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Borussia Mönchengladbach Borussias Spektakel im "Nicht-Favre-Spiel"

Fussball · Gladbach ist mit der 2:3-Niederlage im Europa-League-Rückspiel gegen Sevilla ausgeschieden. Den Fans hat es trotzdem Spaß gemacht.

Borussia Mönchengladbach: Spektakel im "Nicht-Favre-Spiel"
Foto: afp, PST/DG

Lucien Favre stand da. Im Sprühregen. Die dicke Kapuze seiner neongrünen Jacke übergezogen. Aus seine Coachingzone heraus beobachtete Borussias Trainer das fulminante Hin und Her vor sich auf dem Rasen. Und so, wie es für seine Spieler eine emotional-rasante Sache war zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Rückstand und Auftrieb, so muss es im Speziellen für Favre ein anstrengendes Spiel gewesen sein. Denn streng genommen war dieses turbulente 2:3 im Rückspiel gegen Titelverteidiger FC Sevilla so rein gar nicht das, was der nüchtern-rationale Schweizer mag.

Spielkontrolle, Geduld, Contenance, ein Vortrag mit mehr Hirn als Herz - all das hat Favre den Borussen seit seinem Amtsantritt eingeimpft. Der Erfolg gibt seiner Spielweise in der überwiegenden Zahl der Fälle recht, das zeigt allein ein Blick auf die Entwicklung, die Gladbach unter ihm seit 2011 genommen hat, allzu deutlich. Auch vor dem gestrigen Spiel hatte der Trainer Geduld mit auf den Weg gegeben und die Weisung, intelligent zu spielen, weil man ja 90 Minuten habe, das 0:1 aus dem Hinspiel mit einem eigenen Treffer zu egalisieren und so schon mal die Verlängerung zu erreichen. Das war die Theorie, und die war nach gerade acht Minuten nichts mehr wert. Ab da war es im Prinzip ein "Nicht-Favre-Spiel".

Die elf Borussen auf dem Rasen waren nämlich schon nach besagten acht Minuten gezwungen, das Hirn dem Herz klar unterzuordnen. Aus dem K. o.-Spiel per Definition wurde ein Alles-oder-nichts-Spiel par excellence. Ein Graus, ein Stresstest für die meisten Trainer - beileibe nicht nur für Favre, aber ein Spektakel, wie es die Zuschauer lieben. Daran ließen die Fans im ausverkauften Borussia-Park keinen Zweifel. Ein Duell mit offenem Visier erhöht halt den Unterhaltungsfaktor ungemein.

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Mit dem 1:1 von Granit Xhaka kehrte die Hoffnung zurück, mit der folgenden Druckphase wuchs sie weiter. Mit dem 1:2 lag die Borussen-Welt wieder in Scherben. Mit dem 2:2 von Thorgan Hazard waren Spieler und Zuschauer wieder richtig "on fire". Von Contenance war da längst nicht mehr viel übrig geblieben. Die war nicht mehr gefragt, weil es nichts mehr zu verlieren gab. Und in einer solchen Partie schwang sich plötzlich ein lange so formschwacher Raffael auf und kramte den alten Raffael hervor. Den mit Zug im Zweikampf, den mit Zug am Ball, mit Ideen, den, der Lücken reißt und die anderen einsetzt. Dass eine solche Partie einem Xhaka über alle Maßen gefällt und dass er folglich als Torschütze und Antreiber genauso in Erscheinung trat wie als Irrwisch mit dem fast logischen Potenzial für seine Gelb-Rote Karte konnte weniger überraschen.

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So ließen sich die Borussen bis zum Platzverweis von ihrer eigenen Euphorie treiben. Es gab ja auch keine Alternative. Stattdessen gab es Torchancen. Und Torchancen. Und Torchancen. Nicht viel mehr als sonst. Aber andere. Mit mehr Überzeugung herausgespielt. Mit mehr Willen. Am Ende waren es dann zwar zu wenig Tore. Aber die Borussen zeigten trotz des Ausscheidens, dass sie einen Plan B zur Contenance beherrschen. So kamen in den Spaniern letztlich die weiter, die abgezockter waren. Und Borussia wird am Sonntag gegen Paderborn wieder anders spielen. Es ist ja auch kein Alles-oder-nichts-Spiel. Eins eher nach Favre-Art.

(klü)
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