Borussia Mönchengladbach Mal Nicht-Gewinner, mal Nicht-Verlierer

Meinung | Mönchengladbach · Mit dem Unentschieden im Fußball ist es so eine Sache. Es kann schmecken, ist aber letztlich doch unbefriedigend. Denn Fußball ist ein Sport der Emotionen, und wo es keine Sieger und Verlierer gibt, fehlen die emotionalen Pole: Freud und Leid.

André Hahn verschießt Elfmeter gegen den Hamburger SV
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Hahn scheitert mit Foulelfmeter an Adler

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Ein Unentschieden lässt beides zu, doch jeder der Konkurrenten wird einen Ansatz finden, zu sagen: Gefühlt sind wir der Sieger. Allerdings gibt es immer einen, der sich tatsächlich ein bisschen mehr als Nicht-Verlierer fühlen darf, und einen, der sich als Nicht-Gewinner fühlen muss. Das hat mit der Konstellation des Spiels und dem Spielverlauf zu tun.

Am Samstag war der Hamburger SV eher der Nicht-Verlierer. Denn hätte es beim 0:0 im Borussia-Park eine B-Note gegeben, wäre Gladbach der klare Gewinner gewesen. Sie hatte in allen relevanten Statistiken Vorteile, nur eben auf der Anzeigetafel nicht, die indes die letzte Wahrheit zeigt. So hat Borussia nun rote Zahlen. Und zwar in der Meyer-Tabelle, der speziellen Heim-Auswärtskalkulation des Ex-Trainers und jetzigen Präsidiumsmitglieds Hans Meyer. Das 0:0 kostet zwei Heimpunkte und mit dem bis dato einzigen in der Fremde ergatterten Zähler in Leipzig steht das Konto nun bei minus eins.

Es ist also ein sehr ärgerliches 0:0. Erstens, weil unnötigerweise angesichts der vielen Chancen inklusive zweier Elfmeter die wunderbare Heimserie gerissen ist, bevor sie historisch werden konnte. Und zweitens, weil nun der Druck wächst, auswärts etwas zu holen, bestenfalls einen Dreier, denn nur der lässt die Borussen in der Meyer-Tabelle wieder schwarze Zahlen schreiben. Dass der nun ausgerechnet bei den Bayern am Samstag gelingt, ist einigermaßen schwer vorstellbar, zumal die Münchner gerade nur 2:2 in Frankfurt gespielt haben und daher einigermaßen gereizt sind, was die Bundesliga angeht.

Was gegen den HSV indes ärgerlich war, ein 0:0, wäre dort, beim Rekordmeister, für die Borussen ein Gewinn, auch, wenn es die Meyer-Tabelle nur auf plus-minus null stellen würde. Vergangene Saison gab es ein 1:1 in der Allianz-Arena, und gerade die, die gegen Hamburg nicht trafen vom Elfmeterpunkt, waren da die Torproduzenten: Lars Stindl passte und André Hahn traf. Ein Randaspekt. Doch die Erinnerung daran kann und sollte Mut machen.

Wichtiger ist aber: Hält Borussia die Quote vom Samstag in dieser Woche aufrecht, sprich: Sammelt sie zwei weitere Remis ein, dann wäre der Dreiklang von Samstag zu Samstag, der mit einem ärgerlichen Nicht-Sieg gegen den Bundesliga-Letzten begonnen hat, durch zwei Nicht-Niederlagen definitiv aufgewertet. Das Unentschieden gegen den HSV ist unbefriedigend, weil ein Spiel wie dieses, mit so vielen Chancen, gewonnen werden muss. Ein Unentschieden in Glasgow wäre hilfreich, ist aber auch das Mindeste, weil es sonst schwierig wird mit Platz drei. Und ein Unentschieden bei den Bayern wäre ein Erfolg, weil jeder Punkt bei den Bayern grundsätzlich ein Erfolg ist.

Und jene, die nun aufschreien und monieren: Unentschieden, das ist doch nix, denen sei in Aussicht gestellt, dass die Serie spätestens am Dienstag der Woche drauf enden würde: Denn dann ist Pokal, und im Pokal gibt es kein Unentschieden. Da wird zur Not vom Elfmeterpunkt entschieden. Da das aber nicht eben die Spezialdisziplin der Borussen ist, denken wir so weit lieber noch nicht. Konzentration aufs nächste Spiel. Glasgow. Dort, in einem der emotionalsten Stadien der Welt, wäre ein Remis sehr schmackhaft — und auch befriedigend. Wegen der Konstellation wäre Borussia selbst dann der Nicht-Verlierer, wenn sie sich angesichts der Spielverlaufs als Nicht-Gewinner fühlen müsste.

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