Borussia Mönchengladbach Gelsenkirchens Herkules ist ein Gladbacher

Mönchengladbach · Die Skulptur von Markus Lüpertz krönt eine ehemalige Zeche in der Stadt, in der Borussia heute international spielt: gegen Schalke.

 Im Nordsternpark thront der "Herkules von Gelsenkirchen" auf dem ehemaligen Förderturm - es ist eine Skulptur des Gladbachers Markus Lüpertz.

Im Nordsternpark thront der "Herkules von Gelsenkirchen" auf dem ehemaligen Förderturm - es ist eine Skulptur des Gladbachers Markus Lüpertz.

Foto: Imago

Patrik Andersson hat all jene enttäuscht, die auf eine attraktive Europa-League-Reise mit Borussia Mönchengladbach irgendwo ins Ausland gehofft hatten. Der Schwede, von 1993 bis 1999 selbst für die Gladbacher aktiv, loste seinem Ex-Klub den FC Schalke 04 zu. Statt zum Beispiel nach Kopenhagen, wo im Europapokallied das Telefon schellt, geht es für das Achtelfinal-Hinspiel heute nach Gelsenkirchen - international kann auch regional sein. Dass der Germanist Paul Derks einen der ersten urkundlich erwähnten Namen der Stadt, "Geilistirinkirkin", als "Kirche am Platz, wo sich geile Stiere tummelten" übersetzt hat, verleiht auch nur bedingt internationales Flair.

 Hier wird es heute Abend voll: Borussia Mönchengladbach ist in der Veltins-Arena Gast des FC Schalke 04 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League.

Hier wird es heute Abend voll: Borussia Mönchengladbach ist in der Veltins-Arena Gast des FC Schalke 04 im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League.

Foto: Imago

Das heißt aber nicht, dass die europäische Reise ins rund 80 Kilometer entfernte Gelsenkirchen nicht auch kulturell lohnen könnte. Reisen bildet - das darf auch für Kurzstrecken gelten. Die Tour gibt es für Eintrittskarten-Inhaber der heutigen Partie sogar kostenfrei, denn im Ticketpreis ist die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sogar inbegriffen. Empfohlen sei hier etwa der Regionalexpress, der von Gladbach direkt nach Gelsenkirchen fährt - er hält nur fünf Mal auf der Strecke.

Zurück zur Kultur: Wer heute frei hat, kann zum Beispiel durch die "Zoom Erlebniswelt" wandern. Der liebevoll angelegte Zoo zeigt Vegetation und Tiere aufgeteilt auf alle Kontinente, zwischendrin unterhalten auch kleine Attraktionen Kinder immer wieder. Ebenfalls viel frische Luft kann man im Nordsternpark sammeln. Wo einst Steinkohle gefördert wurde, ist inzwischen ein Landschaftspark entstanden, in dem 1997 die Bundesgartenschau stattfand und der bis 2001 die größte Dreileiter-Modellbahn-Anlage der Welt beherbergte. Die ist noch immer da, doch gibt es inzwischen in Hamburg und Berlin größere. Für die Gladbacher gibt es im Nordsternpark zudem Lokalkolorit zu sehen: Der "Herkules von Gelsenkirchen", der seit 2010 auf dem ehemaligen Förderturm der Zeche thront, ist eine Skulptur von Markus Lüpertz. Der berühmte Maler und Bildhauer ist erst vor Kurzem wieder in seine Mönchengladbacher Heimat gezogen, in Gelsenkirchen hat er aber schon Spuren hinterlassen.

Nach etwaigen Wanderungen kommt der Hunger, und da ist Gelsenkirchen beim Klassiker Currywurst ganz weit vorne: Kult-Tester Jumbo Schreiner hat bei "Curry Heinz" in Gelsenkirchen die "beste Currywurst in Deutschland" gegessen, das Gericht soll aber auch im Park-Grill eine hervorragende Qualität haben. Derart gestärkt könnte man das Musiktheater im Revier (MiR) aufsuchen, das gleich zwei Bühnen hat. Heute Abend wird aber auf beiden nicht gespielt. Wer jedoch nach der Fußballpartie in einem der zahlreichen Hotels in Gelsenkirchen übernachten will, kann sich morgen Abend dort das Musical "Linie 1" ansehen.

Für Fußball-Nostalgiker lohnt sich nicht nur der Weg in die Veltins-Arena, wo um 21.05 Uhr das Spiel gegen Borussia angepfiffen wird und es neben dem Schalke-Museum auch eine Kapelle gibt, sondern auch ein Ausflug an die ehemaligen Sportstätten der "Knappen": Auf der legendären "Glückauf-Kampfbahn" spielt zwar heute "nur noch" die DJK Teutonia Schalke-Nord in Kreisliga A 2, die denkmalgeschützte Tribüne atmet aber noch den Geist der Vor- und Nachkriegs-Fußballzeit. 1973 zog der FC Schalke 04 ins nicht minder legendäre Parkstadion um, wo sich in der Saison 2000/01 das Drama um den "Vier-Minuten-Meister" abspielte: Die Königsblauen feierten bereits ihren achten Deutschen Meistertitel, doch dann traf der FC Bayern München in Hamburg und zog an ihnen vorbei. Torschütze damals war übrigens - Patrik Andersson.

(ame)
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