Fünf Heimspiele unbesiegt Nur 42.000 sehen Borussias Schritt in die richtige Richtung

Mönchengladbach · Zumindest ergebnistechnisch findet Borussia im eigenen Stadion zurück zu alter Stärke. Dass auch Torwart Yann Sommer sich verbessert zeigt, sehen allerdings so wenige Zuschauer wie lange nicht.

 So groß waren die Lücken auf den Tribünen im Borussia-Park.

So groß waren die Lücken auf den Tribünen im Borussia-Park.

Foto: Jannik Sorgatz

Minuskulisse am Wochenende

Die Blöcke 8 und 8A auf der Ostgeraden blieben fast ganz leer, im unteren Bereich der Nordkurve waren erstmals seit langer Zeit Betonstufen zu erkennen und manch ein Dauerkarteninhaber konnte eine ganze Liste von Bekannten aufzählen, die sich den Stadionbesuch diesmal gespart hatten. 41.000 verkaufte Karten am Mittwoch, 41.200 am Freitag, 42.016 sind es am Samstag letztendlich geworden. Bei einem Wochenendspiel bedeutete das Gladbachs schlechteste Zuschauerzahl seit März 2011, damals kamen gegen 1899 Hoffenheim im zweiten Heimspiel unter Lucien Favre lediglich 35.350. Dreimal wurden die 42.016 vom Samstag in der Zwischenzeit noch in einer Englischen Woche unterboten: 2012 gegen Wolfsburg sowie 2015 gegen Freiburg und Augsburg.

Beste Heimserie seit 15 Monaten

Dabei hat Dieter Heckings Mannschaft zumindest ergebnistechnisch im eigenen Stadion wieder den richtigen Weg eingeschlagen und jetzt nur einen Heimsieg weniger auf dem Konto als nach der gesamten vergangenen Saison. Zur Heimmacht fehlen Borussia nach drei Siegen und zwei Unentschieden allerdings noch ein paar Erfolge, zudem gab es vor Weihnachten zu Hause das Aus im DFB-Pokal. Vor dem 2:0 gegen den FC Augsburg waren vier Heimspiele ohne Niederlage bereits die beste Serie seit Herbst 2016 gewesen. Zur Erinnerung: Zuvor hatte Borussia unter André Schubert zwölf Heimspiele in Folge nicht verloren. Die Heimgegner bis zum Saisonende heißen RB Leipzig, Borussia Dortmund, Werder Bremen, 1899 Hoffenheim, Hertha BSC, VfL Wolfsburg und SC Freiburg.

"Sorry, FC Augsburg"

Matthias Ginter ist schon so lange Bundesligaspieler, dass man behaupten könnte, er entwickle sich auf seine alten Tage zum Torjäger. Dabei ist Borussias Innenverteidiger am Freitag erst 24 Jahre alt geworden. Debütiert hat er am 21. Januar 2012, zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag. Der Gegner war ebenfalls der FC Augsburg, Ginter traf ebenfalls per Kopf zum 1:0, damals blieb es sogar das einzige Tor des Tages. Kein Wunder, dass sich der Nationalspieler via Twitter beim FCA entschuldigte. Mit seinem vierten Saisontor hat Ginter nun Kapitän Lars Stindl eingeholt.

VARschaukelt ohne Folgen

Bis in den Herbst hinein war der Video-Assistent aus Gladbacher Sicht ein "Thema der Anderen". Sagte jemand "Köln", war noch nicht der dunkle Raum im Stadtteil Deutz gemeint, sondern Borussias Rivale vom Geißbockheim. Ende September im Heimspiel gegen Hannover 96 ging die erste Konfrontation mit dem VAR gut aus: Es dauerte zwar eine halbe Ewigkeit, aber der Schiedsrichter bestätigte seine Elfmeter-Entscheidung in der Nachspielzeit. Bis Dezember blieb der Video-Assistent Gladbachs Freund: Er meldete sich bei einem irregulären Tor des FSV Mainz, blieb still bei einer möglichen Notbremse Lars Stindls, zeigte gegen Hertha BSC ein Handspiel der Berliner im Strafraum an und gab dem Schiedsrichter gegen den FC Bayern Recht nach dessen Elfmeterpfiff. Seitdem darf sich Gladbach allerdings ein wenig VARschaukelt fühlen: Gegen den FC Schalke gab es einen gefühlten Präzedenzfall, gegen den SC Freiburg dauerte es rund eine Minute bis zum Eingreifen, gegen Köln traf Felix Zwayer trotz des Gangs in die "Review Area" eine unverständliche Entscheidung. Und nun eben Augsburg: Nicht Rot zu geben, war wohl in Ordnung, weil Raffael nicht vor dem Torwart an den Ball bekommen wäre, und beim Doppel-Handspiel Daniel Baiers im Strafraum weiterlaufen zu lassen, war offenbar mit der Regel vereinbar - aber eben nicht mit dem Gerechtigkeitsempfinden eines jeden Fußballfans.

Fortschritte gegen Flankenkönige

Die Pflichtaufgaben sind in dieser Saison nicht Yann Sommers Problem, sondern die Kann-Bälle. Von denen gab es gegen Augsburg keine. Was auf sein Tor kam, musste der Schweizer definitiv halten. Auffällig war dagegen, wie Sommer das Duell mit den Flankenkönigen der Liga nutzte, um sich in einer seiner schwächeren Disziplinen zu profilieren. 22 Flanken flogen in seinen Strafraum, sechs fing er ab - das Publikum zeigte sich dankbar. So war das Augsburg-Spiel auch für Sommer ein Schritt in die richtige Richtung, zur Belohnung gab es das erste Zu-Null-Spiel seit dem 15. Oktober, zehn Ligaspiele in Folge hatte Sommer stets ein Tor kassiert. Wie seine Vorderleute muss er genau diese Eindrücke jetzt aber bestätigen.

(jaso)
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