Borussia Mönchengladbach Bénes lernt nicht nur vom "Fußballgott"

Mönchengladbach · Laszlo Bénes hat mit seinem Treffer gegen Hertha BSC ein furioses Startelfdebüt gefeiert. Die Verantwortlichen bei Borussia wollen ihn nicht zu sehr in den Himmel loben. Doch natürlich freuen sie sich über die Entwicklung des Slowaken. Wir stellen ihn vor.

Laszlo Bénes – der zweite Slowake bei Borussia Mönchengldabach nach Igor Demo
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Das ist Laszlo Bénes

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Mo, Ibo, Flaco, Toto, Verano, Maestro — Borussias Fans wissen, dass sich dahinter Mo Dahoud, Ibrahima Traoré, Patrick Herrmann, Thorgan Hazard, Yann Sommer und Raffael verbergen. Spätestens seit Mittwochabend müssen sie sich "Latzi" merken, wobei noch nicht verbürgt ist, ob sich der Spitzname von Youngster Laszlo Bénes nicht doch "Lazi" schreibt. Borussias Webseite hat sich für "Lászi" entschieden. Öffentlich hat der 19-Jährige nicht viele Sätze von sich gegeben, seit er im vergangenen Sommer vom MSK Zilina aus der Slowakei gekommen ist. Aber nicht nur Bénes‘ starkes Startelfdebüt beim 1:0 gegen Hertha BSC ist ein Indiz dafür, dass es stimmt, wenn Sportdirektor Max Eberl sagt: "Seine Integration ging sehr schnell vonstatten."

Igor Demo, der erste Slowake in Borussias Vereinsgeschichte, hat sich zunächst darum gekümmert, aber schon seit ein paar Monaten macht sich der einstige "Fußballgott" rar. Inzwischen soll Bénes so gut Deutsch können, dass "Mit Händen und Füßen" als Verkehrssprache auf den zweiten Platz verdrängt wurde. Eine Kostprobe wollte er am Mittwochabend nicht abgeben, sein Selbstbewusstsein stellt Bénes am liebsten auf dem Rasen zur Schau, so dass er gemeinsam mit Mo Dahoud nicht nur die zweitjüngste, sondern auch die zweitschweigsamte Doppelsechs der Historie des Klubs gebildet hat (nach Dahoud und Andreas Christensen).

Gesprochen hat Bénes am Donnerstagmorgen mit der Medienabteilung des Vereins, der Junge soll auch ein bisschen geschützt werden. "Ich bin sehr glücklich. Es war ein schönes Gefühl, das Tor zu erzielen. Die Atmosphäre im Stadion war sehr gut", wird er zitiert. Das ist ein Vertriebsweg für Spieleraussagen im Jahr 2017, ein anderer sind die sozialen Netzwerke. Dort postete Bénes bei Instagram ein Jubelfoto und lieferte ein weiteres Indiz für fortschreitende Integration. "Toooooor für die Borussia", schrieb er in Anlehnung an den Ausruf der Stadionsprecher-Legende Rolf Göttel, es folgten ein paar Emojis: Fröhliches Gesicht, Bizeps, Fußball, grünes Herz, galoppierendes Fohlen.

Vor ein paar Monaten war Bénes Instagram-Account noch nicht-öffentlich, mittlerweile lässt er knapp 5000 Follower an seinem Leben teilhaben. Die kennen seine Freundin Viki, seinen Hund, seine Vorliebe fürs Grillen und Spaziergänge in seiner Heimat. Die liegt im Südwesten der Slowakei. In Bénes‘ Geburtsort Dunajská Streda sind drei Viertel aller Einwohner Ungarn. Mit knapp 14 Jahren wechselte er auch über die Grenze zum Györi ETO FC, wo er bis 2015 blieb. Nach seinem Wechsel zurück in die Slowakei nach Zilina fiel er den Borussen in der Europa-League-Qualifikation auf. Achtmal durfte er dort ran, bereitete drei Tore vor und sorgte mit dafür, dass Zilina in den Play-offs nur aufgrund der Auswärtstorregelung am späteren Viertelfinalisten Athletic Bilbao scheiterte.

Inzwischen darf Bénes für die U21 der Slowakei ran, ein hochtalentiertes Team, das im Sommer an der Europameisterschaft in Polen teilnehmen wird — die ist sein großes Ziel. In der Länderspielpause traf er gegen Serbien und sagte danach: "Ich hoffe, dass mir das Tor auch im Verein hilft." Geschadet hat es ihm nicht. Die personelle Lage führte ihn ganz nah an die Startelf. "Für mich war relativ schnell klar, dass er die Chance bekommt", sagte Hecking, dem am Mittwoch drei potenzielle Sechser fehlten.

Christoph Kramer, Tobias Strobl und Tony Jantschke werden in der nächsten Saison noch da sein, anders als Mo Dahoud, der zu Borussia Dortmund wechselt. Folglich stellt sich die Frage, ob Bénes, der 20 Monate jünger ist, das Potenzial hat, ihn zu ersetzen. "Er ist ein Stück weit ein anderer Spieler als Mo. Aber wir haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass wir solche Spieler auf die Platte bringen können. Von Laszlo halten wir sehr viel", sagte Eberl. Der größte Unterschied ist der linke Fuß. Der Borussia-Park schien kurz die Luft anzuhalten, als sich gegen Hertha in der 16. Minute die Schusschance eröffnete — und konnte es kaum fassen, dass Bénes sie nutzte.

Woran er trotz aller Passsicherheit, Lauffreudigkeit und Zweikampfstärke noch arbeiten muss, zeigte der Youngster aber auch. "Man hat gesehen, dass er in manchen Szenen noch ein wenig naiv spielt. Manchmal muss man den Ball mehr halten und nicht gleich den direkten Pass spielen", sagte Jonas Hofmann, nachdem er ebenfalls großes Lob verteilt hatte. Nach einem Missverständnis kam Hertha zu einer Chance, ein Foul in Strafraumnähe ermöglichte Salomon Kalou dessen Freistoß an die Latte. "Er ist ein selbstbewusster Spieler", steht in einem Scouting-Reporter von Giulio D'Alessandro. "Er weiß, wie gut er ist, und das spiegelt sein Spielstil wider. Sehr aggressiv ist er nicht, aber er verursacht oft Fouls, nachdem er den Ball verloren hat."

Das Online-Magazin "Vice Sports" hat Bénes zum "Held des 27. Spieltags" gekürt, für Borussias Fans war er der "Spieler des Spiels". Ein wenig sträubte sich Trainer Hecking, sich ausführlich über den 19-Jährigen auszulassen. "Ich bin eigentlich kein Freund davon, junge Spieler nach ihrem ersten Spiel von Beginn an zu sehr loben" sagte Hecking und musste zugeben: "Er hat es sich heute verdient. Er hat ein herausragendes Spiel gemacht." Mit seinem Tor kam Bénes sozusagen einem Hobby nach. "Ich mag es, wenn der Ball im Netz zappelt, das ist ein super Gefühl", sagte er im Interview mit unserer Redaktion.

(jaso)
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