus", sagte er. "Aber insgesamt war das eine sehr souveräne und reife Leistung."

Begeisterter äußerte sich Hecking. "Ich bin sehr, sehr zufrieden heute", sagte er und hob explizit Stindl hervor, der in 30 Spielen unter dem Trainer nun 15-mal getroffen hat, davon 13-mal auswärts. "Ich muss aber Raffael loben", fügte Hecking hinzu. "Das war die richtige Antwort an seine Kritiker. Für mich hat er hervorragend gespielt und war sehr präsent. Nur ein Tor hätte ich ihm auch gegönnt. Natürlich muss er das jetzt bestätigen, wie die gesamte Mannschaft."

Letztlich blieb dem Brasilianer aber nur eine Nebenrolle, weil Stindl mit seinem Tor alle Blicke auf sich gezogen hatte. Auch Thorgan Hazard fehlte ein Treffer, um seine starke Leistung zu krönen. Zweimal scheiterte er an Pavlenka, einmal nutzte Stindl den Abpraller für seinen Geniestreich. Sieben der letzten neun Tore gehen auf das Konto des Trios.

(jaso)
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