Borussia Mönchengladbach Eberl sorgt sich um das Prinzip Borussia

Mönchengladbach · Gladbachs Sportdirektor macht seinem Unmut über die Stimmung rund um den Verein Luft. Max Eberl kämpft in der Diskussion um Trainer André Schubert auch um "seine" Borussia.

 Max Eberl will den Mechanismen des Fußballs nicht bedingungslos gehorchen.

Max Eberl will den Mechanismen des Fußballs nicht bedingungslos gehorchen.

Foto: dpa, mb tba

Wie man es nun auch nennen will, den "Abstieg" aus der Champions League oder den "Wechsel" in die Europa League - das Ergebnis ist dasselbe: Borussia Mönchengladbach überwintert im Europapokal. Nach dem 1:1 gegen Manchester City steht das schon vor dem letzten Gruppenspiel am 6. Dezember beim FC Barcelona fest.

In der vergangenen Saison, der ersten in der Königsklasse, waren die Borussen noch als Gruppenletzter ausgeschieden aus dem Europapokal. Ein Fortschritt ist das also mithin, und nach dem Erreichen der dritten Pokalrunde der zweite Haken, der gesetzt wurde an in der Hinrunde anstehende Aufgabenstellungen.

Da es zudem ein spannender Champions-League-Abend war gegen das neue Team von Pep Guardiola und sich die Borussen teuer verkauften, gab es durchaus Grund zur Zufriedenheit. Doch Sportdirektor Max Eberl war die pure Freude vergangen. Denn angesichts der Krise in der Bundesliga mit sechs sieglosen Spielen in Folge brodelt es in der Borussen-Welt.

Die Gemengelage ist verzwickt. Es geht um Trainer André Schubert, um gestiegene Ansprüche und Realismus, auch um vielleicht fehlende Fairness. Die Borussen erleben in diesen Tagen, dass die Erfolge der jüngeren Vergangenheit ihre Welt verändert haben. Und dass in dieser Welt die Gesetze andere sind — dieselben wie überall im Fußballgeschäft. Manager Max Eberl wähnte den Klub indes in etwas anderen Sphären — und machte nun seinem Unmut Luft. Statt über den durchaus schönen Abend in der Champions League zu plaudern, stellte er Grundsätzliches klar. "Ich spüre hier eine Stimmung, die du mit dem Messer schneiden kannst", sagte Eberl.

Er hat zuletzt mehr gelesen als sonst, gestand er, wohl auch in den sozialen Netzwerken, und dort gibt es schon einiges zu finden. Es gibt Facebook-Gruppen, die des Trainers Entlassung fordern, und dies oft in wenig netten Worten. Eberl hat kein Verständnis dafür. Nicht für die Pfiffe am Mittwoch ("Die da pfeifen, sind dumme Menschen") und auch nicht für den Umgang mit der Situation und dem Trainer, dessen Vertrag er kürzlich verlängert hat.

"Es gibt nur noch Schwarz und Weiß, kein: Wir schauen mal. Ich finde es gefährlich, sofort das große Ganze in Frage zu stellen", sagte Eberl. Und verwies auf Schuberts Leistungen jenseits der aktuellen Misserfolgsserie in der Liga. Doch er weiß, dass die Personalie Schubert polarisiert. Warum das so ist? "Ich habe das Gefühl, es geht hier um was Persönliches", sagte Eberl.

Er kämpft mithin auch um "seine" Borussia. Die Borussia, die nicht sofort den üblichen Mechanismen des Fußballs folgt, die auch Geduld haben darf, Trainern Zeit gibt, sich und das Team zu entwickeln. "Wir wollen auch mal versuchen, ein Tal zu durchstehen. Wir haben fantastische Zeiten erlebt, und ich hatte das Gefühl, wir hätten mehr Bonus", sagte Eberl. Einen Bonus für Zeiten, die schwieriger sind, in denen Geduld gefragt ist, in denen der Weg nicht nur steil nach oben führt. Für die Kritiker geht es um Schubert, für Eberl aber auch um das Prinzip Borussia.

Morgen kommt mit dem Spiel gegen Hoffenheim der nächste Akt des seltsamen Schauspiels am Niederrhein, dessen Wahrheit nicht auf dem Rasen liegt.

(kk)
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