Borussia Mönchengladbach Schon wieder ein Schicksalsspiel gegen Dortmund

Mönchengladbach · Nur gegen den 1. FC Köln und Schalke 04 hat Borussia Mönchengladbach in seiner Historie mehr Pflichtspiele absolviert als gegen Borussia Dortmund. Doch es dauerte eine Weile, bis das Duell richtig Fahrt aufnahm. Mittlerweile geht es in jedem Duell zumindest für eine Mannschaft um viel.

Christoph Kramer trifft gegen Borussia Dortmund aus 44 Metern in das eigene Tor
12 Bilder

Kramer trifft aus 44 Metern in das eigene Tor

12 Bilder

Während der BVB von 1972 bis 1976 in der 2. Bundesliga verschwand, gewann Gladbach zwei Meisterschaften, den Uefa-Cup und den DFB-Pokal. Die große Geschichte vom 34. Spieltag der Saison 1977/78 fiel so einseitig aus wie keine andere in der Bundesliga. Am 12:0 hat seitdem in der Liste der höchsten Siege kein Weg vorbei geführt. Und dann war da noch so viel mehr, bevor überhaupt von der Neuzeit zu sprechen ist:

  • 1983 Wieder am letzten Spieltag gewann Gladbach nach 1:0-Führung sowie einem 1:3- und 3:4-Rückstand 6:4 im Westfalenstadion. Beide Klubs waren jedoch im Niemandsland unterwegs.
  • 1989 Dortmund brachte die schwarz-weiß-grüne Namenscousine mit dem Pokalsieg um die Uefa-Cup-Teilnahme.
  • 1998 Gladbach gewann 2:1 beim damaligen Champions-League-Sieger und läutete am 31. Spieltag einen wundersamen Endspurt ein, der doch noch den Klassenerhalt brachte — nur um sich ein Jahr später mit einem Heimspiel gegen den BVB aus der Bundesliga zu verabschieden.
  • 2004 Dortmund versaute ein wenig die Stimmung beim ersten Ligaspiel im neu eröffneten Borussia-Park mit einem 3:2-Sieg.
  • 2006 Gladbach war nach einem 1:0 gegen den BVB im Freitagsspiel des fünften Spieltages Tabellenführer. Kahê schoss das Siegtor, traf danach gar nicht mehr und Gladbach stieg zum zweiten Mal ab.
  • 2009 Ein 1:1 am letzten Spieltag (die Spielplan-Macher schienen Gefallen daran zu haben) brachte diesmal Dortmund um die Europapokal-Teilnahme.

Die Wochen nach Lucien Favres Übernahme im Februar 2011 samt Relegationswunder gegen Bochum stellen die große Zäsur dar in Gladbachs jüngerer Vereinsgeschichte. Seitdem hat es kaum ein Borussenduell gegeben, das rückblickend nur mit einem Schulterzucken zu bewerten ist. Der 1:0-Erfolg am Ostersamstag 2011 war der erste Schritt zur Wiederauferstehung. 19.000 BVB-Fans waren in der Hoffnung nach Mönchengladbach gereist, dort vielleicht schon die sdhwarz-gelbe Meisterschaft im Borussia-Park feiern zu können. Doch es gewann der Tabellenletzte gegen den Spitzenreiter.

Dortmund durfte eine Woche später feiern und 2012 dann gleich noch einmal, diesmal wirklich im direkten Duell mit Gladbach am 32. Spieltag. Im Rückspiel gab es ein 2:0 für den BVB, das Hinspiel war ein echtes Topspiel gewesen. Zweiter gegen Erster, ohne Beteiligung des FC Bayern — das hat es seitdem nicht mehr gegeben.

Danach fanden die Borussenduelle oft in Krisenzeiten statt, meistens steckt jedoch nur einer der Protagonisten in einer schwierigen Phase. Ende September 2012 nahm der BVB das Favre-Team zu Hause mit 5:0 auseinander. Im März 2014 gewann Gladbach nach neun sieglosen Ligaspielen zum ersten Mal seit 16 Jahren in Dortmund. Mit 19 Punkten aus den letzten zehn Spielen gelang die Qualifikation für den Europapokal. Eine Blaupause für die Gegenwart? Nur drei Spieler aus dem Kader von damals — Raffael, Julian Korb und Christoph Kramer — haben heute realistische Einsatzchancen. Jonas Hofmann spielte 90 Minuten für Dortmund.

Im November 2014 war der BVB am Boden, hätte deutlich höher als 1:0 gewinnen müssen gegen den VfL, der gerade seinen Startrekord von 18 Pflichtspielen ohne Niederlage aufgestellt hatte — Christoph Kramers 45-Meter-Eigentor war ein weiterer kurioser Moment in der Historie dieses Aufeinandertreffens.

Im April 2015 verkündete Jürgen Klopp wenige Tage nach einer 1:3-Niederlage in Gladbach seinen Rücktritt zum Saisonende. Bei Favre dauerte es nach dem 0:4 zum Saisonstart im August 2015 noch ein paar Wochen, aber die Pleite war mehr als nur ein Wirkungstreffer. "So chancenlos waren wir selten", sagte Lars Stindl in dieser Woche, der sich an sein erstes Ligaspiel für Gladbach eher ungern erinnert.

Nun wartet André Schubert noch nicht seit neun Ligaspielen, aber seit sieben auf einen Erfolg. Borussia Dortmund hat in den Pokalwettbewerben genauso seine Mindestziele erreicht, hinkt aber national den eigenen Ansprüchen ebenfalls hinterher. Beide könnten mit einem Sieg entsprechende Korrekturmaßnahmen in die Wege leiten, wobei die Dortmunder angesichts von 27 Heimspielen in Folge ohne Niederlage gegen die in 16 Auswärtsspielen nur einmal siegreichen Gladbacher noch mehr in der Pflicht stehen.

(jaso)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort