Sieben Kandidaten dürfen hoffen Es kann eine sehr borussische WM werden

Mönchengladbach · Sieben Spieler aus dem Gladbacher Kader haben gute Chancen, 2018 in Russland dabei zu sein. Das wäre dann ein doppelter Rekord.

 Zwei Borussen bei der WM 2010 in Südafrika gegeneinander: Algeriens Karim Matmour (links) gegen den US-Amerikaner Michael Bradley (mitte).

Zwei Borussen bei der WM 2010 in Südafrika gegeneinander: Algeriens Karim Matmour (links) gegen den US-Amerikaner Michael Bradley (mitte).

Foto: Imago

Wenn heute die Auslosung der Vorrunden-Gruppen der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland stattfindet, werden auch einige Borussen ganz genau hinschauen. Denn da könnte ihr Sommerfahrplan zusammengelost werden im Moskauer Kreml. "Natürlich schaut man da hin. Aber echte Wunschgegner habe ich nicht", sagte Matthias Ginter. Wer Weltmeister ist, nimmt, was kommt, natürlich, und wer den Titel verteidigen will, muss sowieso mit jedem Gegner klarkommen.

Noch sind die Kader nicht nominiert, noch läuft quasi die Bewerbungsphase für die Plätze in den WM-Abordnungen der qualifizierten Länder. Sieben Borussen dürfen sich indes gesteigerte Hoffnungen machen, einen Großteil der Sommerpause 2018 in Russland zu verbringen. Lars Stindl und eben Ginter haben in den vergangenen Monaten ihre Aktien beim DFB gesteigert, und das nicht nur, weil beide wesentliche Rollen beim Confed-Cup-Sieg spielten.

Thorgan Hazard ist mit seinem Scorer-Lauf dabei, sich nachhaltig für das belgische Team zu empfehlen. Bleibt er gesund und einigermaßen in Form, wäre es fast schon eine Überraschung, wenn er nicht dabei wäre. Gleiches gilt für das Schweizer Trio: Yann Sommer ist ohnehin gesetzt im Tor der Eidgenossen, Denis Zakaria hat sich durch die starken Leistungen in den Play-offs positioniert, und Nico Elvedi dürfte mindestens als Erfahrungssammler dazugehören zur Schweizer Russland-Reisegruppe. Im dänischen Team wird Jannik Vestergaard wohl ebenfalls seinen WM-Platz sicher haben, auch wenn er zuletzt nicht zum Einsatz kam.

Ob sich bis zum Saisonende noch weitere Borussen empfehlen und dann kurzfristig noch die WM-Reise buchen, so wie es 2014 Christoph Kramer tat, bleibt abzuwarten.

Doch die Topf-Einteilung bei der Auslosung lässt schon jetzt Gedankenspiele zu über mögliche direkte Borussen-Duelle in der Vorrunde. Klar ist indes: Stindl und Ginter können nicht auf Hazard treffen, da Deutschland und Belgien in Topf 1 sind. Doch könnten sie es entweder mit den drei Kollegen aus der Schweiz (Topf 2) oder dem Dänen Vestergaard (Topf 3) zu tun kriegen. Gleiches gilt für Hazard: Da nur zwei Europa-Teams in einer Gruppe sein dürfen, kann es theoretisch einen Vergleich mit der Schweiz oder mit Dänemark geben. Auch die Schweiz und Dänemark könnten in einer Gruppe aufeinandertreffen - dann gemeinsam mit Brasilien oder Argentinien aus Topf 1. Im Höchstfall sind in der Gruppenphase zwei direkte Borussen-Duelle möglich. Bei günstigster Auslosung und günstigstem Turnierverlauf ist, rein theoretisch, gar ein Halbfinale mit allen WM-Borussen möglich. Doch dazu müssten alle Sterne im Zeichen der Raute stehen.

Sorgt das Los für einen direkten Vergleich der Gladbacher, wäre das in der langen WM-Historie etwas Außergewöhnliches. Denn erst einmal spielten bei einem Weltturnier zwei Gladbacher direkt gegeneinander. Das war 2010 in Südafrika beim Spiel der USA gegen Algerien. Michael Bradley gehörte zum US-Team, bei Algerien stand Karim Matmour in der Startelf. Die Amerikaner siegten 1:0 durch ein Tor in der 90. Minute. Algerien schied aus, die USA scheiterten dann im Achtelfinale an Ghana.

Bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2014 wären direkte Borussen-Vergleiche möglich gewesen. Doch beim Sommermärchen trafen sich die Deutschen mit Oliver Neuville und Marcell Jansen nicht mit dem Amerikaner Kasey Keller. Und 2014 musste sich Borussias Doppelsechs (Kramer für Deutschland, Granit Xhaka für die Schweiz) nicht im direkten Duell messen. Vor 2006 gab es keine zwei Länderteams bei einem Turnier, die Borussen aufboten.

In Russland kann es eine sehr borussische WM werden. Sollten es die sieben zuvor genannten Spieler sein 2018, dann wäre es ein doppelter Rekord. Erstens, weil nie zuvor mehr Spieler aus Gladbach bei einer WM dabei waren. Und zweitens, weil nie zuvor Borussen aus vier verschiedenen Ländern zugleich bei einer WM waren. 2014 waren es für einen Tag immerhin vier Borussen aus drei Ländern: aus Deutschland, der Schweiz und den USA. Der Grund: Kramer gehörte bei der WM in Brasilien zum deutschen Team, Xhaka stand im Schweizer Ensemble, und die Laufzeit der Borussia-Verträge von Yann Sommer (Schweiz) und Fabian Johnson (USA) begann just an diesem 1. Juli. Beide Teams aber schieden auch an diesem Tag im Achtelfinale aus.

Ein Gladbach-WM-Rekord dürfte jedoch einer für die Ewigkeit sein: 1974 wurden fünf Borussen Weltmeister. Berti Vogts und Rainer Bonhof spielten im Finale, auf der Bank saßen Wolfgang Kleff, Jupp Heynckes und "Hacki" Wimmer. Und dann war da noch der gebürtige Gladbacher Günter Netzer, der für Real Madrid spielte. 2018 kann Marc-André ter Stegen die Netzer-Rolle als "halber" Borusse spielen. Der gebürtige Gladbacher in Diensten des FC Barcelona dürfte sicher zum WM-Aufgebot gehören.

(kk)
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