Borussia Mönchengladbach Nach 395 Tagen mal wieder dran?

Mönchengladbach · Borussia will heute Abend gegen den VfB Stuttgart ein erneutes frühes Gegentor vermeiden. Ob Yann Sommer dabei helfen kann, ist fraglich. Fällt der Schweizer aus, wird Tobias Sippel erstmals seit August 2016 im Tor stehen.

Borussia Mönchengladbach: Das ist Tobias Sippel
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Das ist Tobias Sippel

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Foto: Dirk Paeffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

In Augsburg ist es nach 41 Sekunden passiert. Dann gegen Frankfurt nach 13 Minuten. In Leipzig überstand Borussia immerhin die erste Viertelstunde, in den folgenden 16 Minuten gab es dann aber zwei Gegentreffer (siehe Schaubild-Analyse). Weil auch das Gegentor im Pokalspiel in Essen nach 30 Minuten fiel, kassierte Borussia fünf ihrer sechs Gegentore dieser Saison im ersten Spieldrittel.

Das ist einer der dringenden Verbesserungsansätze für das heutige Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. In Essen, Augsburg und Leipzig kamen die Borussen nach dem jeweiligen 0:1 noch zurück, gegen Frankfurt gelang das nicht. Und jedes Mal wieder die Probe aufs Exempel zu machen, daran hätte Sportdirektor Max Eberl wenig Freude, das gab er in Leipzig zu. "Das muss ich nicht haben", gestand er.

Eine Garantie, nicht in Rückstand zu geraten, ist mithin ganz einfach, ohne Gegentor zu bleiben. Yann Sommer, den in Leipzig Timo Werner Fußspitzen-Stupser etwas überraschte, wird dafür heute wohl nicht zuständig sein. Denn der Schweizer hat aus Sachsen eine Innenbanddehnung am Knie mitgebracht. Borussias Nummer eins hat gestern mit dem Training ausgesetzt, weswegen sein Einsatz eher ausgeschlossen ist. Das Risiko, dass er sich schwerer verletzt, wird niemand eingehen wollen. Sommer soll sicherlich für das Samstag-Spiel in Dortmund wieder parat sein. Damit wäre erstmals seit langem die Torhüter-Position von der allgemeinen Verletzungsmisere betroffen. Sommer wäre auch der erste Achsenspieler, der in dieser Saison fehlen würde.

Doch ist Ersatztorwart Tobias Sippel (Moritz Nicolas steht vor seiner Bank-Premiere in der Bundesliga) zuzutrauen, die Herausforderung zu meistern, wenn es nötig wird, auch wenn sein letzter Pflichtspieleinsatz heute 395 Tage zurückliegt. Damals spielte er im DFB-Pokal in Drochtersen. Zuvor stand er zweimal in der Bundesliga im Tor: erst beim Sieg gegen das da noch von Dieter Hecking betreute Wolfsburg, dann in Darmstadt. In allen drei Spielen blieb er ohne Gegentor, seine Bilanz: 2:0, 2:0, 1:0. Würde er seine Serie gegen Stuttgart fortsetzen, wäre das recht hilfreich.

Sommer war gestern beim Training nicht der Einzige, der fehlte. Auch Jonas Hofmann, der wegen der lädierten Gesäßmuskulatur ebenfalls heute wohl ausfallen wird, war nicht dabei. Denis Zakaria und Christoph Kramer bekamen eine Ruhepause. Letzterer hat den Stollentritt des Leipzigers Naby Keita weitgehend schadlos überstanden und wird erneut mit Zakaria die Doppelsechs bilden. Weil Tobias Strobl und Laszlo Bénes fehlen, gibt es ja auch kaum Alternativen. Dass der gerade 18 Jahre alt gewordene Franzose Mickael Cuisance sein Startelf-Debüt feiert, ist nicht zu erwarten.

Wie Torwartposten und Doppelsechs stellt sich auch der Rest des Teams eigentlich von alleine auf. Allerdings ist Tony Jantschke wieder dabei, er könnte eine Alternative für hinten rechts sein. Da Hofmann, der in Leipzig erstmals zur Startelf gehörte, ausfällt, wird es quasi den Rückwechsel geben: Patrick Herrmann, der für Hofmann weichen musste, dürfte den Job auf dem rechten Flügel übernehmen.

Es sei denn, Dieter Hecking gönnt Fabian Johnson die erste Teilnahme von Anfang an. Der US-Amerikaner würde aber eher im linken Mittelfeld spielen, Thorgan Hazard, der in Leipzig per Elfmeter sein erstes Saisontor schaffte, könnte dann nach rechts rücken. Die erste Option wird aber wohl Herrmann sein.

Ein paar Variationsmöglichkeiten hat Hecking also noch. Aber es wird immer dünner. "Wir pfeifen aus dem letzten Loch", fasste Eberl zusammen. Neun Spieler aus dem Kader fallen für das heutige Spiel aus (beim VfB sind es bis zu acht). In Ibo Traoré und Vincenzo Grifo fehlen dem Trainer unter anderem zwei Spieler, die etwas andere Talente mitbringen: Traoré mit seinen geschwinden Dribblings, Grifo die Präzision bei Standards. Beides kann hilfreich sein in engen Spielen.

Für solche Anlässe hat Hecking aber noch eine andere Option zur Verfügung: Raúl Bobadilla. Dessen Job ist es nur am Rande, sich um seinen seit Sonntag 19-jährigen Landsmann Julio Villalba zu kümmern. Zuvorderst ist der Paraguayer für den Tor-Notfall geholt werden. Gestern nach dem Training sprach Hecking lange mit dem 30-Jährigen, und sicher ging es dabei nicht um die Qualität der Steakhäuser in der Stadt. "Boba" als Geheimtipp für heute Abend? Weniger geheim ist dagegen der Auftrag, möglichst nicht wieder ein frühes Gegentor zu bekommen.

(kk)
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