Champions League Borussia stößt an ihre Grenzen

Manchester · Die Borussen wähnten sich in Europa im elitären Kreis der Besten. Nach der ersten Runde in der Champions League ist das Bild jedoch zurechtgerückt. Die Fohlen sind im europäischen Vergleich eher ein Rostow, Warschau oder Glasgow.

Manchester City - Borussia Mönchengladbach: die Bilder
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Manchester - Borussia

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Foto: rtr, gb

Der Komponist Tony Britten hat eine Ikone des Fußballs geschaffen. Dass es sich dabei um klassische Musik handelt, mag überraschen, aber die Champions-League-Hymne lässt kaum jemanden kalt. "Wir fahren nicht nur dahin, um die Hymne zu hören" ist das "Wir wollen etwas mitnehmen" der Königsklasse. Mit diesem Ansinnen war auch Borussia Mönchengladbach am Montag zum Auftakt der Gruppenphase bei Manchester City aufgebrochen.

Als die Mannschaft von Trainer André Schubert am Donnerstag zu Hause ankam, hatte sie eine 0:4-Niederlage im Gepäck und eine kuriose Spielabsage für die Vereinschronik - aber keine schönen Erinnerungen an die Champions-League-Hymne. Denn die City-Fans hatten sie wieder gnadenlos niedergepfiffen. In Manchester ist man aus anderen Gründen als der restliche Kontinent schlecht auf die Uefa zu sprechen, seit der europäische Fußballverband die Saus-und-Braus-Transferpolitik als Verstoß gegen das Financial Fair Play geahndet hat.

Die Finanzmacht des neuen Klubs von Pep Guardiola war natürlich auch beim Duell mit Borussia ein Faktor. City hat im Sommer mehr als 200 Millionen Euro in neue Spieler investiert, Gladbach etwa 30 Millionen. Knapp 180 Millionen Euro Verlust auf dem Transfermarkt stehen einem leichten Gewinn gegenüber. Zum Vergleich: Der junge Schalker Leroy Sané kostete mehr Ablöse als alle 14 Borussen, die Schubert bei der deutlichen Niederlage am Mittwoch einsetzte. Doch reich war Manchester auch schon in der vergangenen Saison, als Borussia mit 1:2 und 2:4 verlor, dabei aber insgesamt 50 Minuten in Führung lag. Insofern war die finanzielle Übermacht der Engländer kein Ausschlusskriterium, sondern weckte eher Hoffnungen beim Bundesligisten, den Großen wie Robin Hood etwas wegzunehmen.

Dass die Borussen derart die Grenzen aufgezeigt bekamen, hatte andere Gründe. Torwart Yann Sommer, der mit starken Paraden ein Debakel verhinderte, fand Worte, die nach dem 1:3 gegen den SC Freiburg ähnlich klangen. Das ist das Frappierende. "Sie waren immer zwei, drei Schritte schneller. Wir kamen nie in die Zweikämpfe", sagte der Schweizer. Die Fußballsprache hat für derartige Niederlagen ein üppiges Vokabular parat. Von einer "Lehrstunde" sprach Sommer, Verteidiger Tobias Strobl benutzte dasselbe Wort und meinte außerdem, Borussia sei "unter die Räder gekommen". Noch bildlicher formulierte es Manager Max Eberl: "Man kann mal auf die Nuss bekommen. Aber dann gilt es, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen."

Einer der Schlüsse ist, dass Gladbach international schon auf einem anderen Level zu sein schien. Nur drei Mannschaften kassierten am ersten Spieltag noch höhere Niederlagen, nach dem 0:4 gegen Manchester steht Borussia in einer virtuellen Gesamttabelle auf Platz 29 von 32 - vor FK Rostow (0:5 gegen Bayern München), Legia Warschau (0:6 gegen Borussia Dortmund) und Celtic Glasgow (0:7 gegen den FC Barcelona).

City-Coach Guardiola hatte den 36. der Uefa-Rangliste mit seinen Lobeshymnen unter die Top Ten gehievt. Der Katalane weiß schließlich wie kaum ein anderer, wozu Borussia an einem sehr guten Tag fähig ist. Viermal in Folge hatte er mit dem FC Bayern nicht gewinnen können. Am Mittwoch verbesserte Guardiola seine persönliche Bilanz. "Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die ein Titelkandidat ist. Das hat man auch gesehen", meinte Borussias Manager Eberl.

In zwei Wochen kommt Barcelona an den Niederrhein. Vor dem größten Spiel der vergangenen 20 Jahre ist Borussia in Manchester ganz schön kleingemacht worden.

(jaso)
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