Borussia Mönchengladbach Der schleichende Überfall beim Derby-Siegtor

Mönchengladbach · Falls Lucien Favre den Spielzug gesehen hat, der zum 1:0 von Nico Elvedi gegen Köln führte, dürfte er zufrieden gelächelt haben. Aber gleichzeitig müsste ihn der Torschütze verblüfft haben.

Borussia Mönchengladbach: Das 1:0 durch Nico Elvedi Pass für Pass
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Elvedis 1:0 gegen Köln Pass für Pass

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Oft erscheint es nicht ganz fair, wenn noch im Sommer 2017 fast jeder herausragende Angriff einer Gladbacher Mannschaft den Ausruf "Wie unter Lucien Favre!" hervorruft, zwei Jahre nach dessen Rücktritt. Doch Taktikexperte Tobias Escher schrieb nicht umsonst in seinem Gastbeitrag vor dem Derby: "Borussia Mönchengladbach gehört zu den wenigen Teams, über die sich sagen lässt: Es gibt sie, die typische Gladbach-Taktik!"

Dieter Hecking nutzt Favres taktisches Erbe zweifellos als Basis. Niemand kann es ihm verdenken. Wohl eher wird Borussia am Ende der Saison ein Torverhältnis von 52:33 haben als eines von 68:51. Das Verhältnis aus Alt und Neu ließ sich gegen Köln gut an der Startelf ablesen. Immerhin sechs Spieler, die die letzte komplette Favre-Saison 2014/15 im Verein erlebt haben, begannen am ersten Spieltag — Yann Sommer, Oscar Wendt, Christoph Kramer, Ibrahima Traoré, Thorgan Hazard und Raffael. Neu waren die Innenverteidiger Matthias Ginter und Jannik Vestergaard, die einen Spielaufbau pflegen, der mit Martin Stranzl, Dante oder Álvaro Dominguez nicht eklatant anders aussah. Und vorne kann niemand abstreiten, dass es zwischen Lars Stindl und Max Kruse stilistische Schnittmengen gibt (gemeint ist der Fußball, nicht die Autolackierung).

Bleiben noch Sechser Denis Zakaria, der mit Kramer das vierte verschiedene Duo auf dieser Position in vier Spielzeiten bildet, und Nico Elvedi, dessen Interpretation des Jobs hinten rechts (nämlich eher vorne rechts), sich doch sehr von Tony Jantschke und Julian Korb unter Favre unterscheidet. Ausflüge an und in den gegnerischen Strafraum gab es da nicht einmal versehentlich. Wie Borussia den FC letztendlich knackte in der 49. Minute, passte somit perfekt ins Bild: ein Spielzug, wie es ihn auch unter Favre hätte geben können, abgeschlossen von einem Rechtsverteidiger nach Heckings Geschmack. Die Gewürzmischung stimmt.

Das "Klatsch-und-Pass", das Gladbach in diesem Angriff praktizierte, hat Escher in seiner Analyse als "taktischen Leitspruch" bezeichnet. Kölns Trainer Peter Stöger ärgerte sich nach dem Spiel über eine "unglückliche Kontersituation", die gar keine war. Letztendlich wurde Borussias Gegner so gezielt überrumpelt, dass sich der Angriff vermutlich nur wie ein Konter anfühlte.

In unserer Schaubild-Analyse zeigen wir jede Station des Derby-Siegtores, das unterm Strich leichter aussah, als es war.

(jaso)
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