Borussia Mönchengladbach Soko "Platzsturm" ermittelt nach Derby-Randale

Mönchengladbach · Nach den Krawallen rund um das Derby zwischen Gladbach und Köln wertet die Polizei die Bilder aus.

Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos
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Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos

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Foto: Dieter Wiechmann

Tag fünf nach den schweren Ausschreitungen rund um das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln. Die Mönchengladbacher Polizei hat die achtköpfige Ermittlungskommission "Platzsturm" eingesetzt. Das bestätigte ein Polizeisprecher unserer Zeitung. Diese szenekundigen Beamten seien in enger Zusammenarbeit mit Kölner Kollegen ausschließlich damit beschäftigt, das umfangreiche Videomaterial zum Platzsturm von Kölner Anhängern nach dem Spiel auszuwerten, um so die beteiligten Personen zu identifizieren. Nach dem Schlusspfiff waren zehn Kölner über den Zaun geklettert und hatten das Panik-Tor zum Spielfeld geöffnet. Die Ordner, die am Tor postiert waren, wurden zuvor mit Böllern und bengalischen Feuern attackiert, sie wichen zurück.

Die Ermittlungen können Wochen dauern, hieß es. Die Polizei zeigt sich indes optimistisch, dass man alle Platzstürmer letztlich auch identifizieren kann. Gegen sie wird ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruchs sowie wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

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Neben den knapp 30 Personen aus dem Kölner Fanblock wird auch gegen mindestens einen mutmaßlichen Borussen-Fan ermittelt, der - wie auf einem Video zu sehen ist - auf einen offensichtlichen Kölner "Anhänger" einschlägt, der nach dem Platzsturm von Ordnern festgehalten wird. Auch das Verhalten der Ordner in dieser Situation, so die Polizei, werde geprüft. Bei den Kölner Ordnungskräften will man sich derzeit offenbar nicht zu Hintergründen der gewaltbereiten Fanszene in der Domstadt äußern. Eine dementsprechende schriftliche Anfrage blieb bis gestern Abend unbeantwortet.

Der 1. FC Köln hatte in dieser Woche bereits angekündigt, der Gruppierung "Boyz" den Fanclub-Status zu entziehen und weitere Maßnahmen wie ein unbefristetes Stadionverbot für deren Mitglieder zu prüfen. Der Verein hatte diese Mitglieder als maßgeblich Beteiligte am Platzsturm und dem Zünden von Pyrotechnik und Knallkörpern in Mönchengladbach ausgemacht. Für just diese "Boyz" hatte Borussia Dortmunds Weltmeister Kevin Großkreutz - zwischen BVB-Fans und Kölner Anhängern existiert eine Fanfreundschaft - in der Vergangenheit öffentlich seine Sympathien bekundet. Gestern nun distanzierte sich Großkreutz via "Instagram" von den Vorfällen am vergangenen Samstag. "Gewalt und Ausschreitungen haben - gerade - beim Fußball nichts zu suchen und gehören nicht in ein Stadion", teilte der BVB-Profi mit.

Die Zentrale Informationsstelle für Sporteinsätze der Polizei (ZIS) in Duisburg beklagt derweil seit Jahren eine zunehmende Entwicklung von Gewalt im Fußball und spricht von einem "latent hohen Niveau". In der vergangenen Spielzeit war die Zahl der Arbeitsstunden der Polizei bei Partien der 1. und 2. Liga um stattliche zehn Prozent auf etwa zwei Millionen gestiegen. Insgesamt wurden 7863 Strafverfahren eingeleitet - das sind 20 Prozent mehr als in der Vorsaison. Es gab 896 Verletzte, der zweithöchste Wert im Zwölfjahresvergleich der Behörde. Ein Drittel des Anstiegs der eingeleiteten Strafverfahren resultiert demnach aus dem Abbrennen von Pyrotechnik.

(RP)
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