Schwache Außenposten Borussia zeigt sich wenig beflügelt

Vier Akteure versuchen sich bei Borussia Mönchengladbach im Derby auf den Außenpositionen, sie können die 1:2-Niederlage in Köln aber nicht verhindern.

 Gladbachs Patrick Herrmann beim Spiel in Köln.

Gladbachs Patrick Herrmann beim Spiel in Köln.

Foto: dpa, ve gfh

Über weite Strecken der Hinrunde muss sich Dieter Hecking gefühlt haben wie ein Koch, der seine Gerichte nur mit Salz und Pfeffer würzen kann. Sechs Flügelspieler hat Borussias Trainer im Kader, zwischenzeitlich waren vier verletzt. Als Hecking über seiner Derby-Aufstellung brütete, war er weit davon entfernt, die Qual der Wahl zu haben, doch es war schon ein Fortschritt, dass er überhaupt eine Wahl hatte. Die Gewinner des Flügel-Brainstormings hießen Vincenzo Grifo und Patrick Herrmann, auch weil Thorgan Hazard im Angriff die Schonzeit für Raffael um 45 Minuten verlängern musste und Jonas Hofmann seit dem 28. Oktober kein Pflichtspiel mehr absolviert hatte.

Jener 28. Oktober war der große Tag des Vincenzo Grifo, sein erster Startelf-Einsatz beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim, die wohl beste Einzelleistung eines Borussen in der Hinrunde. Rangekommen an dieses Niveau ist der Italiener seitdem nicht wieder. Nach dem verletzungsbedingt schwierigen Start in Gladbach sollte es im neuen Jahr für Grifo in gewisser Weise von vorne losgehen. Beim 3:0-Testspielsieg in Mainz glänzte er. "Die kurze Vorbereitung hat mir sehr gut getan. Ich fühle mich gut", sagte er, was ihm aufgrund des Mainz-Spiels geglaubt werden darf, nicht aber aufgrund seines Auftritts beim 1:2 gegen den 1. FC Köln. 45 Minuten durfte er sich zeigen, die Ereignisse der zweiten Halbzeit sah er von der Ersatzbank, weil er Raffael weichen musste. "Dass wir in der 96. Minute noch das Tor bekommen, ist nicht zu fassen. Leider müssen wir das jetzt akzeptieren, es tut im Derby natürlich umso mehr weh", sagte Grifo.

Patrick Herrmann erlebte den Treffer durch Simon Terodde ebenfalls von der Bank, nach zuvor ambivalenten 80 Minuten für den 26-Jährigen. Bis kurz vor der Pause sah es aus, als würde Hecking eine Münze werfen müssen, um zu entscheiden, wer für Raffael Platz machen muss. Doch Herrmann machte noch zweimal auf sich aufmerksam, sein Kullerball aus spitzem Winkel war in der Nachspielzeit Gladbachs gefährlichste Chance bis dahin. Nur zwei Tore haben die Flügelspieler bislang erzielt — Fabian Johnson gegen Leverkusen und Hazard gegen Hamburg. Dem dritten kam Herrmann in der 69. Minute ganz nah, nun läuft er aber Gefahr, ein Jahr ohne Treffer zu vollenden. Raffael erzielte den Ausgleich im zweiten Nachschuss. Herrmanns letzte Aktion in der 80. Minute rundete das unglückliche Gesamtbild ab: Er zielte vorbei und machte dann, sichtlich mit sich hadernd, Hofmann Platz.

Flügelspieler Nummer vier im Derby brachte eine weitere Zutat ins Spiel: Pech. Nach Stindls und Hazards Vorarbeit zog Hofmann ab, sah aber im Augenwinkel schon Jorge Meré heranrauschen. "In dem Moment, in dem ich schieße, haut mich der Gegenspieler ganz klar um. Frei zum Schuss zu kommen, sieht anders aus", sagte Hofmann. Schiedsrichter Felix Zwayer malte nach wütenden Protesten der Gladbacher einen Bildschirm in die Luft und schaute sich die Szene selbst an. "Warum er dann nicht auf Elfmeter entscheidet, weiß ich auch nicht", sagte Hofmann, der in zwei Jahren immer noch kein Bundesligator für Gladbach erzielt hat. Für die letzte Komponente an einem auch für die Flügelspieler misslungenen Nachmittag sorgte Hazard in der Nachspielzeit: Sein Hackentrick im gegnerischen Strafraum bescherte Köln den letzten Ballgewinn, den es zum 2:1 nutzte.

Raffaels starker Auftritt dürfte dafür sorgen, dass der Trainer am Samstag gegen den FC Augsburg von vier fitten Flügelspielern nur zwei aufstellt. Grifo, Herrmann, Hofmann, Hazard — wieder ist Grübelei angesagt.

(jaso)
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