Besonders auswärts geht wenig Torlosigkeit bleibt Borussias größtes Problem

Mönchengladbach · Borussia punktet seit vier Monaten wie ein Abstiegskandidat. Nur der starken Ausbeute im ersten Saisondrittel hat es Dieter Heckings Mannschaft zu verdanken, dass sie nicht mehr richtig nach unten schauen muss.

Josip Drmic vergab Borussias größte Gelegenheit in Mainz.

Josip Drmic vergab Borussias größte Gelegenheit in Mainz.

Foto: Dirk Päffgen

Nur zwei Auswärtstore in acht Spielen

Als Andrej Juskowiak am 16. Februar 1997 in Bielefeld traf, war es Borussias erstes Auswärtstor seit neun Monaten — in der Bundesliga. Dass sie noch wusste, wie es auf fremdem Platz funktioniert, hatte Bernd Krauss' Mannschaft zwischendurch im Uefa-Cup gezeigt, mit Siegen beim FC Arsenal und der AS Monaco. Trotzdem war die historische torlose Auswärts-Hinrunde am Ende einer der Gründe für das Aus des Gladbacher Trainers. Juskowiak traf in Bielefeld bereits unter Hannes Bongartz zum Sieg. Nun ist die Borussia der Jetztzeit auswärts nicht vollkommen torlos, allerdings war sie in den vergangenen acht Spielen auch nur zweimal erfolgreich — durch Raffael in Köln und Christoph Kramer in Hannover. Dabei gab es vor dem Beginn der aktuellen Negativserie gleich vier Auswärtssiege in Folge. Doch in dieser Saison sind offenbar nicht einmal die Probleme konstant.

Yann Sommer mit seiner besten Parade

Trotz Torlosigkeit reichte es in Mainz zu einem Punktgewinn, es gab am 1. April 2018 das erste 0:0 seit dem 1. April 2017 — kein Scherz. Borussia konnte sich bei Yann Sommer für seinen überragenden Reflex in der 66. Minute bedanken. Es war wohl sein bester in dieser Saison, Robin Hacks Kopfball bekam er gerade noch an die Latte gelenkt. Im Anschluss hatte der Schweizer das nötige Glück, dass er den Ball schnell zu fassen bekam. Auch das passt ins Bild: Da gelingt Sommer mal alles, um seiner Mannschaft "ein Spiel zu gewinnen", wie es häufig gefordert wird — und trotzdem reicht es nicht.

Mal chancenlos, aber nie aussichtslos

Nach Unentschieden sind oftmals längere Brainstormings nötig, ob es nun ein gewonnener Punkt oder zwei verlorene waren. Nach Siegen kann Borussia selten behaupten, dass sie absolut verdient waren. Dafür darf sie sich nach Niederlagen fast immer ärgern, dass mindestens ein Zähler drin war. Seit nunmehr vier Monaten punktet Gladbach wie ein Abstiegskandidat. Aus 15 Spielen wurden 13 Punkte geholt, nur der VfL Wolfsburg, der FSV Mainz und der Hamburger SV kommen auf weniger. Nur die gute Ausbeute im ersten Saisondrittel bewahrt Borussia davor, noch nach ganz unten schauen zu müssen. Bemerkenswert ist, dass mit Glück trotz schwacher Leistungen meistens etwas drin war: Am 3. Dezember lag Borussia zuletzt in der regulären Spielzeit mit zwei Toren zurück. Und in Mainz hätte ein Lucky Punch am Sonntag sogar noch drei Punkte gebracht. Doch "lucky" ist momentan eben wenig.

Thorgan Hazard und Josip Drmic scheitern

Seit es die "Expected Goals" gibt, haben es Sätze wie "Den muss er doch machen!" oder Begriffe wie "Hundertprozentige" schwer. Wie aussichtsreich jeder einzelne Schuss war, lässt sich recht präzise einordnen. Man weiß, was — wie der Name schon sagt — zu erwarten war. Borussias Auftritt in Mainz zeigte aber auch, wo die "Expected Goals" an ihre Grenzen stoßen. 0:64:0,55 stand es am Ende aus Gladbacher Sicht, doch die beiden größten Möglichkeiten waren gar nicht in die Statistik eingegangen. Thorgan Hazard schoss in der 43. Minute schließlich gar nicht erst aufs Tor, sondern legte quer, und Josip Drmic bekam in der 93. Minute den Ball nicht an René Adler vorbeigespitzelt. Sprich, ein Tor durfte man schon erwarten von Borussia.

Ein Debüt als Lichtblick

Florian Mayer war bereits volljährig, als er im Sommer 2016 vom VfL Bochum kam, aber er hat trotzdem noch 23 Spiele für Borussias U19 gemacht. In einer Hinsicht könnte das noch wichtig werden: Bei der Beantwortung der Frage, ob Mayer nach seinem Bundesliga-Debüt am Sonntag sein Trikot im Kabinengang des Borussia-Parks aufhängen darf. Mandela Egbo stellte vor ein paar Wochen im Interview mit unserer Redaktion fest, dass er wohl nicht feierlich zum Bohrer greifen dürfe, weil er nie für Borussias Jugend spielte. Wie auch immer, seine ersten 19 Bundesliga-Minuten kann Mayer niemand mehr nehmen. Acht Pässe spielte er nach seiner Einwechslung und brachte alle zum Mitspieler. Auch seine drei Zweikämpfe gewann der 20-Jährige.

(jaso)
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