Reaktion auf den Schock Das Derby gegen den 1. FC Köln und die Folgen für den Kopf

Mönchengladbach · Wie verarbeiten die Borussen das Schock-Erlebnis vom Sonntag? Das nächste Spiel gegen Augsburg wird diese Frage beantworten.

 Jannik Vestergaard nach dem Abpfiff in Köln.

Jannik Vestergaard nach dem Abpfiff in Köln.

Foto: Dieter Wiechmann

Patrick Herrmann gab offen zu, wie er sich fühlte als Derby-Verlierer. "Es tut weh, richtig weh", sagte Borussias Flügelspieler. Für ihn war es das erste Mal, dass er erlebte, wie es ist, gegen Köln zu verlieren. Zuvor hatte er sechs Siege und zwei Unentschieden eingesammelt. So schaute er dann am Sonntag nach dem Schlusspfiff fast schon verzweifelt in den Kölner Himmel, doch eine Erlösung von der Pein gab es nicht. Was die Niederlage beim rheinischen Rivalen psychologisch besonders unwertvoll macht, war der Zeitpunkt des Kölner Siegtreffers: Simon Terodde erzielte ihn in der 95. Minute. "Das war brutal", gestand Herrmann.

Wer ein Derby verliert, der verspielt zugleich Kredit bei den Fans. Die müssen sich nun mit dem Spott der Kölner herumschlagen, all überall in den sozialen Netzwerken waren einschlägige Berichte von Gladbachern zu lesen. Dass die Fans ihrem Unmut auch in harschen Worten Luft machen und der eine oder andere am liebsten Massen-Entlassungen sehen würde, gehört heute bei Niederlagen dazu. Derby-Niederlagen multiplizieren das noch in der Tonalität.

Die Borussen bekommen das natürlich mit. Matthias Ginter riet indes zunächst mal zur Ruhe. "Wir dürfen uns jetzt nicht zu viel Druck machen", sagte der Nationalspieler. Warum er und die anderen Gladbacher in Köln nicht das Gefühl vermittelten, alles, wirklich alles getan zu haben für den Derby-Sieg, konnte indes keiner erklären. Die Borussen waren überlegen und hätten der statistischen Logik zufolge auch siegen müssen. Gewinnt man so ein Spiel, hat man alles richtig gemacht; verliert man es, war man zu pomadig. Fußball ist eben auch Emotion. Und die schlug am Ende zugunsten der spielerisch limitierten Kölner aus. Borussia blieb somit den Nachweis schuldig, die Qualität zu haben, sich für Europa qualifizieren zu können.

Dabei waren die Borussen nach Köln gereist, um sich dort erstens drei Punkte und zweitens ein gutes Gefühl für die Rückrunde zu holen, an deren Ende eben die Rückkehr auf die internationale Bühne stehen soll. Beides ging schief, und so muss man nun die Frage stellen: Wenn ein Derby-Sieg besonders viel Selbstvertrauen gibt, was macht dann eine solche Derby-Niederlage mit einer Mannschaft? Zumal es nicht das erste Mal war, dass die Gladbacher gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner zu wenig einbrachten, um erfolgreich zu sein, und damit eine Chance, sich nach oben hin abzusetzen, verspielten. Dass Erfolg im Fußball auch Kopfsache ist, ist bekannt - gleiches gilt für Misserfolg. 2017 war ein gutes Jahr insgesamt, doch auch eines, in dem viel verpasst wurde. Die Hoffnung für 2018 ist eigentlich, dass es nicht so weitergeht. Doch das Derby macht diesbezüglich wenig Mut. Zwar spielte Borussia ordentlich, doch was nützt es? Am Ende geht es eben um das Ergebnis, und das spricht gegen Gladbach. Fehlt Borussia ein Macher-Gen, wenn es darauf ankommt?

Und: Wie groß ist der mentale Schaden, den diese Last-Minute-Niederlage mit all ihren Konsequenzen hinterlassen hat, tatsächlich? "Wir müssen aus diesem Auftakt der Rückrunde lernen, dann müssen wir aufstehen, den Kopf hochnehmen und es besser machen", sagte Vizepräsident Rainer Bonhof. Das ist eine klare Ansage für das Spiel am Samstag gegen Augsburg. Erst da wird sich zeigen, wie die Borussen mit der Derby-Pleite wirklich klarkommen. "Die Frage ist: Wie stehe ich auf, wie nehme ich die neue Herausforderung an? Die Antwort gibt es Samstag", sagte Bonhof.

Augsburg war schon mal der nächste Gegner nach einer bitteren Derby-Niederlage. Das war im September 2015, als Lucien Favre nach dem 0:1 in Köln plötzlich weg war und es dann das 4:2 gegen die Augsburger im ersten Spiel unter André Schubert gab. Damals startete Borussia furios, 4:0 stand es nach 21 Minuten. Dieses Mal gibt es nach dem Derby keinen Trainerwechsel. Aber einen Sieg, den wollen die Borussen schaffen. Das würde die Derbypleite ideell zwar nicht wettmachen, wäre aber wichtig für die Tabelle und den Kopf. Bis Samstag muss das Schock-Erlebnis im Derby verarbeitet sein.

(kk)
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