Borussia Mönchengladbach Troubleshooter für den Strafraum

Mönchengladbach · Gegen Frankfurt sollten in der Schlussphase zwei Mittelstürmer die Wende bringen. Das klappte nicht. Aber Routinier Raúl Bobadilla und Bundesliga-Debütant Julio Villalba sind angesichts der Gladbacher Torflaute wohl jetzt näher dran an der Startelf.

 Betrieb im Strafraum: Raúl Bobadilla versucht Lukas Hradecky zu überlisten, Julio Villalba schaut zu, wie es sein "Ziehvater" macht.

Betrieb im Strafraum: Raúl Bobadilla versucht Lukas Hradecky zu überlisten, Julio Villalba schaut zu, wie es sein "Ziehvater" macht.

Foto: Päffgen

Die Statistik seines ersten Arbeitseinsatzes in der Bundesliga ist nicht spektakulär. Julio Villalba stand inklusive Nachspielzeit 14 Minuten auf dem Rasen, gab keinen Torschuss ab, gewann einen von fünf Zweikämpfen und eines von drei Kopfballduellen, zwei seiner vier Pässe kamen an. Vor allem ging das Spiel gegen Frankfurt 0:1 verloren. Trotzdem sagte der 18 Jahre alte Paraguayer: "Es war etwas Besonderes für mich." Nie zuvor hatte er vor 50.000 Menschen Fußball gespielt.

Sein Bundesliga-Debüt kam schneller als erwartet. Experten hatte weit eher mit dem Erstling des begabten Franzosen Mickael Cuisance gerechnet. Schließlich, das hatte Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof im Sommer gesagt, ist es für den Stürmer aus Südamerika ein "Schnupperjahr" in Deutschland. Dabei bleibt es. Doch jede Minute ist wichtig für ihn. In der U23 ist er nicht spielberechtigt. Nur EU-Ausländer und Staatsangehörige aus neun Ländern dürfen eingesetzt werden. Paraguay gehört nicht dazu. Weswegen für Villalba Testspiele wie heute gegen Venlo (nicht öffentlich) eine Bühne sind. Bei Bedarf aber eben auch die Bundesliga.

Als Trainer Dieter Hecking Villalba zu sich holte, um ihm seinen Job für die Schlussphase des Frankfurt-Spiels zu erläutern, streckte er zwei Finger aus. Sollte heißen: "Du bist der zweite Mittelstürmer neben Boba." Dass Hecking dem Unerfahrenen das Vertrauen schenkte, beim 0:1 noch etwas bewegen zu können, stützt Bonhofs These, dass Villaba einen ausgeprägten Torinstinkt hat. "Er hat ein Näschen, wo der Ball hinkommt, und dann ist er da, und man wundert sich, wie er dahin gekommen ist. So macht er seine Tore", sagte Bonhof. Villalba ist nur 1,74 Meter groß, doch sehr kopfballstark. Das zeigte er im Testspiel gegen den MSV Duisburg, als er in letzter Minute das 2:2 erzielte. Der eine oder andere Beobachter staunte über den "Villalbatros". Gegen Frankfurt schaffte Villalba den Ausgleich nicht. Doch er ist vom reinen Lehrling zum ernsthaften Einwechsel-Kandidaten geworden, zumindest jetzt, da Offensivspieler wie Ibo Traoré oder Vincenzo Grifo fehlen.

Stürmer der verlorenen Generation

Er und Bobadilla gehören zu einer Gattung Stürmer, die in Gladbach jahrelang eher verpönt war: Ihre natürliche Umgebung ist der Strafraum. Bobadillas Kurzeinsätze gegen Köln und Frankfurt verdeutlichten das. Der 30-Jährige machte mit Wucht und Willen durchaus Betrieb in der "Box", wenn auch der Ertrag ausblieb. Er ist er einer, über den Abwehrspieler sagen, dass es wehtut, gegen ihn zu spielen. Auch Villalba kann austeilen.

Es ist klar definiert, dass Bobadilla der Plan B ist, falls es nicht läuft. Je mehr er spielt, desto mehr bedeutet das: Plan A klappt nicht. "Boba" ist dann der Troubleshooter, der Problemlöser. Dass er das stets nur von der Bank aus sein muss, ist indes sicher nicht in Stein gemeißelt. Bislang sind die hochbegabten Offensivkräfte der Borussen noch ohne Tor. Und Tore sind nun mal die härteste Währung im Fußball.

Die "etwas anderen" Stürmer im Aufgebot, Bobadilla und Villalba, dürften daher näher ran gerückt sein an die Startelf. Vor allem Bobadillas Aggressivität kann Gegner beeindrucken. Vielleicht auch Leipzig am Samstag. Dass dieses Stilmittel gegen technisch versierte Teams helfen kann, bekamen die Borussen gegen Frankfurt zu spüren.

Nach dem Spiel telefonierte Julio Villalba mit seinem Vater. Das tut er immer nach seinen Einsätzen. Manöverkritik. Am Wochenende wird sicher auch gesprochen. Villaba wird Sonntag 19. Er hätte aber auch nichts dagegen, sich Samstag schon zu unterhalten. Über seinen zweiten Gladbach-Einsatz. "Ich bin bereit für weitere Spiele", sagt er.

(kk)
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