Borussia Mönchengladbach Lehrling Dahoud liefert sein Meisterstück ab

Frankfurt · Die Borussia feiert den vierten Bundesliga-Sieg in Folge. Mo Dahoud ist der überragende Spieler beim 5:1 in Frankfurt.

Mann des Tages Dahoud trifft dank Po-Abfälscher
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Mahmoud Dahoud sollte den Vorsänger geben nach dem 5:1 von Borussia Mönchengladbach bei Eintracht Frankfurt. Doch der 19-Jährige, den alle kurz "Mo" nennen, ist keiner für den großen Auftritt. Er wagte sich zwar vor zum Zaun, aber es gab keine Gesangseinlage des Spielers, der federführend war beim famosen Sieg der Gladbacher. "Ich war zu schüchtern", gestand er. Auf dem Rasen jedoch, da ist er kein bisschen schüchtern, das belegte er in Frankfurt mit Nachdruck.

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Der Sohn syrischer Einwanderer war ein Prestigeprojekt von Ex-Trainer Lucien Favre. Er hatte den Roh-Diamanten im eigenen Nachwuchs entdeckt und behutsam geschliffen. Immer wieder widmete er Dahoud Sonderschichten, übte mit ihm Bewegungen und Laufwege ein. Es gibt herrliche Prognosen für den jungen Mann. Ein Stratege sei er, heißt es, er habe das Gespür für das Spiel, wisse, was mit dem Ball zu tun ist. All das durfte Dahoud in der Ära Favre aber nur minutenweise zeigen, nur einmal gehörte er unter Favre zur Startelf - in Köln, beim letzten Spiel des Schweizers. Seit André Schubert Coach ist, spielt Dahoud immer. Und das immer besser. Weltmeister Lothar Matthäus, einst selbst ein Spross der Gladbacher Talentschule, lobte den Jüngling in höchsten Tönen nach dem Frankfurt-Spiel.

Der Lehrling lieferte dabei sein bisheriges Meisterstück ab. Vor der Abwehr sorgte er mit dem ebenfalls starken Granit Xhaka für Ordnung und Struktur, nach vorn war er als laufstarker Umschaltspieler nahezu an allem Wesentlichen beteiligt. Das 2:1, schoss er selbst ("ein überragendes Gefühl"), dann legte er Raffael das 3:1 auf und holte den Elfmeter heraus, den André Hahn zum 4:1 nutzte. Zwischendrin kredenzte Dahoud weitere Zuckerpässe, die Lars Stindl und Fabian Johnson aber nicht verwerten konnten. Der schmale Kerl mit dem unbändigen Haarschopf personifiziert die neue Balance im Borussen-Spiel: sicher hinten und kreativ nach vorn.

Dahoud ist daher, wie Schubert und Raffael, eines der Gesichter des Aufschwungs der Borussen, die nun den vierten Sieg in Serie schafften und auf dem Weg zurück in die obere Tabellenhälfte sind. Ruhig und überlegt in Halbzeit eins, total entfesselt nach der Pause - die Art und Weise, wie der Triumph in Frankfurt zustande kam, war beeindruckend. "Wir haben als Mannschaft super zusammengearbeitet", befand Dahoud.

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"Wie ein Traum"

"Ich genieße das alles im Moment sehr. Manchmal kommt es mir vor wie im Traum, und ich realisiere erst drei Tage später, was da eigentlich gerade alles passiert", berichtete er. Die geneigten Betrachter sind kaum weniger überrascht von seiner Entwicklung. Sein Spielverständnis ist verblüffend, noch verblüffender ist indes, wie geschickt er in Zweikämpfen agiert, auch gegen Herren, die fast zwei Köpfe größer sind - wie Frankfurts Alexander Meier, der an diesem Tag vom Elfmeter-Trauma der Borussen profitierte, weil Yann Sommer nach Alvaro Dominguez' seltsamen Rückpass Luc Castaignos umsäbelte.

"Mo nutzt seine Chance eindrucksvoll", lobte Sportdirektor Max Eberl. "Es ist ein Knoten geplatzt bei mir", gab Dahoud zu und auch, dass es wichtig sei, das Vertrauen des Trainers und den Respekt der Kollegen zu spüren. Das sorgt in Summe dafür, dass er mit einem beträchtlichen Selbstvertrauen unterwegs ist. Er genieße die Zeit, sagte Dahoud, doch er wisse, dass er demütig bleiben müsse. So ist jedes Spiel für ihn wie ein großes Geschenk, das er mit leuchtenden Augen auspackt und dann freudig damit spielt. Nun in Frankfurt hatte er mal wieder viel, viel Spaß. Den teilte er mit allen Borussen. Auch ohne Gesangseinlage.

(RP)
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