Übersicht Borussias Winter-Einkäufe seit 2001/2002
Von sportlicher Verzweiflung über zufriedenes Nichtstun bis zu perspektivischem Denken: Borussias Strategie auf dem Winter-Transfermarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Wir zeichnen den Weg von 2001 bis heute nach.
Winterpause 2001/2002: ein Neuzugang
Otto Fredrikson: Tervarit Oulu, 150.000 Euro
Der Finne war 20, ein Torwart-Talent. In Mönchengladbach machte der spätere Nationalkeeper nur ein paar Spiele für die zweite Mannschaft.
Winterpause 2002/2003: ein Neuzugang
Mikael Forssell: FC Chelsea, 500.000 Euro Leihgebühr
Lange Zeit der Inbegriff des gelungenen Winter-Einkaufs. Forssell bewahrte die Borussia mit sieben Treffern vor dem Abstieg. Wäre danach besser nicht zum FC Chelsea zurückgekehrt, aber Gladbach konnte ihn damals noch nicht bezahlen.
Winterpause 2003/2004: drei Neuzugänge
Thomas Broich: Wacker Burghausen, 300.000 Euro
Tomislav Maric: VfL Wolfsburg, ausgeliehen
Ruben Gonzalez: Real Madrid, ausgeliehen
Broich kam als echtes Schnäppchen aus Burghausen und war heiß umworben. Mutierte zum Garanten für den Klassenerhalt im letzten Bökelberg-Jahr, am Ende sogar im Gespräch für Rudi Völlers EM-Kader. Der Spanier Ruben kam, nachdem er für Real sogar eine Minute in der Champions League gespielt hatte. Im Borussia-Trikot wurden es 187 Minuten, dann verletzte er sich.
Winterpause 2004/2005: drei Neuzugänge
Bernd Thijs: Trabzonspor, 600.000 Euro
Filip Daems: Genclerbirligi, 300.000 Euro
Wesley Sonck: Ajax Amsterdam, ausgeliehen
Jörg Böhme: Schalke 04, ablösefrei
Giovane Elber: Olympique Lyon, ablösefrei
Kasey Keller: Tottenham Hotspur, ablösefrei
Craig Moore: Glasgow Rangers, ablösefrei
Das „Kaufhaus des Westens“ wurde geboren. Kaum zu glauben, dass in jenem Winter in Filip Daems immerhin der spätere Rekord-Kapitän verpflichtet wurde und in Torwart Kasey Keller ein Publikumsliebling sowie starker Rückhalt.
Winterpause 2005/2006: zwei Neuzugänge
Bo Svensson: FC Kopenhagen, 250.000 Euro
Nando Rafael: Hertha BSC, Tauschgeschäft mit Vaclav Sverkos
Die Hinrunde der Saison 2005/2006 war zwischen 1995 und 2011 die beste, die Borussia in der Bundesliga gespielt hat. Dementsprechend hielt sich das „Kaufhaus des Westens“ in jenem Winter etwas zurück. In die Herzen der Fans konnte sich aber auch Nando Rafael nicht spielen – obwohl er in den Niederlanden einst als größtes Talent seit Johan Cruyff gehandelt wurde.
Winterpause 2006/2007: drei Neuzugänge
Mikkel Thygesen: FC Midtjylland, 2 Mio. Euro
Steve Gohouri: Young Boys Bern, 1,5 Mio. Euro
Alexander Baumjohann: Schalke 04, 250.000 Euro
Der Winter der zweiten Abstiegssaison. An Mikkel Thygesen würde sich wohl niemand mehr erinnern – wenn er für sein Geld nicht so eklatant wenig gebracht hätte. Baumjohann explodierte erst anderthalb Jahre später und wurde prompt vom FC Bayern weggekauft.
Winterpause 2007/2008: ein Neuzugang
Thomas Kleine: Hannover 96, 700.000 Euro
Was? Nur ein Wintereinkauf? Genau, Borussias war in jener Saison aber auch Tabellenführer – der 2. Bundesliga. Kleine kam, um Bo Svensson zu ersetzen.
Winterpause 2008/2009: vier Neuzugänge
Logan Bailly: KRC Genk, 2,5 Mio. Euro
Dante: Standard Lüttich, 2,5 Mio. Euro
Paul Stalteri: Tottenham Hotspur, ablösefrei
Tomas Galasek: Banik Ostrau, 50.000 Euro
Max Eberls erste Transferperiode als Sportdirektor – und was für eine. Gut fünf Millionen Euro durfte er in die Hand nehmen und holte für das Geld vier Spieler, die in der Rückrunde 58 von 68 möglichen Spielen absolvierten. Langfristig ging das nicht mit dem kompletten Quartett gut, Galasek sollte ohnehin nur eine Halbserie aushelfen, aber 20 Punkte nach nur elf in der Hinrunde bedeuteten knapp den Klassenerhalt.
Winterpause 2009/2010: kein Neuzugang
Klar, Marco Reus kam schon im Sommer 2009, aber irgendwer musste ja aufs Foto – denn in der Saison 2009/2010 verpflichtete die Borussia erstmals seit neun Jahren keinen neuen Spieler in der Winterpause.
Winterpause 2010/2011: vier Neuzugänge
Martin Stranzl: Spartak Moskau, 800.000 Euro
Michael Fink: Besiktas Istanbul, 700.000 Euro Leihgebühr
Mike Hanke: Hannover 96, ablösefrei
Havard Nordtveit: FC Arsenal U21, ablösefrei
Es ging den Bach runter mit der Borussia im Winter 2010/2011, nur zehn Punkte hatte die Mannschaft in der Hinrunde unter Michael Frontzeck gesammelt. Das Trio Stranzl-Hanke-Nordtveit machte 53 von 57 möglichen Pflichtspielen inklusive der erfolgreichen Relegation und spielte ein gutes Jahr später in den Play-offs zur Champions League. Fink ist als vierter im Bunde aber wirklich in Vergessenheit geraten.
Winterpause 2011/2012: zwei Neuzugänge
Alexander Ring: HJK Helsinki, 200.000 Euro Leihgebühr
Tolga Cigerci: VfL Wolfsburg, 350.000 Euro Leihgebühr
Ring und Cigerci kamen als Perspektivspieler, weil in Bobadilla, Rupp, King etc. einige Spieler im Winter den Verein verließen. Den Durchbruch schafften beide nicht, Ring erzielte immerhin das erste Tor in der Champions League gegen Dynamo Kiew.
Winterpause 2012/2013: kein Neuzugang
Ein Sommerfoto, um die Lage im Winter zu illustrieren: Auch damals waren Eberl und Co. mit der Situation zufrieden.
Winterpause 2013/2014: kein Neuzugang
In dieser Phase mauserte sich Eberl zum „Einkaufskönig der Liga“, was jedoch ein reiner Sommerjob zu sein scheint. 2013 hatte er Raffael, Kruse und Kramer geholt, Borussia überwinterte auf Platz drei und niemand sah Handlungsbedarf vor dem Rückrundenstart.
Winterpause 2014/2015: kein Neuzugang
Sommer, Hahn, Hazard, Johnson, Traoré – das war das Transferquintett im Sommer 2014. Wieder stand Borussia gut da und hielt sich im Winter aus dem Geschehen raus.
Winterpause 2015/2016: zwei Neuzugänge
Jonas Hofmann: Borussia Dortmund, 8 Mio. Euro
Martin Hinteregger: RB Salzburg, ausgeliehen
Erstmals seit vier Jahren kam überhaupt jemand im Winter. Hofmann war der erste Neue für Trainer André Schubert. Unter dessen Leitung schaffte er nicht mehr den Durchbruch, schnupperte aber ab 2018 an der Nationalmannschaft und debütierte im Herbst 2020. Hinteregger wurde später Leistungsträger in Augsburg und Frankfurt, blieb in Gladbach allerdings nur mit zwei Eigentoren im Gedächtnis.
Winterpause 2016/2017: ein Neuzugang
Timothée Kolodziejczak: FC Sevilla, 7,5 Mio. Euro
Borussia reagierte auf das Karriereende von Álvaro Dominguez und holte einen erfahrenen, aber immer noch entwicklungsfähigen Linksfuß für die Innenverteidung. „Kolo“ kam nur einmal in der Liga zum Einsatz - und zog im September 2017 weiter nach Mexiko.
Winterpause 2017/2018: ein Neuzugang
Reece Oxford: West Ham United, ausgeliehen
So richtig gehört der Engländer gar nicht in die Liste, weil in der Winterpause lediglich nach kurzer Unterbrechung das Leihgeschäft mit West Ham wieder aufgenommen wurde.
Winterpause 2018/2019: kein Neuzugang
Nach 33 Punkten in der Hinrunde war alles rosig bei Borussia. Ein klassischer Fall von zufriedenem Nichtstun in der Winterpause.
Winterpause 2019/2020: kein Neuzugang
Falls Borussia gewollt hätte, war das Budget erst einmal aufgebraucht. Der Transfersommer 2019 war das teuerste der Vereinsgeschichte gewesen. Der Bedarf hielt sich jedoch in Grenzen, Borussia überwinterte unter dem neuen Trainer Marco Rose auf Platz zwei
Winter 2020/21: ein Neuzugang
Manu Koné: FC Toulouse, 9 Mio. Euro
Am 21. Januar 2021 gab Borussia die Verpflichtung des französischen Mittelfeldspielers Manu Koné bekannt, der einen Vertrag bis 2025 unterschrieb. Koné wurde allerdings umgehend wieder an den FC Toulouse verliehen, um die Saison dort zu beenden und im Sommer 2021 zur Borussia zu stoßen.
Winter 2021/22: ein Neuzugang
Marvin Friedrich: Union Berlin, 5 Mio. Euro
Der Vertrag des Innenverteidigers wäre im Sommer ausgelaufen, hätte sich aber nach einigen Einsätzen noch verlängern können. Also schlug Eberl zu, nachdem er kurz vor Weihnachten das Vertragsangebot für Matthias Ginter zurückgezogen hatte.
Winter 2022/23: ein Neuzugang
Jonas Omlin: Montpellier HSC, 8 Mio. Euro
Borussias brauchte einen Nachfolger für Yann Sommer, der den Klub nach achteinhalb Jahren im Winter verließ, um zum FC Bayern München zu wechseln. Omlin ist ein Landsmann Sommers und wurde durch die Ablösesumme in Höhe von acht Millionen Euro, die Sommers Verkauf einbrachte finanziert.