Laszlo Bénes im Interview "Mit dem Ball ist es wie mit einem guten Freund"

Mönchengladbach · Laszlo Bénes schien auf einem guten Weg ins Team zu sein. Dann brach er sich den Fuß. Nun steht er bei Borussia vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining.

Laszlo Bénes – der zweite Slowake bei Borussia Mönchengldabach nach Igor Demo
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Das ist Laszlo Bénes

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Im Interview mit Karsten Kellermann und Jannik Sorgatz spricht über die Verletzung, positives Denken, Vorbilder, seine Freude am Fußball und Borussias heutigen Gegner Eintracht Frankfurt.

Laszlo Bénes, Borussia trifft auf Frankfurt. In der Hinrunde war es das letzte Spiel, bei dem Sie vor Ihrer Verletzung im Kader standen.

Bénes Genau, es war mein Geburtstag, aber ich habe nicht gespielt.

Ein paar Tage später wurden Sie von einem Mittelfußbruch im Testspiel gegen Venlo gestoppt.

Bénes Das war unglücklich, weil es ohne Kontakt mit dem Gegner passiert ist. Doch so etwas kommt vor im Fußball. Danach ist es wichtig, sofort nach vorne zu schauen und hart zu arbeiten in der Reha. Das Schlimmste liegt hinter mir. Jetzt bin ich bald wieder bereit fürs Mannschaftstraining.

Haben Sie direkt gemerkt, dass es etwas Schlimmeres ist?

Bénes Ja, ich habe ein Knacken gehört und hatte starke Schmerzen. Dann ging es sofort ins Krankenhaus.

Sie haben ein paar Minuten nach dem Röntgen schon ein optimistisches Bild gepostet — auf Krücken, aber mit Daumen hoch.

Bénes Ich konnte es ja nicht mehr ändern. Natürlich waren die ersten zwei, drei Tage hart. Zum Glück haben mich Mannschaftskollegen und meine Freundin im Krankenhaus besucht, aber ich hatte schon die ganze Zeit im Kopf, dass ich drei, vier Monate nicht Fußball spielen kann.

Sie haben mit 19 Jahren Ihr Bundesligadebüt gefeiert und sogar für die slowakische Nationalmannschaft gespielt. Hat die Verletzung Sie mehr ausgebremst, als es mit 25 oder 27 der Fall gewesen wäre?

Bénes Verletzungen sind immer ärgerlich. Immerhin kann ich sagen: Wenn ich zurückkomme, werde ich noch motivierter sein, weil ich jetzt weiß, wie es ist, so lange ohne Fußball auskommen zu müssen. Die positive Seite war, dass ich im Kraftraum viel für meinen Oberkörper und meine Beine tun konnte.

Und für Ihr Deutsch. Das ist ziemlich gut geworden.

Bénes Danke. Während der Verletzung hatte ich aber sogar weniger Unterricht, weil ich fast jeden Tag zweimal trainiert habe.

Was glauben Sie, wie lange Sie noch brauchen, bis Sie richtig fit sind?

Bénes Darüber denke ich nicht nach. Wenn ich wie heute individuell mit Andy Bluhm trainiere, konzentriere ich mich nur darauf, um wieder auf 100 Prozent zu kommen. Ein Schritt nach dem anderen. Wenn ich wieder mit der Mannschaft trainiere, werde ich auch nicht sofort alles mitmachen können. Irgendwann geht das wieder, dann will ich wieder im Kader stehen und spielen, spielen, spielen.

Wie nah ist man während einer Verletzung an der Mannschaft?

Bénes Ich bin jeden Tag von morgens bis abends im Stadion. Da kann ich mit allen sprechen. Und im Kraftraum bin ich zusammen mit den anderen verletzten Spielern wie Tobi Strobl oder Ibo Traoré. Wenn ich sehe, wie konzentriert sie arbeiten, hilft mir das auch, um nicht an die verlorene Zeit zu denken.

So langsam geht diese Zeit zu Ende. Der Ball ist inzwischen wieder dabei. Was war das für ein Gefühl?

Bénes Ein sehr gutes. Ich wollte ihn mir vorher schon immer schnappen, wenn einer herumlag. Das ist wie bei einem Freund, den man lange nicht gesehen hat. Genau das gefällt mir in Gladbach: Sobald es in der Reha wieder geht mit dem Ball, gibt es keine Minute ohne.

Drehen wir einmal die Zeit zurück: Direkt bei Ihrem Startelf-Debüt gegen Berlin haben Sie das Siegtor geschossen. Wie oft haben Sie sich die Szene seitdem angeguckt? Granit Xhaka hatte sein Derby-Siegtor gegen Köln immer auf dem Handy.

Bénes Natürlich sehr oft. Aber ich schaue mir nach Einsätzen alles an, auch einfache Pässe oder Zweikämpfe. So eine Szene immer kopieren zu wollen, kann einen aber auch kaputtmachen, weil es nicht immer klappen kann.

Wie wichtig ist das Soziale?

Bénes Hier im Stadion mache ich erst mal meinen Job. Wenn ich nach Hause komme, ist es wichtig, auch Abwechslung vom Fußball zu haben. An freien Tagen fahren wir nach Düsseldorf oder mal nach Amsterdam, gehen Essen. Meine Freundin studiert in der Slowakei und kommt für zwei, drei Tage, wann immer es geht. Mal alleine zu sein, kann aber auch nicht schaden.

Am Anfang hat Ihr Landsmann Igor Demo bei der Integration geholfen. Haben Sie noch viel Kontakt?

Bénes Wir sprechen fast jeden Tag. Am Wochenende zum Beispiel wurde Gladbachs Spiel im slowakischen Fernsehen übertragen, da war er Experte im Studio und wir haben vorher telefoniert. Ratschläge von jemandem zu bekommen, der hier "Fußballgott" gerufen wurde, ist schon etwas Besonderes.

Michael Cuisance, der noch zwei Jahre jünger ist als Sie, hat während Ihrer Verletzung den Durchbruch geschafft. Denkt man da: Mist, da hätte ich jetzt spielen können. Wäre das attraktiv für Sie, mal mit ihm zusammen zu spielen?

Bénes In meinem letzten Spiel gegen Venlo haben wir das sogar gemacht. Letzte Saison hatte ich mit Mo Dahoud auch schon einen jungen Nebenmann. Aber mit Denis Zakaria oder Chris Kramer klappt es auch super. Wenn ich auf dem Platz stehe, fühle ich mich immer gut.

Sie schauen sich viel internationalen Fußball an. Wer sind Ihre Vorbilder?

Bénes Als Kind war Cristiano Ronaldo immer der Größte für mich — nicht nur als Spieler, sondern insgesamt als Profi, weil er so viel investiert. Ich bin natürlich ein anderer Spielertyp. Aber wie er will ich auch immer zusätzlich etwas machen nach dem Training. Und Marek Hamsik aus der Slowakei ist natürlich ein Vorbild.

Irgendwo war zu lesen, Sie könnten der neue Hamsik werden.

Bénes Das wäre super. (strahlt) Aber ich will ihn nicht kopieren, sondern Laszlo Bénes sein.

Wie viel Laszlo Bénes konnten man schon sehen in Gladbach?

Bénes Nicht viel. Das war nur der Anfang. Ich habe erst neun Spiele in der Bundesliga gemacht.

Wie würden Sie Ihren Spielertypen beschreiben?

Bénes Das mache ich selbst nicht so gerne, das sollen besser Sie oder der Trainer machen.

Wenn Sie sich nicht loben wollen, können Sie uns verraten, worin Sie sich noch verbessern wollen.

Bénes Ich mache momentan im Individualtraining viel für meinen schwächeren rechten Fuß. Aber auch meine Stärken kann ich noch verbessern.

Mit welcher Mannschaft spielen Sie auf der Playstation?

Bénes So viel spiele ich nicht. Wenn, dann im Internet mit meiner selbst gebauten Mannschaft.

Wer ist da drin?

Bénes Das ist egal. (lacht) So gut ist die nicht.

Lernen Sie Deutsch besser im Unterricht oder im Alltag mit den Kollegen?

Bénes Mir hilft beides viel. Mit den Spielern, Trainern oder Physios ist es wichtiger für die Vokabeln, mit der Lehrerin wichtiger für die Grammatik. Wir haben Einzelunterricht, meine Lehrerin kommt aus Tschechien. Slowakisch und Tschechisch sind sehr, sehr ähnlich. Ich weiß, dass ich noch viele Fehler mache, aber erst mal ist sprechen, sprechen, sprechen wichtig.

Das Wort, das jetzt wichtig wird, ist ein englisches: Comeback.

Bénes Mein Englisch ist nicht so gut, aber das verstehe ich natürlich. (lacht)

Gegen Frankfurt müssen Sie noch zuschauen. Auf den Gegner sind Sie als Borusse schon sehr oft getroffen.

Bénes Genau, dreimal war ich im Bundesligakader und im Pokal-Halbfinale bin ich in der 80. Minute reingekommen.

Gewonnen hat Borussia keines dieser Spiele, warum ist es gegen Frankfurt so schwer?

Bénes Es gibt keine leichten Gegner in der Bundesliga. Aus irgendeinem Grund haben Mannschaften mal eine schwierige Phase, aber gut sind alle. Auswärts ist es vielleicht etwas schwieriger, aber wir haben immer 5000 bis 7000 Fans dabei. Das hilft.

In der Slowakei sind es insgesamt wahrscheinlich nur 5000...

Bénes Nicht einmal, meist nur 1000.

Sie schauen das Spiel im Fernsehen?

Bénes Ja, ich muss am Freitag und Samstag trainieren. Wenn es möglich war, wie in Köln, war ich aber auch auswärts mal im Stadion. Viermal haben wir mit mir nicht gewonnen gegen Frankfurt. Ich hoffe, es klappt, wenn ich nicht dabei bin. (lacht)

(kk/jaso)
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