Borussia Mönchengladbach Eberls Ansagen

Mönchengladbach · Borussias Sportdirektor stellte gestern klar, dass Trainer André Schubert die Zeit bekomme, seine Ideen umzusetzen. Zudem berichtete er, dass dem Team klar gemacht worden sei, wohin es im Saison-Endspurt gehen soll: nach Europa.

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Max Eberl wird bald die Nummer zwei sein. Seit fast acht Jahren ist er nun Borussias Sportdirektor. Und ab Juni wird nur noch der legendäre Helmut Grashoff, von 1966 bis 1991 Macher der Fohlenelf, länger Gladbach-Manager gewesen sein als er. "Das macht mich stolz", sagte Eberl gestern Abend bei der Mitgliederversammlung in der Südkurve des Stadions.

Er hatte den kompliziertesten Redner-Part. Finanzboss Stephan Schippers konnte ohne Wenn und Aber berichten vom "wirtschaftlich erfolgreichsten Jahr, das Borussia je hatte". Eberl hingegen musste erklären, warum der fünfte Rang, den die Borussen aktuell belegen, ein Erfolg ist. Das ist insoweit skurril, als es viele Jahre lang um ganz andere Krisen ging in Mönchengladbach als die aktuelle. Man habe dem Team nach der Mangelleistung in Hannover (0:2) "in den Hintern getreten", versicherte Eberl. Und man habe den Spielern mitgeteilt, wo es nun hingehen soll.

Zu seinem Achtjährigen hat er eine klare Vorstellung von dem, was die Gladbacher Mannschaft noch erreichen soll in den letzten vier Saisonspielen: "Etwas Großes, das ist für mich Europa", sagte Eberl. Dass dieses Unterfangen nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen etwas "von Tristesse" überlagert wird, gab er zu. Die Rückrunde dieser Saison sei ein "Wechselbad der Gefühle auf hohem Niveau". So stehen die Borussen eben vier Spiele vor Schluss auf Rang fünf, aber es bestehen theoretisch noch alle Möglichkeiten - vom erneuten Champions-League-Coup bis zum Europa-Aus. Das passt zu dieser Saison, die geprägt ist von "bemerkenswerten Umständen", wie Eberl anmerkte.

Es gibt außergewöhnlich viel Verletzungspech. Zudem ist den Borussen der, wie Eberl gern sagt, "perfekte Trainer" Lucien Favre abhandengekommen. So sei der Klub plötzlich in einer schwierigen Situation gewesen: "Ohne Trainer, ohne Punkte". André Schubert wurde daher vom U23-Trainerposten in die Bundesliga befördert, zunächst nur für den Übergang, später wurde er offiziell zum Chef gemacht. Der neue Trainer hat inzwischen, natürlich, eigene Ideen eingebracht, viele sogar, zu viele, wie manche meinen - hat Eberl festgestellt. Mancher Fan, das lassen zumindest Debattierrunden in diversen Internetforen vermuten, muss sich an all das Neue bei Borussia noch gewöhnen.

Eberl stellte aber klar, dass sich das Neue etablieren soll: "André Schubert ist ein Trainer, der zu uns passt. Wir haben uns in der Hinrunde entschieden, dass er für die nächsten eineinhalb Jahre unser Trainer ist. Er hat eine Idee und wird die Zeit bekommen, seine Idee umzusetzen", stärkte er Schubert ausdrücklich den Rücken. Die 1348 anwesenden Mitglieder applaudierten. Für Eberl. Und für Schubert, der zum ersten Mal bei einer Mitgliederversammlung auf dem Podium saß.

Eberl meisterte seine Rede am Montagabend gekonnt. Er sprach die Problemzonen des aktuellen Borussen-Konstrukts an und verteidigte auf diese Weise offensiv seinen Standpunkt. Er sprach von "Realität" und "Nachhaltigkeit", mahnte zur "Demut", gab aber auch ein anspruchsvolles Ziel aus für den Rest dieser Saison. Kurz: Eberl machte klare Ansagen.

Dass Borussia oben mitspielt und es trotzdem eine gewisse Unruhe gibt, zeigt indes, dass sich die Borussen-Welt in den vergangenen Jahren stark verändert hat: Die Ansprüche sind arg gestiegen. Dafür hat Favre gesorgt in den fünf Jahren seiner erfolgreichen Arbeit. Favre war zuletzt auf Stippvisite im Borussia-Park. "Ihm geht es gut", wusste Präsident Rolf Königs zu berichten.

Der Vertrag des Ex-Trainers ist indes noch nicht aufgelöst, sondern ruht weiter. Bei der Versammlung gab es nun den Vorschlag eines Fans: Borussia solle Favre zum letzten Heimspiel einladen, "wenn wir den Einzug in die Champions League geschafft haben." Ex-Trainer trifft Neu-Trainer, gab es schon einmal in Gladbach: Am Ende der Saison 2002/2003, als Hans Meyer, inzwischen Präsidiumsmitglied, mit seinem Nachfolger Ewald Lienen Borussias Rettung feierte.

(RP)
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