Borussia Mönchengladbach Christensen "im Anzug" und Löw-Kandidat Dahoud

Mönchengladbach · Nicht für alle Borussen ist die Länderspielpause so rund verlaufen wie für Mo Dahoud und Andreas Christensen. In der Schweiz kriselt es, bei Thorgan Hazard und seinen Belgiern waren in der vergangenen Woche andere Dinge wichtiger als der Fußball.

 Andreas Christensen entwickelt sich zum Stammspieler der dänischen Nationalmannschaft.

Andreas Christensen entwickelt sich zum Stammspieler der dänischen Nationalmannschaft.

Foto: dpa, pt sam

Gut sechs Millionen Menschen in Deutschland saßen noch vor dem Fernseher, als Joachim Löw gefragt wurde, welche Youngster er für die EM noch auf dem Zettel habe. In der ARD war gerade die Zusammenfassung des U21-Spiels gegen Russland zu sehen gewesen. Mo Dahoud gehörte bei seinem Startelf-Debüt zu den stärksten Protagonisten beim 2:0-Erfolg. Nun darf er sich als Teil eines "Zählen Sie mal auf, Herr Bundestrainer"-Quintetts fühlen.

"Max Meyer", begann Löw, "dann ist Goretzka ein Spieler mit sehr großen Fähigkeiten. Dahoud hat jetzt in der Saison gut gespielt, Julian Weigl, Kimmich, um mal ein paar Spieler zu nennen." Es war also nicht vermessen, dass Dahoud selbst noch vor seinem Debüt im Interview mit dfb.de sagte: "Die Nominierung für die U21 ist der nächste Schritt in meiner Karriere, eine Station vor der Nationalmannschaft sozusagen." So trat er dann auch auf.

Somit zählt der 20-Jährige zu den großen Gewinnern der Borussen-Elf, die in den vergangenen Tagen auf Länderspielreise war. Ein weiterer Youngster, Andreas Christensen, gehört auch in diese Kategorie. Für die dänische Nationalmannschaft durfte er gleich zweimal das tun, was er für die Borussia zuletzt 30-mal in Folge getan hat: 90 Minuten durchspielen. Gegen Island siegten die Dänen 2:1, in Schottland setzte es eine 0:1-Niederlage. Christensen nimmt einen neuen Spitznamen mit nach Gladbach. "Er erinnert mich an Franz Beckenbauer", sagte sein Nationaltrainer Age Hareide. "Es sieht fast so aus, als könnte er in einem Anzug spielen."

Eine Nationalmannschaftwoche mit Höhen und Tiefen liegt hinter Borussias Schweizern. Yann Sommer und Granit Xhaka spielten zweimal durch, kassierten aber zwei Pleiten — 0:1 gegen Irland und 0:2 gegen Bosnien-Herzegowina. Der "Tages-Anzeiger" betitelte seine Analyse am Mittwochmorgen mit "Die sieben Sorgen der Schweiz". Der Mannschaft fehle es momentan "an ziemlich allem. Von einem starken Goalie abgesehen." Andere Medien sahen noch Steigerungspotenzial bei Sommer, insgesamt kam er aber noch am besten weg.

Xhaka wird zu den "kraftlosen Anführern" gezählt. "Englische Klubs interessieren sich für ihn, weil er in Gladbach eine starke Saison spielt. Im Nationalteam aber ist ihm selten einmal ein Match wie auf Klubniveau gelungen", heißt es. Immerhin durfte der 23-Jährige nun auch für die Schweiz die Kapitänsbinde tragen. Nach dessen Auswechslung übernahm er sie von Juves Stephan Lichtsteiner.

Nico Elvedi hätte am Dienstag in Zürich eine Geschichte der Marke "Zu schön, um wahr zu sein" schreiben können. Im Sommer 2015 verließ er den dort ansässigen FCZ, im Frühjahr kehrte er als Bundesliga-Stammspieler mit dem Nationalteam zurück in den Letzigrund. Dass er nicht debütieren durfte, findet der "Tages-Anzeiger" angesichts der Schweizer Abwehrprobleme "nicht nachvollziehbar".

Seine Länderspieleinsätze Nummer elf und zwölf absolvierte Martin Hinteregger für Österreich. Beim 2:1 gegen Albanien spielte er eine Halbzeit, beim 1:2 gegen die Türkei 90 Minuten. Dabei fiel er weder positiv noch negativ auf. Das Spiel am Dienstagabend in Wien wollten nur 27.000 Zuschauer sehen, die Hälfte davon feuerte die Türken an. Das EM-Ticket sollte Hinteregger aber sicher haben, wenn er sich nicht verletzt und in Gladbach weiterhin viel Spielzeit bekommt.

Eine bewegte Woche liegt hinter Thorgan Hazard. Seine erste Berufung für Belgien seit langer Zeit wurde überschattet von den Anschlägen in Brüssel. Auf die Absage des Spiels gegen Portugal folgte die Verlegung ins Ausland. In Leiria verloren die Belgier am Dienstagabend 1:2. Mit dem zweiten Länderspieleinsatz wurde Hazard an seinem 23. Geburtstag nicht beschenkt. Er hatte sich im Training eine Wadenprellung zugezogen.

Damit ist sein Einsatz gegen Hertha aber nicht so gefährdet wie der von Fabian Johnson. Der 28-Jährige war trotz einer Adduktorenzerrung in die USA geflogen. Richtig trainieren konnte er dort gar nicht, das erste Spiel gegen Guatemala verpasste er deshalb, vor dem zweiten flog er zurück nach Deutschland. Die Frage, ob diese Reise sinnvoll war, muss erlaubt sein.

Ibrahima Traoré hat sich mit Guinea im Kampf um die Qualifikation für den Afrika-Cup 2017 zurückgemeldet. Gegen Malawi gab es ein 0:0 und ein 2:1. Aus den verbleibenden zwei Spielen dürften zwei Siege nötig sein, um das Turnier als Sieger der Vierergruppe zu erreichen.

Havard Nordtveit spielte für Norwegen 65 Minuten beim 0:0 gegen Estland und 60 Minuten beim 2:0 gegen Finnland, als er den ersten Treffer vorbereitete. Marvin Schulz trennte sich mit der deutschen U20 zweimal 1:1 von der Schweiz.

Insgesamt melden sich die elf Reisenden also mit sehr gemischten Gefühlen zurück.

(jaso)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort