Borussia Mönchengladbach Der Gewinner-Geist und die Tor-Geilheit

Mönchengladbach · "Wir haben die Messlatte hochgelegt", sagt Dieter Hecking nach dem Sieg gegen Leverkusen und vor dem Heimspiel gegen Freiburg. Jetzt gilt es, den Erfolg zu "vergolden", wie Max Eberl es ausdrückt.

Bayer 04 Leverkusen - Borussia Mönchengladbach: "Fohlen" in der Einzelkritik
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Bayer - Borussia: Die "Fohlen" in der Einzelkritik

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Foto: Dirk Päffgen

Dieter Hecking ist Westfale. Und er hat ja zuletzt auch lange in Niedersachsen gearbeitet, in Hannover und Wolfsburg, sein Familiensitz ist ebenfalls dort, in Bad Nenndorf, und die Niedersachsen sind ebenfalls sehr nüchtern in der Sicht der Welt. Deswegen ist dem neuen Trainer der Borussen der Überschwang, mit dem der Rheinländer zuweilen unterwegs ist, etwas suspekt ist. Nein, die Welt funktioniert nicht wie ein Kippschalter: einfach mal umgelegt, und alles ist anders. Und der Fußball schon gar nicht. Das weiß Hecking, schließlich hat er als Ex-Profi und Trainer eine "unendliche Erfahrung", wie Borussias Manager Max Eberl sagt.

Diese hat Hecking gelehrt, dass ein Spiel viel bewegen kann, aber nicht alles bedeutet Nicht ein 0:0 in Darmstadt, mit dem viele nicht so zufrieden waren wie er selbst, aber eben auch kein 3:2 in Leverkusen. Dieser Sieg, errungen mit viel Moral und Willen nach einem 0:2-Rückstand, kann viel, viel bewirken, er kann einen Wendepunkt in dieser Saison der Borussen markieren. Doch gibt es dafür keine Garantie. Trotzdem gibt es Ansprüche. Gegen Freiburg wäre es ab einem Unentschieden ein wohl "Nur"-Resultat. "Wir dürfen Vertrauen haben, aber es war auch nur ein Spiel und wir haben die Messlatte hochgelegt", sagte Hecking. Er weiß, dass am Samstag schon ein Remis gegen den SC Freiburg Ernüchterung bedeuten würde.

Allerdings wäre ein Sieg eine Total-Veredelung des Leverkusen-Spiels, "dann würde man den Sieg vergolden", sagte Eberl. Dieter Hecking zählte, so ist es branchenüblich, die Vorzüge des Gegners auf, und in der Summe kann man sagen: Freiburg ist kein angenehmer Gegner. Für einen Trainer ist es immer eine kleine Gratwanderung, wenn es um solche Einschätzungen geht: Wie stark rede ich den Gegner, ohne mein Team klein zu reden? Hecking hält es wie in anderen Dingen auch: Er setzt auf Realismus. Er sagt: "Freiburg ist für mich eine große Überraschung der Saison, mein Kollege Christian Streich macht da tolle Arbeit. Trotzdem wollen wir am Samstag gewinnen", stellte Hecking vor seinem Heimdebüt als Borussen-Trainer klar.

Allerdings bedarf es dazu zweierlei: Der Geist von Leverkusen, der das Team insbesondere nach der Pause beseelte und antrieb, muss erneut da sein. Und die "Geilheit, das Tor machen zu wollen", die Hecking bei den Seinen in der BayArena ausgemacht hat in diesen 45 Minuten. Wie sich Lars Stindl und Raffael bei den Treffern eins und drei durchsetzten, das war schon beachtlich gegen den robusten Nationalspieler Jonathan Tah. Am Samstag können die Geister, die die Borussen in Leverkusen riefen, plus die Tor-Geilheit, die sie gegen Bayer an den Tag legten helfen, müssen aber auch abgerufen werden, wenn es etwas werden soll gegen den Sport-Club.

Dass Borussia bislang überhaupt nur ein Bundesliga-Heimspiel gegen Freiburg verloren hat, kann allenfalls ein statistischer Abtrieb sein, nicht mehr. Dass sein Team bei Standards anders auftreten muss als in Leverkusen, ist keine Frage. "Wir haben die Qualität, solche Tore zu verhindern, wobei ich sagen muss, dass es Leverkusen beim 2:0 auch sehr gut gemacht hat. Aber wenn Freiburg ein Standard-Tor macht, und wir mindestens zweimal treffen, nehme ich das auch mit. Klar ist, dass wir viel arbeiten müssen, um die Balance hinzukriegen. Wenn wir das tun, haben wir gute Siegchancen", sagte Hecking.

(kk)
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