Borussia Mönchengladbach Neunmal 90 - das macht Wendt stark

Mönchengladbach · Für Max Kruse war Lucien Favres Rotation offenbar ein Ansporn, der Schwede indes mag sie nicht. In der Hinrunde fehlte ihm der Rhythmus, nun hat er ihn.

 Die Neun hilft der 17: Oscar Wendt hat seit neun Pflichtspielen einen festen Platz in Lucien Favres Startelf - und spielt immer besser.

Die Neun hilft der 17: Oscar Wendt hat seit neun Pflichtspielen einen festen Platz in Lucien Favres Startelf - und spielt immer besser.

Foto: Dirk Päffgen

Oscar Wendt gab den Experten Rätsel auf. Er war richtig gut drauf vor der Saison und rundum zufrieden mit sich und der Welt. Doch er konnte das nicht auf den Platz übersetzen. Die Hinrunde lief regelrecht an Borussias schwedischem Linksverteidiger vorbei. Nur 16 von 26 Pflichtspielen durfte er mitmachen. Das war eine Konsequenz des neuen Rotationsprinzips von Trainer Lucien Favre. Wendt kam nicht wirklich an in der Saison. Er brauche den Spielrhythmus, gab er zu, mal spielen, mal nicht, das sei für ihn Gift. Aktuell tritt Wendt die umgekehrte Beweisführung seiner These an. Er spielt seit neun Pflichtspielen durch - und hat sich nahezu in jedem Spiel gesteigert.

Nun, beim 4:1 bei 1899 Hoffenheim, machte er sein bestes Saisonspiel. Umsichtig war er in der Defensive, kaum einmal ließ er etwas zu über seine Seite, er hatte die meisten Ballkontakte aller Borussen (95), 90 Prozent seiner Pässe kamen an, er war viel unterwegs (10,3 Kilometer) und entwickelte nach vorn viel Produktivität. Seine Hereingaben waren es, die Borussia nach dem 0:1 das Spiel schnell drehen ließen: Erst flankte er vor dem Elfmeter, den Max Kruse zum 1:1 nutzte, dann legte er Patrick Herrmann nach einem fast identischen Angriffszug das 2:1 auf. "Ich glaube, ohne Rotation ist es besser für mich. Ich habe in jedem Spiel mehr Selbstvertrauen", sagt Wendt.

Während ihn die Beständigkeit, die neunmal 90 Minuten, stark macht, war Favres Rotation für seinen Kollegen Max Kruse offenbar ein Ansporn. Beim 2:0 in München hatte Kruse zunächst auf der Bank gesessen, "solche Highlightspiele"zu verpassen, gefällt keinem Profi. Der Nationalspieler war nun in Sinsheim an allen vier Toren beteiligt: als Elfmeterschütze zum 1:1, als Vorbereiter des 3:1 und des 4:1 sowie als Einleiter des 2:1. Kruse gab in Sinsheim den spielmachenden Stürmer. Er hatte 90 Ballkontakte, das ist ein ausgezeichneter Wert für einen Angreifer, er rannte 11,4 Kilometer, war ein intelligenter Passgeber und übernahm beim Elfmeter Verantwortung. Trotz der vier Minuten währenden Wartezeit schoss er seinen neunten Strafstoß als Borusse sicher zum neunten Mal ins Tor.

Borussia trainiert für Pokal-Viertelfinale in Bielefeld
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Kurios ist, dass der effektive Kruse seit 1854 Minuten nicht aus dem Spiel heraus getroffen hat - doch wer so spielt wie er gegen Hoffenheim, den stört so eine Statistik nicht. Die Art und Weise, wie er sich zurückmeldete, war schlichtweg beeindruckend, er machte eines der besten seiner 59 Bundesligaspiele als Borusse. Acht Tore und acht Vorlagen hat Kruse beisammen - eine Bilanz, die unterstreicht, dass er ein Teamplayer ist. In der internen Tabelle, die die Scorerpunkte nachhält, liegt er vorn mit 16 Punkten. Die interne Torschützenliste indes, die führt in der Kategorie Bundesliga nun Patrick Herrmann mit zehn Treffern an. Dass es nicht schon elf sind, ist die Folge des Elfmeterpfiffs von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, der Herrmanns drittes Tor des Tages verhinderte. "Flaco hat sich ein bisschen geärgert, dass es Elfmeter gab, ich natürlich nicht", sagte Kruse grinsend.

Borussia Mönchengladbach – Max Kruse wartet lange vor Elfmeter-Tor
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Kruse cool vom Punkt trotz Wartezeit

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Geärgert hat sich aber auch Oscar Wendt wegen des Elfmeters. Hätte der Treffer von Patrick Hermann gezählt, hätte er einen Assist gutgeschrieben bekommen. So hat Wendt dann aber ein paar persönliche Ziele für den Rest der Saison: "Tore und Assits". Getroffen hat er bislang einmal, das war beim 4:1 gegen Bremen am 16. Spieltag. Da sollte seine Zeit noch kommen. Nun soll sie weitergehen. Dass Wendt morgen im Pokal-Viertelfinale bei Arminia Bielefeld zum zehnten Mal in Folge zur Startelf gehört, ist anzunehmen. Geht es nach ihm, gibt es danach noch zwei weitere Pokalpartien: das Halbfinale und das Endspiel. Mit dem FC Kopenhagen war er 2009 dänischer Cupsieger. Und er hat mit Kopenhagen regelmäßig in der Champions League gespielt. Daher ist Wendts Einschätzung, was Borussia und die Meisterliga angeht, durchaus gehaltvoll: "Wir sind klar gut genug für die Champions League", sagte er. Das, was Borussia in Sinsheim zeigte, stützt seine Behauptung.

(RP)
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