Neue Optionen für die Borussia Überraschungen mit und ohne Ansage

Mönchengladbach · Borussias Trainer Dieter Hecking dürfte gegen Mainz taktisch wie personell ungewohnt viele Optionen haben. Nicht nur Jannik Vestergaards Blitz-Comeback stimmt zuversichtlich.

 Jannik Vestergaard (links) und Christoph Kramer könnten auch am Sonntag auf dem Rasen philosophieren.

Jannik Vestergaard (links) und Christoph Kramer könnten auch am Sonntag auf dem Rasen philosophieren.

Foto: Imago

Zweimal hat Dieter Hecking seine Mannschaft von Beginn an mit einer Dreierkette spielen lassen, zweimal hat er vorher eine Extra-Einheit unter Ausschluss der Öffentlichkeit absolvieren lassen. Das Geschehen im Training am Mittwoch, für jeden zu beobachten, lässt die Schlussfolgerung zu: Ab dem dritten Mal ist die Dreierkette kein Geheimnis mehr.

Im 3-1-4-2, wie zuletzt beim 3:3 gegen Hoffenheim, stellte Hecking seine Spieler gegen zehn gelbe "Mainz-Simulanten" aus Plastik auf. Am einen Ende des Spielfeldes dirigierte der Cheftrainer die Mannschaft, am anderen Assistent Frank Geideck. "Schärfer!", forderte Hecking. "Das ist noch nicht das höchste Tempo, das ihr könnt!" Und nach jedem misslungenen Zuspiel riefen er und Geideck: "Von vorne!"

Da die Nationalspieler erst Donnerstagnachmittag wieder einsteigen, handelte es sich zwar noch um ein Rumpf-Team, das da intensiv übte. Die Position in der Mitte der Dreierkette war aber überraschend besetzt. Was sich am Dienstag angekündigt hatte, wurde gestern wahr: Jannik Vestergaard kehrte 17 Tage, nachdem bei ihm neben einer Kapsel- und Bänderdehnung ein Mittelfußbruch diagnostiziert worden war, ins Mannschaftstraining zurück. "Es war wohl eine Altverletzung, nichts Frisches", sagte Hecking über die Verletzung. Am Mittwoch sah es so aus, als sei Vestergaard nie weg und die Diagnose nur ein schlechter Traum gewesen.

Ein weiterer Rückkehrer wird, wenn die guten Nachrichten nicht trügen, ebenfalls nur ein Spiel gefehlt haben. "Ich habe alles auskuriert. Dafür ist so eine Länderspielwoche da", sagte Christoph Kramer, der seine kurze Pause mit Humor nahm: "Ich habe bisher kaum Gelbe Karten gesammelt. So habe ich das eine Spiel Sperre durch den Hoffa-Fettkörper ersetzt." Ihm sind in dieser Saison auch schon ein paar Gelegenheiten zum Kartensammeln entgangen. Ein Nasenbeinbruch, Oberschenkelprobleme, eine Nackenprellung, Probleme im Nacken- und Schulterbereich, ein grippaler Infekt und zuletzt eben der Hoffa-Fettkörper im Knie, der schmerzte - immerhin konnte sich Kramer glücklich schätzen, meist nur ein Spiel oder gar keins mit seinen diversen Blessuren verpasst zu haben.

Den Gipfel des Verletzungspechs scheint Borussia hinter sich zu haben. Es ist nicht die erste Mutmaßung dieser Art in dieser Saison, aber die Anzeichen mehren sich. Von den elf Spielern, die nach Hoffenheim verletzt waren, dürften (ein "wenn nichts mehr dazwischenkommt" bitte immer mitdenken) am Sonntag gegen Mainz Vestergaard und Kramer in die Startelf zurückkehren. Tobias Strobl ist vielleicht ein Kandidat für die Bank, Laszlo Bénes ganz sicher. Dafür tritt Fabian Johnson wieder kürzer.

Gegen die gelben Plastik-Mainzer vollendete Bénes den schönsten Angriff, Hecking ließ den Slowaken halblinks im Vierer-Mittelfeld ran. Dort ein Linksfuß, auf dem linken Flügel in Oscar Wendt ein Linksfuß - personell kehrt so langsam wieder Normalität ein. Hecking muss weniger kitten, verschieben, improvisieren. Wenn Lars Stindl, Matthias Ginter, Yann Sommer, Nico Elvedi, Josip Drmic, Thorgan Hazard und Michael Cuisance heute wohlbehalten zurück sind, hat der Trainer so viele Optionen wie lange nicht.

Schließlich wäre da noch Raffael, der am Mittwoch seinen 33. Geburtstag feierte und so lange am Stück beschwerdefrei trainiert wie seit Monaten nicht. Er könnte mit Hazard einen flexiblen Doppel-Sturm bilden, wenn erneut das 3-1-4-2 angesagt ist. Anstelle des Trainings-Achters Bénes, für den die Startelf zu früh kommen dürfte, könnte Cuisance dort beginnen und Stindl erneut den anderen Achter mimen.

"Wir hatten Probleme mit der Grundordnung von Borussia", sagte ein überraschter Julian Nagelsmann vor anderthalb Wochen. Hoffenheims Trainer lobte vor allem Gladbachs hohe Qualität in den ominösen Halbräumen. Um die ging es auch gestern in der 3-1-4-2-Übung. Zwei Achter, zwei Stürmer und zwei Außenbahnspieler: Hecking will, so wie das gegen Hoffenheim schon gut gelang, mehr Spieler als sonst in die gefährliche Zone im und um den Strafraum bringen.

Und hinten kann er jetzt wieder auf Kramer und Vestergaard bauen. Das stärkt die Achse, die dem Trainer so wichtig ist.

(RP)
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