Borussia Mönchengladbach Dauerbrenner Elvedi bleibt keine Zeit zur Erholung

Berlin · Nico Elvedi hat sich in dieser Saison zum Dauerbrenner gemausert bei Borussia. Längst hatte der 20-Jährige wohl eine Pause benötigt, aber er erledigt seine Aufgaben stets zur Zufriedenheit – bis auch er in Berlin einen "schwarzen Abend" erlebte.

Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik
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Foto: Dirk Päffgen

Nico Elvedi hat sich in dieser Saison zum Dauerbrenner gemausert bei Borussia. Längst hatte der 20-Jährige wohl eine Pause benötigt, aber er erledigt seine Aufgaben stets zur Zufriedenheit — bis auch er in Berlin einen "schwarzen Abend" erlebte.

Da stand er nun, der gute Nico Elvedi, und hatte die Hände auf die Knie gestützt. Er schaute auf den Rasen, doch dürfte sein Blick eher hindurch gegangen sein durch die grüne Fläche, ins Nirgendwo. Kurz zuvor hatte Elvedi versucht, den Ball "zu löschen", wie sein Trainer André Schubert zu sagen pflegt. Doch statt das Spielgerät weit weg zu dreschen, traf Elvedi seinen Kollegen Jannik Vestergaard, und plötzlich wurde aus dem Befreiungsschlag eine perfekte Vorlage.

Der Ball flog in den Lauf von Berlins Salomon Kalou, der das 3:0 erzielte. Genau genommen war das Spiel bei Hertha BSC, das letztlich 0:3 ausging, damit gegessen. Das wusste wohl auch Elvedi, als er dort ganz einsam im Strafraum stand.

Ganz sicher gibt das, was Patrick Herrmann in Berlin passiert ist, die schwere Verletzung, dem Wort "schwarzer Tag" eine andere Färbung, doch rein sportlich betrachtet war es in Berlin wohl der schwärzeste Tag Elvedis, seit er im Sommer 2015 nach Mönchengladbach gewechselt ist. Bei den drei Gegentoren patzte Elvedi gleich viermal. Beim 0:1 landete sein Pass aus der Abwehr bei Mitchell Weiser, der hernach eine Flanke absandte, die Elvedi unterlief und so Kalou Tor Nummer eins erlaubte.

Das zweite Gegentor wurde bereits ausführlich beschrieben. In Leipzig, beim 1:1, war schon mal Ähnliches passiert, nur dass es da Andreas Christensen war, der den hünenhaften Vestergaard anschoss. Nun in Berlin durfte Kalou auch zum dritten Mal treffen, zuvor ließ sich Elvedi von Vedad Ibisevic aus der Abwehr locken, die entstandene Lücke nutzte Hertha zur entscheidenden Kombination.

Nun ist es einem jungen Kerl, der gerade 20 ist, nachzusehen, dass er Spiele macht wie dieses. Junge Spieler haben Formschwankungen, und in der Summe ist Elvedi für sein Alter und seine Erfahrungswerte schon recht weit. Zumal er sich in den vergangenen Wochen immer wieder mal neu erfinden muss als Abwehrspieler: Er hat alle Position durch, die das defensive Wechselspiel von Trainer André Schubert so hergibt, spielte mal links, mal rechts und mal innen in der Dreierkette, dann links oder rechts oder mittig (links wie rechts) in der Viererkette. Alles immer verbunden mit neuen Laufwegen und Aufgaben. Gedankliches Umschalten ist in extremer Ausprägung gefragt, der Anspruch ist hoch.

Dass Elvedi zudem arg belastet ist durch die Dreifachbelastung, kommt hinzu. Denn er ist einer der wenigen Borussen, die nahezu fix gesetzt sind. 16 von 18 Pflichtspielen hat er mitgemacht. Und da er dank seines Aufstiegs zur Stammkraft in der vergangenen Saison inzwischen regelmäßig zum Nationalteam eingeladen ist, hat Elvedi auch jetzt nicht wirklich Zeit zur Erholung. Das ist der Preis seines Aufstiegs.

Der fand, was Borussia betrifft, vor allem in der Amtszeit André Schuberts statt. Elvedis Geschichte begann erst richtig mit Einführung der Dreierkette, er verkörpert das Thema sozusagen seit seinem Startelfdebüt am 5. Dezember 2015 gegen den FC Bayern. Wenn es einen Spieler gibt, der ein Schubert-Spieler ist, dann er. Weswegen seine Fehler, so sie passieren, oft auch zu einer generellen Debatte werden: Ist Schuberts Ansatz der richtige für die Borussen? So ist es auch jetzt. Speziell in Berlin passte es jedenfalls nicht.

(kk)
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