Jede Menge los auf Schalke Borussia spielt 1:1 nach 80 Minuten Überzahl

Borussia hat beim FC Schalke einen Punkt geholt, von dem sie heute noch nicht weiß, was er wert sein wird. Trotz Führung und langer Überzahl reichte es beim Tabellenzweiten nur zu einem 1:1. Raffael traf, Lars Stindl verletzte sich und gleich drei Borussen handelten sich Sperren ein.

FC Schalke 04 - Borussia Mönchengladbach: Bilder des Spiels
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Schalke - Borussia: Bilder des Spiels

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Als Christoph Kramer am Samstag vor der Partie beim FC Schalke 04 den Rasen der Arena betraten hat, hat er womöglich nach oben geschaut in den Himmel und dann zufrieden gelächelt. Denn zu sehen war nichts außer der Dachkonstruktion, die geschlossen war an diesem Nachmittag. Borussia spielte also in der "Halle", wie Traditionalisten gern verächtlich sagen, und Kramer berichtete zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er "ein richtig guter Hallenkicker" sei. Vorteil Borussia also? Auch modisch durften sich die Borussen im Vorteil wähnen. Denn sie trugen weiße Trikots und schwarze Hosen wie beim starken 3:1-Sieg bei 1899 Hoffenheim in dieser Saison - und auch beim letzten Sieg in der Bundesliga auf Schalke 2014 (Torschütze damals Patrick Herrmann, jetzt verletzt).

Nun, die Summe der vermeintlichen Vorteile reichte nur zu einem Punkt. 1:1 spielten die Borussen und nahmen damit nach einem hektischen und verbissenen Spiel einen Punkt mit nach Hause. Allerdings ist der teuer bezahlt: Kapitän Lars Stindl zog sich eine Sprunggelenkverletzung zu und die beiden Sechser Christoph Kramer (fünfte Gelbe Karte) und Denis Zakaria (zehnte Gelbe) sowie Innenverteidiger Jannik Vestergaard (fünfte Gelbe) sind für das nächste Spiel am Samstag gegen Freiburg gesperrt. Trainer Dieter Hecking muss sein Team also ordentlich umbauen.

Auf Schalke hatte Hecking hatte jene elf Männer in die Startelf beordert, die schon beim 3:0 gegen Wolfsburg begonnen hatten. Borussias Ansatz war spürbar, aktiv zu sein. Vor allem die beiden Außenbahnspieler, Thorgan Hazard und Jonas Hofmann hatten in den ersten Minuten gute Aktionen und kamen beide gut in den Schalker Strafraum. Zwei Hereingaben Hofmanns klärte Schalke, Hazards Ball kam durch zu Raffael, der aber verzog.

Borussia Mönchengladbach: Lars Stindl verletzt sich gegen Schalke am Knöchel
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Stindl verletzt sich gegen Schalke am Knöchel

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Schalke stand tief und wartete auf Umschaltsituationen, früher bekannt als Konter. Noch weiter hinten warteten die Gastgeber, nachdem Nabil Bentaleb Rot gesehen hatte nach einer Tätlichkeit gegen Lars Stindl. Zwar fiel Borussias Kapitän nach dem Schlag des Schalkers ins Gesicht etwas theatralisch, doch die Strafe gab es zu Recht wegen der Tätlichkeit, da nutzte den Schalkern auch die Rudelbildung inklusive Torhüter Ralf Fährmann nichts. Noch ein Vorteil für Gladbach?

Für gewöhnlich ist es gar nicht mal leichter, gegen einen dezimierten Gegner Lücken zu finden oder zu schaffen, weil der Defensivverbund eher gestärkt als geschwächt wird. Borussia versuchte es mit geduldigem Aufbau und über die Flügel. Raffael legte in der 21. Minute auf Nico Elvedi ab, doch dessen Linksschuss wurde abgeblockt. Acht Minuten später gab Guido Burgstaller den ersten Torschuss der Schalker ab, doch Yann Sommer reagiert schnell und richtig.

Dann kam Gladbachs großer Moment: Denis Zakaria eroberte den Ball bei einem Schalker Konter, das Spielgerät wurde nach vorn gespielt, Hazard bediente Stindl, der wegen des Platzverweises bei jedem Ballkontakt mit Pfiffen bedacht wurde, im Zentrum, dieser legte quer auf Raffael und der erzielte nach 32 Minuten das 1:0 für die Borussen.

Kurz darauf musste Stindl raus. Thilo Kehrer, der große Probleme mit Hofmann hatte, wenn dieser mit Speed in den Strafraum zog, traf Stindl am Sprunggelenk und es ging nicht weiter für den Kapitän. Michael Cuisance ersetzte ihn. Wie schwer Stindls Verletzung ist, wird die Untersuchung noch ergeben. Gut sah es jedenfalls nicht aus, als er von den Ärzten vom Platz geführt wurde. Dass er am nächsten Samstag gegen Freiburg fehlen wird, ist anzunehmen. Josip Drmic könnte der Ersatzmann sein.

Für Borussia galt es nun, ohne den Anführer Stindl zu bestehen. Doch es gab gleich den nächsten Rückschlag. Kramer bekam den Ball im Strafraum aus kurzer Entfernung an den Arm, zunächst entschied Schiedsrichter Harm Osmers, weiterspielen zu lassen, doch dann kam der Hinweis des Videoassistenten, sich die Szene nochmal anzuschauen. Osmers tat es und zeichnete dann den imaginären Bildschirm in die Luft: doch Elfmeter. Daniel Caligiuri schoss, Sommer touchierte den Ball noch, konnte aber das 1:1 in der zweiten Minute der Nachspielzeit nicht verhindern. Im Hinspiel, beim 1:1, hatte Schiedsrichter Sascha Stegemann einen Gladbacher Elfmeter zunächst gegeben, dann aber nach Ansicht der Videobilder zurückgenommen.

Für Schalke war es ein glückliches 1:1 zur Pause, die Borussen hatten reifer gespielt. Beim Gang in die Kabine gab es dann nach hektischen 45 Minuten auch noch ein paar Nettigkeiten im Kabinengang, wie Ex-Schalker und Ex-Borusse Mike Hanke im Pauseninterview bei Sky berichtete. Insbesondere Kramer ärgerte sich, denn auch er wird gegen Freiburg nicht dabei sein, da er wegen der Elfmeterszene die fünfte Gelbe Karte sah. Somit muss sich Hecking eine neue Lösung für das zentrale defensive Mittelfeld einfallen lassen. Möglich, dass er dann eines der zuletzt angewandten System mit nur einem Sechser wählt (3-1-4-2 oder 4-4-2 mit einer Raute). Es könnte aber auch die Chance für Tobias Strobl sein, der gestern nach 60 Minuten den gelb-rot-gefährdeten Zakaria ersetzte. Strobl war sehr aktiv, forderte immer wieder den Ball, um Aufbauarbeit zu leisten.

Nach 56 Minuten kamen die Borussen wieder gefährlich vor das Schalker Tor, als Wendt von links scharf flankte. Doch der mitgelaufene Elvedi verpasste. Hofmann legte den Ball nochmal in den Strafraum, aber Hazard versprang das Spielgerät beim Schussversuch. Kurz darauf sah Vestergaard die Gelbe Karte. Borussia blieb das spielerisch überlegene Team, wenngleich Schalke nun auch mehr Spielanteile hatte. Pech hatte Elvedi, als seine abgerutschte Flanke an die Latte prallte.

Es blieb beim 1:1. Borussia verdiente sich den Punkt mit guter Fußballarbeit, hätte nach 80-minütiger Überzahl aber sicher gerne mehr mitgenommen. Die "offenen Rechnungen", von denen Hecking gesprochen hatte, sind damit wohl nicht beglichen. Eher sind neue dazu gekommen, denn glücklich war der Spielverlauf für die Gladbacher nicht. Plus einen Punkt haben sie, aber eben minus vier Spieler.

(kk)
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