Borussia Mönchengladbach Toreschießen funktioniert momentan nur im Konjunktiv

Meinung | Mönchengladbach · Mit der Effizienz guter Tage hätte Borussia beim SV Darmstadt locker gewonnen. Doch die Torquote in dieser Saison erschwert ein Vorankommen in der Tabelle. 0,88 Treffer pro Spiel sind die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Das muss besser werden.

SV Darmstadt 98 - Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik und User-Noten
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Darmstadt - Borussia: Einzelkritik

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Foto: Dirk Päffgen

Max Eberl machte am späten Samstagabend vor, wie es hätte gehen können: An der Torwand des ZDF-Sportstudios traf Borussias Sportdirektor dreimal. Das ist eine sehr ordentliche Quote, und daher kann ausgerechnet Eberl, der zu Zeiten als Profi eher Anti-Torschütze war, weil er nie traf, nun als Vorbild herhalten für das aktuelle Gladbacher Team. Dieses blieb einige Stunden früher jedweden Treffer schuldig.

Dabei wäre es doch eine hübsche Wiederholungs-Geschichte gewesen. Eine Gladbacher Mannschaft, die in der Hinrunde auswärts regelrecht dilettierte, gab es schon einmal, das war in der Saison 1996/1997. Einen Punkt gab es damals in neun Spielen in der Fremde, aber kein einziges Tor. Trainer Bernd Krauss musste daraufhin gehen, es kam Hannes Bongartz. Dessen erster Pflichteinsatz war in Bielefeld. Borussia siegte 2:0 durch zwei Tore des bis dahin allzu unglücklichen Stürmers Andrzej Juskowiak.

Übersetzen wir das in die Gegenwart: Borussia kriegt auswärts nur einen Punkt zusammen vor der Winterpause, der Trainer wird gewechselt (Dieter Hecking für André Schubert) und schwups gibt es den ersten Auswärtssieg, durch, sagen wir, einen Doppelpack von Josip Drmic, dem bis dahin allzu unglücklichen Stürmer. Doch die Geschichte scheiterte schon daran, dass Drmic nicht dabei war in Darmstadt, weil ihm nach seiner langen Verletzungspause noch die Kraft fehlt, um in der Bundesliga richtig mitmachen zu können. Und dann gab es das Problem, dass die Stürmer nicht so treffsicher waren wie später Eberl im TV-Studio.

Vier, fünf richtig gute Chancen gab es im Stadion am Böllenfalltor für die ansonsten nicht sonderlich kreativen Borussen. Diese Chancen jedoch waren richtig gut, vor allem die von Raffael. Freistehend, wenige Meter vom Tor entfernt — es gab Zeiten, da wäre dies zu 150 Prozent ein Tor gewesen. Überhaupt: Vermutlich hätte in jenen Tagen, als Borussia brutal effektiv unterwegs war, die am Samstag erspielte Chancenzahl ein 2:0 oder gar ein 3:0 gebracht. Hätte. Wenn. Aber. Ist aber nicht. Wieder einmal war es nur ein Tor-Konjunktiv.

Da die Defensive in Darmstadt einen guten Job machte und zu Null spielte, hätte ein Treffer gereicht für den Sieg. Doch Borussia hat ein Torproblem. 0,88 Treffer pro Spiel, das ist zu wenig, um andere Ansprüche zu haben als den, möglichst nicht weiter nach unten zu rutschen. Die Teams, die aktuell in den Sphären unterwegs sind, in denen sich die Borussen gern tummeln würden, haben deutlich bessere Bilanzen: Hoffenheim (3. Platz) macht 1,76 Tore im Schnitt, Hertha BSC (5.) 1,47 und Frankfurt (6.) 1,29.

Die Herren, die in der vergangenen Saison noch nach Belieben trafen, geizen in der aktuellen Spielzeit mit Einschüssen. Raffael, in der Vorsaison fünfbester Scorer der Bundesliga (23 Punkte), schafft es derzeit gerade so unter die besten 100. Borussias bester Liga-Torjäger Thorgan Hazard ist mit vier Toren und einem Assist Nummer 39 der Rangliste. Bester Borusse ist Lars Stindl (acht Punkte) auf Rang 15. Das muss definitiv besser werden.

"Wir hatten sehr gute Möglichkeiten. Die müssen wir in Zukunft ziehen, dann werden wir auch wieder dreifach punkten", war Lars Stindl einsichtig. Effektivität muss wieder her, gerade auswärts. Der nächste Versuch ist am Samstag in Leverkusen. Da wird es wohl sogar weniger Chancen geben als in Darmstadt. Immerhin: Wie die defensive Null in der Fremde geht, wissen die Borussen nun wieder. Was die Torschuss-Präzision angeht, können sie sich zumindest bei Max Eberl Tipps einholen. Der Torschuss-Konjunktiv muss schleunigst zum Indikativ werden. "Hätte" ist Frust, "hat" ist Erfolg.

(kk)
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