Borussia Mönchengladbach Risses "Sonntagsschuss" sorgt für das große Unglück

Mönchengladbach · "Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu" – der alte Spruch war bei Borussias 1:2 gegen 1. FC Köln nur ein Teil der Wahrheit. Mangelnde Chancenverwertung und Passivität in der zweiten Hälfte ermöglichten die späte Niederlage.

Marcel Risse schießt 1. FC Köln zum 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach
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Risse schießt Köln mit Freistoß-Hammer zum Sieg

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Foto: dpa, jg

"Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu" — der alte Spruch war bei Borussias 1:2 gegen 1. FC Köln nur ein Teil der Wahrheit. Mangelnde Chancenverwertung und Passivität in der zweiten Hälfte ermöglichten die späte Niederlage.

Die Kölner Spieler feierten den ersten Sieg in Mönchengladbach seit acht Jahren mit heimischem Liedgut. "Hey Kölle, do bes e Jeföhl", schallte es aus der Kabine. Und der Soundtrack der Gastgeber? Den gab es natürlich nicht. Angesprochen auf die "todestrübe Stimmung", wehrte Trainer André Schubert noch ab. "Ich bin kein Freund von so martialischen Ausdrücken, es ist immer noch Fußball", sagte der 45-Jährige, meinte aber natürlich auch: "Das ist extrem hart für uns, da müssen wir uns erstmal schütteln."

Viele Beobachter schienen sich auf die Lippe zu beißen, um den nicht alten Spruch "Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu" zu bemühen. Doch weit entfernt davon war dieses Derby aus Gladbacher Sicht nicht. Einen Elfmeter hätten sie bekommen können (Dominique Heintz gegen Thorgan Hazard), eine Rote Karte hätte der Gegner bekommen können (Matthias Lehmann an Mo Dahoud), insgesamt drei Tore hätte Borussia locker machen können (Hazard frei vor Thomas Kessler, Ibrahima Traoré an die Latte, Hazard knapp am Tor vorbei, Fabian Johnson frei vor Kessler) und dann waren da noch die beiden Gegentore: Jannik Vestergaards Kopfball an Anthony Modestes Kopf und Marcel Risses Freistoßtor aus 30 Metern in der Nachspielzeit.

"Es war für uns ein extrem schweres Spiel gegen eine Mannschaft, die ihre Qualitäten gezeigt hat. Wir mussten alles reinwerfen an Leidenschaft, was wir hatten", sagte nicht Schubert, sondern Kölns Trainer Peter Stöger. Von einem verdienten Sieg sprachen die Gäste freilich nicht, aber es konnte ihnen auch ziemlich egal sein. "Alles, was man vom 1. FC Köln verlangen kann, haben wir gezeigt. Mit so einem Sonntagsschuss hier am Ende zu gewinnen, ist natürlich etwas Besonderes", meinte Stöger, der seine beiden vorherigen Derbys in Gladbach 0:1 verloren hatte.

Borussia nach der Pause zu passiv

Trotzdem war es nicht so, dass die Borussen rundum zufrieden war, mit den Schultern zuckten und keine Defizite erkannten. "Wir sind gut reingekommen und haben uns viele Chancen rausgespielt. Das Manko war, dass wir nicht das zweite oder dritte Tor machen. In der Phase nach der Pause, in der Köln gefährlicher wurde, müssen wir uns vorwerfen lassen, dass wir etwas zu passiv waren", sagte Schubert. Gerade die entscheidenden Szenen werden in der Analyse wohl nicht zu entscheidend sein. "Nach jedem Spiel schauen wir, was gut war und was nicht so gut. Darüber sprechen wir mit den Jungs. Aufzudröseln, warum Jannik Vestergaard dem Gegner unglücklich an den Kopf köpft, hat keinen Sinn. Die Situation schauen wir uns einmal an und ärgern uns", erklärte Schubert.

Ein Kopfproblem wollte er am Horizont nicht aufziehen sehen. "Glück kannst du nicht erzwingen. Du kannst dich nur darauf konzentrieren, die Chancen weiter herauszuspielen. Mit jeder Torchance steigt die Wahrscheinlichkeit, dass du triffst. Immerhin haben wir heute mal wieder getroffen, hätten aber vielleicht ein zweites oder drittes nachlegen müssen. Das ist uns leider nicht gelungen", sagte der Trainer.

Seine Spieler gingen nach dem Abpfiff mit langen Gesichtern in die Kurve. Der zentrale Block 16, in dem vor allem die Ultras stehen, war entsprechend aufgebracht angesichts der Derbyniederlage. Der Rest des Stadions hatte sich da schon weitgehend geleert. "Auch in der zweiten Halbzeit hatten wir Chancen um auf 2:0 erhöhen können. Selbst nach dem 1:1 hatten wir die Chance zum 2:1. Ich glaube, dass wir heute klar die bessere Mannschaft waren", sagte ein halbwegs ratloser Tobias Strobl, der auf der Doppelsechs 50 Minuten lang ein bärenstarkes Spiel machte, dann aber genau wie viele seiner Kollegen mental wie körperlich abbaute.

Als sich beide Mannschaften auf einen Patt einzustellen schienen, packte Risse seinen "Sonntagsschuss" aus, bei dem Yann Sommer wieder einmal ein paar Zentimeter Körpergröße fehlten. Sonst hätte es in keiner der beiden Kabinen einen Grund für Feierlichkeiten gegeben. So hatte nur "Kölle" ein gutes "Jeföhl".

(jaso)
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