Borussia Mönchengladbach Sippel im grellen Gelb und als Fotokunst

Mönchengladbach · Borussias Keeper präsentiert beim Test in Wuppertal die neue Torwart-Kluft. In der alten ist er Teil eines Kunstprojekts.

 Neuer Look: Tobias Sippel präsentierte beim 1:0-Sieg der Borussen in Wuppertal das neue Torwart-Outfit.

Neuer Look: Tobias Sippel präsentierte beim 1:0-Sieg der Borussen in Wuppertal das neue Torwart-Outfit.

Foto: Dirk Päffgen

Uwe Kamps war seiner Zeit voraus. Er trug, als er Torhüter Borussias war, kunterbunte Trikots. Nun bestätigt einer, der soeben das wohl bunteste Torwart-Trikot aller Zeiten designt hat, dass Kamps' Ansatz der richtige war. "Helle Farben machen einen Torwart größer", meint Barry Richardson, Torwarttrainer des englischen Viertligisten Wycombe Wanderers. Er hat für seine Nummer eins, Scott Brown, ein Outfit entworfen, das mit dem Wort "bunt" kaum einzufangen ist. Psychedelisch trifft es eher. Dazu die kreischige Orgel der Band "The Doors" und die Realität fängt an zu wabern ...

Nun, Mr. Brown gefällt das Hemd, das inspiriert ist durch den Blick in das Kaleidoskop, das Richardson früher besaß. "Es ging mir darum, auf dem Trikot einen Bereich zu haben, der die Aufmerksamkeit des Gegners auf sich zieht", sagt Richardson und stützt damit die gängige Torwart-These, dass grelle Farben die Bälle mehr anziehen als triste. Borussias Torhüter Yann Sommer und Tobias Sippel sind durchaus Anhänger der Theorie. Weswegen ihre Outfits oft knallig sind. In der vergangenen Saison gab es das leuchtende Orange, nun ist es ein grelles Gelb, das mehr neon ist, als die 80er. Da Sommer noch urlaubt, war es an Sippel, die neue Tracht beim Testspiel in Wuppertal erstmals vorzuführen.

Modell "Bienenfänger" nennt Sippel die Kluft scherzhaft. Sommer und er haben sich auf diesen Look verständigt, eben weil "man dann vielleicht öfter mal angeschossen wird". Die Alternativ-Outfits für die anstehende Saison sind laut Sippel Bordeaux-rot und Türkis. Früher in Kaiserslautern trug er indes oft Weiß. "Das geht in Gladbach nicht, weil wir oft in Weiß spielen", sagt der 29-Jährige. Also knallig. "Ich muss zugeben, dass ich das gelbe Trikot besser finde als das orangene", gesteht Sippel. Getragen hat er das orangene Outfit nicht bei seinem einzigen Einsatz der vergangenen Saison. Für das Erstrunden-Pokalspiel in Drochtersen (1:0) wählte er die grüne Variante.

Zu einem anderen Anlass trug er orange: für das Projekt "face to face" der Kunstfotografen Dirk Albertz und Wolfgang Dreßen. Sie lichteten Menschen einmal in Dienstkleidung und einmal im zivilen Look ab. Entstanden ist eine sehenswerte Schau aus lebensgroßen Bildern, die zeigen soll, welche Auswirkung Kleidung auf die Wirkung von Mimik und Gestik eines Menschen hat. Die Bilder waren im März und April in der Reihe "Linie Kunst" in den Räumen der NEW zu sehen. "Ich habe mich gefreut, da mitmachen zu dürfen, schließlich war ich ja erst zwei Jahre bei Borussia, als das Projekt lief. Die Bilder sind sehr gut geworden", sagt der zur Fotokunst gewordene Torwart. Als Privatmann ist er weniger "leuchtend" abgelichtet als im Job-Outfit: Die Schuhe glitzern zwar, sind aber so schwarz wie die Hose, dazu trägt er eine Jacke im gedeckten Rot und darunter ein graues T-Shirt.

Wie oft er in dieser Spielzeit seine grellgelbe Dienstkleidung tragen wird, bleibt abzuwarten. Die Torwart-Frage ist geklärt: Sommer spielt. Wie der im neuen Dress ausschaut, kann man vorgucken, schließlich spielt er für die Schweiz oft in Neongelb. Für den Fall der Fälle (vielleicht wieder das Erstrundenpokalspiel, dieses Mal wäre es in Essen) ist Tobias Sippel bereit. "Ich fühle mich topfit", sagt er. Immerhin: Nach zwei Spielzeiten als Borusse ist er noch immer ohne Gegentor. Drei Spiele, dreimal zu null.

Was die These "Grelle-Trikots-sind-Ballmagneten" angeht, sei angemerkt: Sommer kassierte in der Vorsaison in Orange mehr Gegentore (1,6), als im weniger knalligen Look (1,3). Aber: "Die bunten Trikots sind eben modern", sagt Sippel. Wie gesagt: Uwe Kamps war diesbezüglich seiner Zeit voraus. Aber auch Wolfgang Kleff, der Meistertorwart der 70er. Dessen Kult-Trikot mit dem schwarzen Vertikal-Streifen gab es ebenfalls in Gelb.

(kk)
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