Borussia-Sportdirektor zum Rekordmeister? Eberl lässt die Bayern-Gerüchte über sich ergehen

Für Borussias Sportdirektor Max Eberl bleibt die Frage, ob er bald zum FC Bayern wechselt, ein mediales Thema. Nach Philipp Lahms Rücktrittserklärung am Dienstag wollte er nichts Neues dazu beisteuern. Fest steht: Ein Abgang im Sommer würde Gladbach vor große Probleme stellen.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Das ist Max Eberl

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Noch vor dem Spiel hatte Max Eberl auf dem Rasen gestanden und mit seinem ehemaligen Teamkollegen Janos Radoki über alte Zeiten in Fürth geplaudert. Zwei Stunden später war Borussias Manager nicht mehr redselig, was nichts mit dem 2:0-Sieg seiner Gladbacher zu tun hatte, sondern mit der Nachricht, die längst aus München in Fürth gelandet war.

Bis Philipp Lahm am Dienstagabend seinen Rücktritt im Sommer verkündete, aber einen direkten Wechsel auf den Posten des Sportdirektors beim FC Bayern ausschloss, hatten der Weltmeister und Eberl in der öffentlichen Wahrnehmung als Top-Favoriten gegolten. Nun steht Eberl alleine an der Spitze der Spekulationsskala. Dass er in Fürth nach dem Spiel allen Mikrofonen, Diktiergeräten und Notizblöcken aus dem Weg ging, dürfte einen Grund gehabt haben. Auch am Mittwoch wollte der 43-Jährige auf Anfrage unserer Redaktion nichts Neues zu dem Thema sagen, das er im Interview vor drei Wochen noch als "mediales" bezeichnet hatte. "Ich habe oft genug gesagt, dass das für mich hier nicht irgendein Job ist. Ich bin 18 Jahre bei Borussia. Für mich hat dieser Klub eine unfassbare Bedeutung. Ich habe den Klub in allen Facetten kennengelernt — hochverschuldet, neues Stadion, Abstieg, und jetzt reden wir über Champions League. Es geht mir nur darum, alles dafür zu tun, dass wir den größtmöglichen Erfolg haben. Ich habe einen Vertrag bis 2020, ohne Ausstiegsklausel", sagte Eberl damals.

Borussias Manager ergeht es seit dem vergangenen Sommer ähnlich wie den Top-Leuten, um deren Verbleib er Jahr für Jahr kämpfen muss. Erfolg weckt Begehrlichkeiten, und so wie Stürmer Marco Reus oder Trainer Lucien Favre fast schon einem Naturgesetz entsprechend in den Fokus der Bayern gerieten, kommt der Rekordmeister auch in der Sportdirektoren-Frage nicht um den Namen eines führenden Bundesliga-Managers herum. Doch auch die Gerüchte um die eigene Person quittiere er nur mit einem Schmunzeln, meinte Eberl.

"On top", wie es Eberl in seinem eigenen Duktus wohl ausdrücken würde, kommt seine Münchner Vergangenheit: 15 Jahre war er von der Jugend bis zu den Profis im Verein, noch heute ruft er Uli Hoeneß nicht nur an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Da der Präsident verkündet hat, dass Lahm ein Vorstandsposten aufgrund mangelnder Erfahrung verwehrt wurde, spricht noch etwas mehr für Eberl.

Trotzdem bleibt es eine offene Angelegenheit. "Es kann keine Rede davon sein, dass wir bereit sind, jemanden ziehen zu lassen", sagte Borussias Präsident Rolf Königs Ende November des vergangenen Jahres. In der Tat wäre Eberls Abgang komplizierter als der eines Spielers wie Reus, weil der Manager-Markt so überschaubar ist. Drei entwicklungsfähige Manager holen, um sich breiter aufzustellen — die Analogie geht eben nicht auf.

Im Sommer könnte zudem ein personeller Umbruch im Spielerkader anstehen. 2018 laufen acht Verträge, teilweise von Schlüsselspielern, aus. Verlängern Mo Dahoud, Fabian Johnson, Julian Korb oder Ibrahima Traoré noch einmal, oder versucht Borussia, die Dynamik des Marktes für sich zu nutzen und nicht zu verachtende Ablösesummen zu erzielen? Solche Fragen drängen sich für Eberl in den kommenden Monaten auf. Deshalb kann Borussia es sich, selbst wenn alle Parteien übereinkämen, gar nicht erlauben, sich in eine derart ungewisse Lage zu befördern. Zudem hat Eberl in Dieter Hecking gerade erst einen neuen Trainer geholt, die neu erlangte Stabilität muss sich erst noch beweisen. So dürfte die Antwort auf die Eberl-und-Bayern-Frage zum jetzigen Zeitpunkt "noch nicht" lauten.

(jaso)
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