Borussia Mönchengladbach Ter Stegen bringt Stallgeruch aus dem Fußball-Olymp mit

Mönchengladbach · Es war 19.17 Uhr, als Marc-André ter Stegen wieder richtig daheim war. Er stand im Tor vor der Nordkurve des Borussia-Parks und flog den Bällen hinterher. Hinter ihm gab es keine Menschen, das Stadion war leer, es war das Abschlusstraining des FC Barcelona, und das fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, wie üblich am Tag vor einem Champions-League-Spiel.

Marc-André ter Stegen und der FC Barcelona trainieren im Borussia-Park
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Barcelona und ter Stegen trainieren im Borussia-Park

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Am Mittwochabend wird es rumoren hinter ihm, wenn er an gleicher Stelle steht, um sein Tor gegen die Borussen zu vereidigen. Vor vier Wochen war er schon einmal hier, mit dem DFB-Team, als Nationaltorwart. Doch das war anders, weiter weg. Nun spielt er gegen Borussia. Seine Borussia. "Ich freue mich auf den Empfang im Stadion und werde den Moment genießen", sagte ter Stegen während der Pressekonferenz zum Spiel im Medienraum des Borussia-Parks.

Als er diesen betrat, gab es erst mal das große Händeschütteln. Unter anderen war Roland Virkus da, Borussias Nachwuchsdirektor und ter Stegens Förderer in Jugendtagen. Immerhin war Zeit für einen kurzen Plausch. Auf dem Weg zum Podium gab es die eine oder andere Umarmung mit Menschen aus der Vergangenheit.

2014, nachdem er fast sein ganzes, damals 22 Jahre langes Leben bei Borussia verbracht hatte, war er zum FC Barcelona gewechselt. Und nun sorgte er bei seiner Rückkehr für Stallgeruch. Barca, das war immer so weit weg für die Borussen, in einer anderen Fußball-Welt. Der Olymp des Fußballs. Und nun, am Tag, bevor Gladbach diesen Giganten im Pflichtspiel herausfordert, kommt da einer vom FC Barcelona zur Pressekonferenz, der Borusse war, der in Rheydt geboren wurde, der ein "Jlabbacher Jong" ist.

Auch für ter Stegen, 2015 immerhin Champions-League-Gewinner, ist dieses Los sehr emotional. Das spürte man. Als "alte Liebe" hatte er Borussia vorab bezeichnet. "Es ist toll, Borussia auf diesem Niveau wiederzutreffen. Ich bin stolz und glücklich über das Wiedersehen mit Borussia. Auch wenn es komisch sein wird, in die Gäste- statt in die Heimkabine zu gehen", gestand ter Stegen. Doch sind das kleinere Gefühlsduseleien am Rande einer Rückkehr aus professionellen Gründen. "Ich bin ja nicht gekommen, um alte Freunde zu treffen, das kann ich machen, wenn ich in meiner Freizeit hierher komme. Ich bin hier, um das Spiel zu gewinnen", stellte er klar.

Ja, er ist Ex-Borusse. Aber vor allem ist er Torhüter des FC Barcelona (und als solcher, so ist zu hören, könnte er bald seinen Vertrag um zwei Jahre verlängern). Weswegen sein Trainer Luis Enrique die Rückkehrer-Geschichte auch ganz nüchtern einordnete. "Natürlich haben wir uns nicht anders auf dieses Spiel vorbereitet, nur weil einer von uns mal für diesen Klub gespielt hat. Das kommt ja öfter vor", sagte der Trainer.

Luis Enrique weiß, was sein Klub von Borussia bekommen hat: einen Klasse-Torwart. "Ter Stegen hat sich in jeder Hinsicht verbessert, sowohl auf persönlichem als auch auf fußballerischem Level. Er spricht Spanisch und versteht auch schon ein bisschen Katalanisch. Er hat die Herausforderung angenommen, zu Barca zu wechseln und sich der Konkurrenz zu stellen. Und er wird weiter reifen, da bin ich mir sicher", sagte Luis Enrique.

Seine beachtlichen Spanisch-Kenntnisse demonstrierte ter Stegen bei der Pressekonferenz. Da war er dann ganz Spieler des FC Barcelona. Aber immer auch ter Stegen: hoch konzentriert, sehr professionell, ehrgeizig. Aber auch locker. Als er dann später auf den Platz kam zum Training, bekam er einen kurzen Applaus der Mitspieler. Er kann ihnen wohl jeden Winkel dieser Arena, die so lange sein Zuhause war, erklären. Er wird ihnen auch erklärt haben, was am Mittwoch in der Nordkurve los sein wird. Er kennt sich aus, für ihn ist es schließlich ein Heimspiel. Ein Heimspiel, in dem er den Auswärtssieg festhalten will.

(kk)
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