Borussia Mönchengladbach Jantschke kann Borussia Halt geben

Mönchengladbach · Tony Jantschke gehört zu einem Quartett der Gladbacher, das acht Pflichtspielsiege als Startelf-Teilnehmer erlebt hat. Er ist klar strukturiert – darauf setzt Trainer Hecking. Für Samstag heißt die Marschroute: "Wir müssen punkten."

Warten auf den nächsten Einsatz: Bei Tony Jantschke weiß jeder Trainer genau, was er bekommt.

Warten auf den nächsten Einsatz: Bei Tony Jantschke weiß jeder Trainer genau, was er bekommt.

Foto: Imago

Tony Jantschke gehört zu einem Quartett der Gladbacher, das acht Pflichtspielsiege als Startelf-Teilnehmer erlebt hat. Er ist klar strukturiert — darauf setzt Trainer Hecking. Für Samstag heißt die Marschroute: "Wir müssen punkten."

Wenn Borussias Trainer Dieter Hecking in diesen Tagen nach geeigneten Spielern für den Erfolg sucht, könnte er auch eine Daten-Suchmaschine beauftragen. Die würde vier Herren aus dem aktuellen Kader herausfiltern, die er vielleicht zuvorderst in Betracht ziehen sollte. Es wären die vier Spieler, die die meisten Siege in der Hinrunde miterlebt haben. Nur neun von 26 Pflichtspielen wurden gewonnen, doch das Quartett erlebte davon acht als Startelf-Teilnehmer mit. Torwart Yann Sommer gehört dazu, Kapitän Lars Stindl, Rekord-Einkauf Christoph Kramer und Eigengewächs Tony Jantschke. Diese vier haben den Erfolg am besten gekonnt in der Hinrunde. Kein Borusse war bei allen Dreiern vom Anpfiff an dabei.

Was Jantschke angeht, war er im ersten Saisonteil gefühlt nicht sonderlich präsent. Doch der 26-Jährige widerspricht. "Ich habe zwölf von 16 Ligaspielen gemacht, drei von sechs Champions-League-Spielen, beide Champions-League-Quali-Spiele und beide Pokalspiele", kennt Jantschke seine Bilanz ganz genau. "Ich bin mit der Spielanzahl zufrieden", sagt er und verweist darauf, dass es im modernen Fußball immer nur "ein, zwei" Spieler gibt, die immer auf dem Platz stehen.

Indes: als Lucien Favre noch Trainer war, war er einer von denen, die immer spielten. Egal wie gespielt wurde, für ihn, den Flexiblen, gab es immer einen Job im Team. Das war dann doch anders bei André Schubert. "Da habe ich nicht zu den ein, zwei Spielern gehört", gesteht Jantschke.

Das kann sich, so das Gefühl, nun wieder ändern. Jantschke kennt die Situation mit neuen Trainern, denn Dieter Hecking ist bereits sein fünfter Coach in Gladbach: Hans Meyer verhalf ihm 2008 zum Profidebüt, bei Michael Frontzeck musste er vor allem warten, bei Favre wurde er zur Stammkraft, und bei Schubert war er erstmal lange verletzt und später dann, nun ja, ständiger Teilzeitmitarbeiter.

Bei Hecking dürfte sein Standing wieder ein anderes sein. Hecking setzt auf klare Strukturen, und Jantschke ist ein klar strukturierter, verlässlicher Spieler, bei dem man weiß, was man bekommt. Spieler wie er sind gerade deswegen wertvoll. Offen ist noch, ob Hecking auf eine defensive Dreier- oder eine Viererkette setzt — in beiden Fällen jedoch darf man Jantschke in der Startelf vermuten.

Jantschke hat Krisen wie die aktuelle schon in schlimmerer Ausführung erlebt. 2009 ging Borussia mit elf Punkten in die Winterpause; 2010 waren es gar nur zehn — in jener Rückrunde begann seine Zeit als Borusse richtig, da verdrängte er Tobias Levels.

Nun haben die Borussen 16 Punkte beisammen. "Dramatisch" ist das Wort, das Jantschke in diesem Zusammenhang sagt, "16 Punkte sind immer dramatisch", das sind seine Worte. Da Jantschke nicht zu Übertreibungen neigt, muss man das ernst nehmen. Ja, die Situation ist dramatisch. Geht das Spiel am Samstag in Darmstadt verloren, wird es noch dramatischer, dann ist theoretisch sogar der Sturz auf den vorletzten Platz möglich.

"Aber damit beschäftige ich mich gar nicht", sagt Jantschke. Allerdings warnt er auch eindringlich davor, die Lage zu unterschätzen. "Es haben schon andere Mannschaften gedacht, dass sie besser sind als der Tabellenplatz, und dann waren sie bis zum Ende unten dabei. Fakt ist: Wir sind von der individuellen Qualität her vielleicht besser, aber das interessiert niemanden. Wir waren nicht besser als die 16 Punkte", so Jantschke.

Dass irgendjemand aus dem Team noch nicht verstanden hat, was Sache ist, kann er sich nicht vorstellen. "Wir haben genug Spieler im Team, die auch den Abstiegskampf kennen. Und jeder kann die Tabelle lesen", sagt er. Der samstägliche Auftritt beim Telekom Cup in Düsseldorf indes könnte als Gegenbeispiel herhalten. "Daran kann ich mich schon nicht mehr erinnern. Im ersten Spiel war es nicht viel, im zweiten noch weniger, damit ist das Thema durch", sagt Jantschke.

Er schaut nach vorn, und da ist Darmstadt. Der Zusatz, dass es dort anders werden muss, ist unnötig. "Die Darmstädter knallen sich brutal rein, da werden keine Fußball-Feste gefeiert", stellt Jantschke klar. Im Reich der Lilien ist nicht Hacke-Spitze-Eins-Zwei-Drei die angesagte Gangart, sondern der bodenständige Ansatz: rennen, grätschen, kämpfen. Aber auch, die Ruhe zu bewahren in aller Hektik. Es braucht Männer wie Jantschke an solchen Tagen. Nicht nur wegen seiner Sieg-Statistik. Doch die sollte der Maßstab sein. Seine klare Ansage für den Tag, der so wichtig ist für Borussia: "Wir müssen punkten."

(kk)
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