Borussia zu Gast in Mainz Abstiegskampf in der Rückrunden-Tabelle

Mönchengladbach · Borussia und der FSV Mainz 05 haben nach der Winterpause jeweils erst acht Punkte gesammelt. Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Ist Dieter Heckings Mannschaft am Sonntag (15.30 Uhr) bei einem Gegner auf Augenhöhe zu Gast?

Patrick Herrmann nach einer vergebenen Torchance im Spiel gegen Hoffenheim.

Patrick Herrmann nach einer vergebenen Torchance im Spiel gegen Hoffenheim.

Foto: dpa, mb nic

Am 12. Mai dürfte dem Hamburger SV schon nicht mehr zu helfen sein. Dann kommt Borussia ins Volksparkstadion — am letzten Spieltag und damit sicherlich zu spät, um ihre Qualitäten als Aufbaugegner unter Beweis zu stellen. Von den letzten fünf Mannschaften der aktuellen Bundesliga-Tabelle haben schon der SC Freiburg, der VfL Wolfsburg und der 1. FC Köln einen Heimsieg gegen Gladbach gefeiert. Demnach wäre am Sonntag der FSV Mainz 05 an der Reihe, um von lebenserhaltenden Maßnahmen der niederrheinischen Samariter zu profitieren.

Mit Blick auf die Rückrundentabelle ist es so etwas wie ein Interims-Abstiegsduell: Beide Teams haben seit der Winterpause acht Punkte gesammelt, nur Wolfsburg und der HSV sind schlechter. Aufgrund der besseren Tordifferenz steht Gladbach (-5) vor Mainz (-8). Die einen hatten zum gleichen Zeitpunkt in der Rückrunde erst einmal weniger Punkte gesammelt (sechs in der ersten Abstiegssaison 1999), die anderen noch nie. Da stellt sich die Frage: Empfangen die Mainzer einen Gegner auf Augenhöhe?

So schlecht die Rückrunde für Borussia bislang laufen mag, bei den 05ern ist die Stimmung um Welten schlechter. Die Gladbacher Nordkurve bedachte ihre Mannschaft nach dem 3:3 gegen 1899 Hoffenheim vor zwei Wochen mit anerkennendem Applaus, hatte zu Beginn aber wieder gefordert: "Wir woll'n euch kämpfen seh'n!" Eindeutiger waren die Krisensignale nach dem Mainzer Gastspiel bei Eintracht Frankfurt: Erst drehten die Fans dem Geschehen den Rücken zu, dann empfingen sie die Spieler am Zaun zum Rapport.

Ein paar Tage später räumte Sandro Schwarz so offen, wie es selten ein Trainer tut, Mentalitätsdefizite seiner Mannschaft ein. "Ich kann auch nachvollziehen, dass die Leute sich fragen, was wir unter der Woche im Training machen", fügte der 39-Jährige hinzu. Die Ruhe in Mainz war früher ein großer Standortvorteil. Was rund um den Klub derzeit geschrieben wird, erinnert eher an chronische Chaosvereine wie Hamburg oder Wolfsburg.

Ein paar Themen gleichen sich in Mainz und Gladbach, deren Fans einst in Freundschaft verbunden waren: fehlende Führungsspieler, Fehlplanungen im Kader — nur scheint in Mainz alles deutlich heißer zu köcheln als in Gladbach. Das liegt zum einen an der Addition aus Hin- und Rückrunde: Den ersten Saisonteil hatten die 05er auf dem 15. Platz mit 17 Punkten beendet. Zumindest in Sachen Konstanz machen sie Borussia also etwas vor.

Zum anderen müssen sie sich in Mainz keine großen Vorwürfe machen, dass sie ergebnistechnisch zu oft unter dem geblieben sind, was die Spiele hergegeben hätten. Chancen für neun Tore hat Schwarz' Mannschaft seit der Winterpause produziert, zehn hat sie geschossen. Borussia liegt bei den "Expected Goals" dagegen mehr als sechs Treffer unter dem Erwartungswert. In der Wirtschaft würde man die Borussen "Underperformer" nennen. Da wiederum macht ihnen kein Bundesligist etwas vor.

Ungewohnte Unterstützung in Form von Daumendrücken dürfte Gladbach aus Köln erhalten: Der Rivale muss hoffen, dass die Aufbauhilfe vom Niederrhein ein Ende hat. Auf Wolfsburg, ein weiteres Kellerkind, trifft Borussia schließlich am 20. April auch noch — und könnte so zum Zünglein an der Waage im Abstiegskampf werden.

(jaso)
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