Borussia Mönchengladbach So profitiert Borussia von Löws EM-Auswahl

Mönchengladbach · Deutschland fährt ohne einen Gladbacher Profi zur Europameisterschaft nach Frankreich. Auch wenn sich über Joachim Löws Nominierungen trefflich streiten lässt, der Verzicht auf Borussen taugt nicht dazu, sich nachhaltig zu echauffieren. Ganz im Gegenteil.

Mahmoud Dahoud feiert Debüt beim Sieg der U21-Nationalmannschaft
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Dahoud feiert Debüt bei Sieg gegen die Färöer

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Foto: dpa, ade hak

Die große Überraschung, auf die viele rund um Borussia gehofft hatten, blieb also gestern aus: Joachim Löw zauberte keinen Gladbacher Profi aus dem Hut, als es um die Bekanntgabe des EM-Kaders ging. Und so werden die einen dem Bundestrainer weiter unterstellen, er benachteilige Profis ohne Bezug zu Baden-Württemberg, andere werden mit Blick auf Sebastian Rudy oder Lukas Podolski die Abkehr vom einst propagierten Leistungsprinzip anprangern (und das nicht zu unrecht), aber man könnte unter die Kader-Nominierung auch einfach schreiben: Gut so für Borussia!

Vier Borussen waren infrage gekommen, in Löws vorläufigen Turnierkader zu rücken: Patrick Herrmann, André Hahn, Mo Dahoud und Lars Stindl. Nimmt man Herrmann und Hahn, erschließt sich sofort zweierlei: die Gründe für die Nichtnominierung und der Vorteil, den Borussia daraus zieht. Beide waren monatelang schwer verletzt und kehrten erst Mitte der Rückrunde in den Spielbetrieb zurück. Herrmann als Teilzeitarbeiter, Hahn als gefeierter Goalgetter im Saisonendspurt. Während Herrmann sich im Vergleich zu letztlich Auserkorenen auf seiner Position (Marco Reus, Karim Bellarabi, Leroy Sané, Julian Brandt) eben aktuell nachvollziehbar nicht als die bessere Alternative präsentieren konnte, ist Hahn in Löws Augen einfach nicht der Spielertyp, den er für seine Kurzpass-Offensive will und braucht.

  • Aus Borussias Sicht gilt: Es ist äußerst positiv, beide in der kompletten Vorbereitung beim Verein zu wissen - eben gerade vor dem Hintergrund der langwierigen Verletzungen und vor allem mit Blick auf die Champions-League-Play-offs im August.

Bei Stindl und Dahoud sieht es etwas anders aus. Stindl hat seine Qualität in der Liga und auch international nachgewiesen, aber er hat letztlich einfach das Pech, in einem Mannschaftsteil zu agieren, in dem a) viele Spieler mit hoher Qualität vorhanden sind, b) regelmäßig viele mit hoher Qualität nachkommen, und c) Profis gesetzt sind, denen Löw nun schon seit mehreren Jahren und Turnieren vertraut (Mesut Özil, Thomas Müller, Podolski).

  1. Aus Borussias Sicht gilt: Dauerrenner und Dauerbrenner Stindl wird die Sommerpause zur Regeneration gut tun. Zudem dürfte sich als Realist die Enttäuschung für den frisch gebackenen Papa in Grenzen halten.

Dahoud wird derweil in Löws Überlegungen die größte Rolle aller vermeintlichen Gladbacher Kandidaten gespielt haben, und seine Nichtnominierung ist dann auch eher ein Signal, dass man dem U20-Nationalspieler noch Zeit zur Entwicklung zugesteht - Zeit, die er gut gebrauchen kann, denn bei aller nachgewiesenen Qualität fehlt es dem 20-Jährigen, zum Beispiel im Vergleich mit dem nominierten Julian Weigl, eben noch an Konstanz. Löw kann Dahoud ja in jedem Fall noch mal aus der Nähe begutachten, wenn dieser im Trainingslager der DFB-Elf mit der U20 als Sparringspartner antritt.

  1. Aus Borussias Sicht gilt: Für Dahoud hätte die EM-Nominierung einen Kaltstart aus einer kontrollierten, zarten Medienpräsenz in den größtmöglichen Hype bedeutet. Doch Borussia braucht für die Play-offs (ohne Granit Xhaka) einen körperlich und mental frischen Dahoud.

Ein Verlierer des gestrigen Tages ist Ex-Borusse Christoph Kramer. Erst verpflichtete Leverkusen in Mainz' Julian Baumgartlinger einen weiteren Konkurrenten, dann stand er nicht im EM-Kader. Womöglich war es aber gerade dadurch auch ein Tag, der eine Rückkehr Kramers nach Gladbach wieder wahrscheinlicher werden ließ. Unterdessen bestätigte Sportdirektor Max Eberl, dass für Xhaka ein konkretes Angebot vorliegt.

(klü)
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