Borussia Mönchengladbach 1:3 — Rückschlag für Gladbach in Hannover

Hannover · Borussia Mönchengladbach hat auch das zweite Spiel der Rückrunde verloren. Nach dem 0:2 gegen den FC Bayern beim Auftakt des zweiten Saisonteils gab es nun in Hannover eine 1:3-Niederlage.

Bundesliga 13/14, Hannover - Gladbach: Einzelkritik
16 Bilder

Bundesliga 13/14, Hannover - Gladbach: Einzelkritik

16 Bilder

Artjoms Rudnevs und Mame Diouf erzielten die Treffer für das Team des neuen Trainer Tayfun Korkut, der damit den zweiten Sieg in Folge feierte. Borussia, für die der eingewechselte Peniel Mlapa traf, bleibt im Jahr 2014 punktlos. Die Niederlage in Hannover war trotz größerer Spielanteile verdient. Borussia schaffte es nicht, den Ballbesitz in Effektivität umzuwandeln.

Weil Borussia Dortmund und Schalke 04 siegten, ist Borussia nun Fünfter. Die Niederlage in Hannover war ein Rückschlag im Rennen um die europäischen Plätze. Nun muss am Freitag gegen Bayer Leverkusen ein Heimsieg her, sonst ist der Fehlstart in die Rückrunde perfekt.

Wie von Lucien Favre angekündigt, spielte Tony Jantschke in Hannover wieder in der Innenverteidigung. Alvaro Dominguez, der beim 0:2 gegen die Bayern für Jantschke an der Seite von Martin Stranzl spielte, musste auf die Bank. Auf dieser saß auch Peniel Mlapa, der nach dem Weggang von Luuk de Jong, dessen Premiere bei Newcastle United (er kam in der zweiten Halbzeit ins Spiel) gegen Sunderland 0:3 verloren ging, in der Stürmerhierarchie nach vorn gerückt ist. Bis auf Jantschke spielte das Team, das auch gegen die Bayern auf dem Platz stand.

Für Juan Arango war es die Rückkehr an jenen Ort, an dem er in der vergangenen Saison mit einem herrlichen Freistoßtreffer für den 3:2-Sieg gesorgt hatte. Möglich, dass es für den Venezolaner der letzte Besuch in Hannover war — denn die Wahrscheinlichkeit, dass sein im Sommer endender Vertrag nicht verlängert wird, scheint groß.

Bei der Heimpremiere des neuen Trainers Tayfun Korkut zogen die die Hannoveraner zunächst weit zurück und überließen den Borussen das Spiel. Das überraschte Favres Team nicht — und entsprach dem eigenen Ansatz: "Wir wollen viel Ballbesitz haben und Druck machen", hatte Martin Stranzl angekündigt.

Die mitgereisten 5000 Borussen-Fans freuten sich vor dem Anpfiff, dass ihre Hymne gespielt wurde. "Die Elf vom Niederrhein" war das Intro der Verlesung der Gladbacher Mannschaftsaufstellung. Die Gladbach-Freunde dominierten — wie ihr Team auf dem Rasen — anfangs gesanglich im fremden Stadion. Die 96-Anhänger waren abwartend, wohl auch, weil sie gespannt waren, was kommen würde im ersten Heimspiel nach der Ära Mirko Slomka. "dass Sie kompakt stehen und versuchen, Nadelstiche zu setzen", hatte Stranzl bezüglich der 96-Taktik vermutet — und so kam es auch. Mame Diouf. Leonardo Bittencourt, Szabolcs Husti und Artjoms Rudnevs lauerten stets auf die Gelegenheit zum Konter.

Für die Borussen kam es darauf an, mit großer Ballsicherheit das flotte Umschaltspiel des Gegners gar nicht erst möglich zu machen. Und wenn der Ball mal verloren ging, musste er schnell wieder erobert werden. So bügelte Christoph Kramer, der wie gewohnt mit Granit Xhaka die Doppelsechs bildete, in der 13. Minute einen Fehlpass wieder aus, indem er den Ball Husti noch vom Fuß spitzelte. Lucien Favre sind gerade solche Fehler ein Greuel, er hatte großen Respekt vor Hannovers offensiver Geschwindigkeit.

Borussia hatte von Beginn an deutlich mehr Ballbesitz, kam aber in Strafraumnähe nicht so recht zum Zug. 65 Prozent Ballbesitz standen nach knapp 20 Minuten in der Spielstatistik — aber kein Torschuss. Den ersten gab dann Arango ab — doch anders als im letzten Spiel schnappte sich Ron-Robert Zieler den 35-Meter-Freistoßversuch des Gladbachers sicher. Im Gegenzug flog ein Kopfball von Leonardo Bittencourt weit über das Borussen-Tor.

Das Spiel nahm Fahrt auf

Patrick Herrmann eroberte im Mittelfeld den Ball, rannte los und schoss aus 18 Metern. Doch wieder war Zieler da (23.). Zuvor war Herrmann zweimal zu zögerlich gewesen, als er die Gelegenheit zum Abschluss hatte. Auf der anderen Seite enteilte Bittencourt Oscar Wendt, schob den Ball aber am Tor vorbei. Als wenig später Diouf der Borussen-Abwehr entwischte zeigte ter Stegen mit seiner Fußabwehr, warum ihn Bayern-Trainer Pep Guradiola vor einer Woche als einen der besten Torhüter der Welt bezeichnet hatte. Mit dieser großartigen Reaktion verhinderte er das 0:1.

Die Borussen verloren in dieser Phase des Spiels den roten Faden, 96 kam klar besser ins Spiel. Schon beim Videostudium des hannoverschen 3:1 in Wolfsburg hatte Favre eine gute Defensivorganisation beim Gegner ausgemacht, auch am Samstag stand Korkuts Team gut. Nicht nur einmal rannte sich Raffael fest, als er Fahrt aufnehmen wollte. 96 operierte mit zwei eng gestaffelten Viererketten, die sich geschickt verschoben — und so die Räume eng machten. Zuweilen schob Hannover das Spiel dann auch weiter nach vorn und versuchte, sich zum Tor zu kombinieren.

Lucien Favre war unzufrieden, rief immer wieder Kommandos auf das Spielfeld. Sein Team wirkte unsicher, war vom plötzlichen Mut des Gegners überrumpelt. Nach 35 Minuten hatte 96 zehn Torschüsse beisammen. Nur noch selten gab es nun von Seiten der Borussen kontrolliertes Spiel nach vorn, einmal versuchte es Arango aus der Distanz, doch seinen Schuss griff sich Zieler locker. Glück hatten die Borussen, als ein Kopfballtor Diouf nach einer Ecke nicht anerkannt wurde, weil Huszti Jantschke weggeschoben hatte (41.).

Lucien Favre, der zum 99. Mal als Borussen-Trainer an der Linie stand, machte sich immer wieder Notizen — er sah reichlich Fehler seines Teams. Seine Mannschaft hatte zwar mehr Spielanteile, leistete sich aber einige Ballverluste, die Hannover einluden, Konter zu fahren. Eben davor hatte Favre ausdrücklich gewarnt. Ein entspannter Abend war es für den Perfektionisten Favre ganz sicher nicht.

Nach der Pause waren die Borussen bemühter in Richtung Tor. In 53. Minute verpasste Patrick Herrmann eine Arango-Hereingabe knapp. Max Kruse indes kam einmal zum Zug bis dahin. Kein Torschussversuch, kaum ein gelungener Pass stand für ihn zu Buche. Anders war es in der 56. Minute bei Artjoms Rudnes. Er setzte sich am langen — Pfosten gegen Oscar Wendt durch und erzielte per Kopf das 1:0. Ter Stegen war noch dran, konnte den Ball aber nicht entscheidend abwehren.

Joker Mlapa erzielt erstes Saisontor

Lucien Favre reagierte. Er brachte Branimir Hrgota für Arango, Amin Younes für Patrick Herrmann und Peniel Mlapa für Granit Xhaka. Borussia mühte sich mit der neuen Flügelbesetzung und insgesamt drei Stürmern um den Ausgleich. In der 67. Minute wehrte Zieler einen Schuss von Raffael ab. Die Borussen rückten nun weit auf — so boten sich Hannover immer wieder Konterchancen. Mame Diouf sorgte dann in der 82. Minute mit dem 2:0 für die Entscheidung.

Peniel Mlapa schaffte noch das 1:2 — für ihn ein schöner Erfolg, doch er konnte die Niederlage nicht abwenden. Zumal Mame Diouf in der Schlussminute das 3:1 nachlegte.

Die fünfte Gelbe Karte, die sich Julian Korb einhandelte, ist auf Gladbacher Seite noch statistisch bedeutsam — der Rechtsverteidiger ist gegen Leverkusen gesperrt. Die Borussen müssen nun zeigen, ob sie auch mit Rückschlägen umgehen können.

(spol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort