Borussia Mönchengladbach Taumelnde Borussia bleibt Letzter

Mönchengladbach · Die Gladbacher unterliegen nach einer ganz schwachen Vorstellung dem Hamburger SV 0:3. Der Fast-Absteiger der Vorsaison profitiert von zahlreichen Fehlern einer völlig verunsicherten Heimmannschaft.

Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV: Einzelkritik
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Gladbach - Hamburg: Einzelkritik

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Borussia Mönchengladbach schliddert immer tiefer in die sportliche Krise. Statt gegen den Hamburger SV die erhofften ersten Punkte dieser Spielzeit einzufahren, verloren die Borussen nach einer indiskutablen Darbietung 0:3 und stehen so weiter mit null Zählern am Tabellenende. Am Dienstag steht nun das Champions-League-Debüt beim FC Sevilla an, und am kommenden Samstag fährt man zum prestigeträchtigen Derby nach Köln. Es gab schon mal entspanntere Tage in Mönchengladbach.

"Diese Niederlage tut sehr weh. Wir verlieren zu schnell die Geduld und spielen zu kompliziert. Das ist zu leicht für den Gegner. Ich habe schon vor dem ersten Spiel gewarnt, dass es eine extrem schwere Saison für uns wird. Wir müssen jetzt Lösungen finden. Wir werden weiter hart arbeiten und es nach und nach schaffen", sagte Favre nach der Partie.

Pierre-Michel Lasogga trifft nach Patzer von Tony Jantschke
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Lasogga trifft nach Jantschke-Patzer

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Foto: afp, PST EJ

"Diese Niederlage ist sehr ärgerlich"

Wie viel Spuren der verkorkste Saisonstart bereits hinterlassen hat, offenbarten die Borussen gegen Hamburg von der ersten Minute an überdeutlich. Der Wille, den Bock gegen die Hanseaten umzustoßen, war sicherlich vorhanden, aber er wurde eben völlig überdeckt von Nervosität, Unsicherheit und nervlichen Wacklern. Gladbachs Kapitän Martin Stranzl, der erstmals seit dem 22. März wieder ein Pflichtspiel bestritt — später allerdings mit Verdacht auf Jochbeinbruch ausschied — und an dem im Vorfeld viele Hoffnungen auf Besserung gehaftet hatten, schrammte schon nach zwei Minuten knapp an einem Eigentor vorbei. Dieser Schrecksekunde folgte neun Minuten später eine ungleich folgenreichere: Tony Jantschke, ansonsten Innen- oder Außenverteidiger, aber in jedem Fall die Zuverlässigkeit in Person, fabrizierte von seiner gestrigen Rolle aus als Sechser im Mittelfeld einen Katastrophen-Rückpass, der bei Pierre-Michel Lasogga landete. Der HSV-Stürmer hatte danach keine Mühe, Yann Sommer im Borussen-Tor zu umkurven und zur Gästeführung einzuschieben.

"Diese Niederlage ist sehr ärgerlich. Wir hatten uns viel für dieses Spiel vorgenommen und haben dann ein Tor kassiert, das so normalerweise niemals fallen darf", sagte Mittelfeldspieler Havard Nordveit.

Borussia taumelte merklich. Jeder einzelne. Einfache Pässe über mehrere Stationen wurde zur unlösbaren Aufgabe, Kreativität nach vorne gab es nicht, echte Torchancen wurden zur Utopie, Zweikämpfe wurden naiv geführt und verloren. Und so war der in jüngster Vergangenheit so oft mit bundesweiter Häme bedachte Hamburger SV ohne große Mühe die bessere von zwei schwachen Mannschaften.

Gladbachs Trainer Lucien Favre hatte sich für ein eher defensives Mittelfeld-Duo mit Jantschke und dem Norweger Havard Nordtveit entschieden und dabei zumindest in Kauf genommen, dass Impulse aus dem Zentrum nach vorne sparsamer als sonst (Taktgeber Granit Xhaka fehlte Gelb-Rot-gesperrt) vorkommen würden. Lars Stindl agierte stattdessen auf dem Flügel völlig wirkungslos. Als dann irgendwann doch mal ansatzweise etwas wie Offensivdrang entstand, schlief Borussia wie vor zwei Wochen in Bremen bei einer Ecke und ließ Lasogga per Kopf unbedrängt zu dessen zweiten Treffer an diesem Abend kommen. Ernüchterung und Ratlosigkeit waberten um die Wette durch den ausverkauften Borussia-Park.

Es war ein Abend, an dem dann auch ansonsten chronisch ungefährliche HSV-Spieler wie ein Nicolai Müller das Erfolgserlebnis eines eigenen Treffers genießen durften. So geschehen kurz nach der Pause, als ein simpler langer Ball genügte, um Stranzls Nebenmann Roel Brouwers wie auch den unsicher wirkenden Sommer zu düpieren. Hamburg führte 3:0 und wusste gar nicht recht, wohin mit all seiner Freude, Borussias Herrlichkeit der Vorsaison mit Platz drei wirkte dagegen Lichtjahre entfernt. Es gab sogar Häme aus dem Hamburger Block, der sang: "Zweite Liga, Gladbach ist dabei." Derartige Ängste weisen sie bei Borussia zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison naturgemäß noch von sich, aber das Beispiel von Borussia Dortmund und deren Hinrunden-Debakel aus der Vorsaison ist eben auch am Niederrhein präsent. Sie haben in jedem Fall viel Arbeit vor sich in Gladbach. Seit gestern noch mal deutlich mehr.

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