Wieder kein Sieg Borussia vergibt beim 1:1 gegen Hoffenheim zu viele Chancen

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach ist gegen 1899 Hoffenheim im siebten Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg geblieben. Zum dritten Mal in einer Woche, nach den Spielen gegen Köln und Manchester, ging Gladbach in Führung. Doch Mo Dahouds Treffer reichte nicht.

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Foto: dpa, jg hak

Wie schon im Derby spielte Gladbach eine starke erste Halbzeit, ließ sich dann von Umstellungen des Gegners etwas aus dem Tritt bringen und wurde für seine schlechte Chancenverwertung mit dem Ausgleich bestraft. Der bittere Tiefschlag blieb diesmal zwar aus, aber enttäuscht werden die Borussen trotzdem sein.

Borussias Formation von Beginn an entzog sich gängigen Bezeichnungen wie 3-4-3, 4-3-3 oder 4-4-2. Trainer André Schubert schien seine Elf in allen Bereichen sehr individuell eingestellt zu haben. Oscar Wendt spielte links deutlich offensiver als Nico Elvedi rechts. Dort klebt Thorgan Hazard viel an der Linie. Von den drei nominellen Sechsern ließ sich Christoph Kramer besonders im Aufbau weit nach links fallen, während Tobias Strobl vor den beiden Innenverteidigern aufräumte und Mo Dahoud sich weiter nach vorne orientierte. Im Sturm agierte Raffael etwas vor Lars Stindl.

Die erste Chance kam auf für Borussia ungewöhnliche Weise zustande. Hazard flankte nach einer Ecke den zweiten Ball mit links in die Mitte, wo Strobl verlängerte. Vestergaard und Christensen verpassten nur knapp das 1:0. Gladbach dominierte die Anfangsphase vom Ballbesitz her, die erwähnten Einzelteile fügten sich aber nicht so geschmeidig zusammen. Erst 20 Minuten wurde es wieder gefährlich. Hazard versäumte es noch, bei einem Konter direkt auf Raffael querzuspielen. Der bediente im nächsten Angriff Stindl und der Kapitän scheiterte mit links an Hoffenheims Keeper Oliver Baumann.

Dahoud feiert Torpremiere mit links

Drin war der Ball dann in der 25. Minute: Raffael schickte Hazard nach einem doppelten Doppelpass auf die Reise. Die Flanke des Belgiers landete im Rückraum bei Kramer, der sich mit dem schwachen linken Fuß keinen Schuss zutraute, wohl aber das Auge für Dahoud hatte. Der nahm den Ball im Strafraum geschickt an und zirkelte ihn an Baumann vorbei — das erste Tor des 20-Jährigen seit dem Heimspiel gegen die TSG im April und sein erstes überhaupt mit links.

Es ging gut weiter bei Borussia. Das Umschaltspiel funktionierte, der nächste Angriff lief über Raffael, der noch an Niklas Süle hängenblieb und dann den mitgelaufenen Elvedi suchte. Der ließ seinen Gegner stark aussteigen, die Krönung des Schlenzers in den Winkel wäre wohl zu viel des Guten gewesen für Gladbachs Feldspieler mit den meisten Einsatzminuten in dieser Saison.

Wieder lief es also blendend in einer ersten Halbzeit. Gegen Köln und Manchester hatte Borussia es jeweils verpasst, das zweite Tor nachzulegen. Sollte das jetzt gelingen? Zunächst kam Hoffenheim dem Ausgleich näher. Yann Sommer reagierte stark bei einem tückischen Aufsetzer des ehemaligen Gladbachers Eugen Polanski aus der Distanz. Dann war in der 45. Minute ein ehemaliger Hoffenheimer an der Reihe: Tobias Strobl schoss nach einem Freistoß hart, aber unplatziert. Baumann rettete.

Nicht nur das Ergebnis stimmte zur Pause, sondern auch die Basics: Borussia gewann 54 Prozent der Zweikämpfe und sprintete annähernd so viel wie die in dieser Disziplin ligaweit führenden Hoffenheimer. Dass deren Trainer Julian Nagelsmann nicht zufrieden war, zeigte er mit zwei Wechseln: Nadiem Amiri kam für den unauffälligen Adam Szalai, Stürmer Mark Uth für Innenverteidiger Fabian Schär — das bedeutete eine Umstellung auf Viererkette bei den Gästen.

In den ersten Minuten fruchteten die Maßnahmen nicht, stattdessen hätte Borussia noch mehr auf die Siegerstraße einbiegen können. Raffael spitzelte den Ball an allen Gegnern vorbei, so dass Stindl und Wendt alleine vor Baumann auftauchten. Doch Borussias Kapitän schoss genau auf den Torwart. Das war die Riesenmöglichkeit zum 2:0, die Gladbachs aktuelles Hauptproblem offenbarte.

Joker Amiri sticht für Hoffenheim

So gelangte schnell wieder das Thema auf die Tagesordnung, ob und wann sich die mangelnde Chancenverwertung rächen würde. In der 51. Minute war es beinahe so weit: Wendt rettete bei Süles Kopfball nach einer Ecke noch auf der Linie. Aber es dauerte nur zwei weitere Minuten bis zum 1:1. Amiri zog aus 22 Metern ab und erwischte Sommer auf dem falschen Fuß. Der Joker stach fix.

Borussia zeigte jedoch keine Anzeichen von Hadern, auch das Publikum zeigte eine Reaktion. Hazard brachte den Ball scharf herein, in der Mitte stand jedoch niemand. Dann wollten die Gastgeber einen Elfmeter, Kramer war aber knapp vor der Strafraumgrenze gelegt worden. Nach nicht einmal einer Stunde nahm Nagelsmann den dritten Wechsel vor und brachte Jeremy Toljan für Steven Zuber auf der linken Seite.

Es war ein richtig gutes Fußballspiel, in dem Borussia spielerisch weiter überzeugte. Raffael, Hazard und Dahoud erzeugten als Kreativposten immer wieder gefährliche Situation. In der 61. Minute war der Winkel etwas zu spitz für Hazard, sein Schuss ging links vorbei. Immer wieder schaltete sich Elvedi vorne mit ein, er legte Raffael zwei Minuten später auf, doch der Brasilianer konnte den Ball nicht an Baumann vorbeilegen. Das engagierte Gladbacher Offensivspiel eröffnete Hoffenheim Räume zum Kontern, zu diesem Zeitpunkt war der Ausgang der Partie vollkommen offen.

Beide Mannschaften holten ein paar Minuten Luft. Ein indirekter Freistoß im Strafraum nach Vestergaards hohem Bein läutete die Schlussphase ein. Es war ein Hoffenheimer, der den Schuss blockte. Auch Schubert wechselte zum ersten Mal und brachte Fabian Johnson für Hazard, dem nach starker erster Hälfte etwas die Puste ausging. Nur kurz nach seiner Hereinnahme verpasste Johnson hauchdünn in der Mitte, das Zuspiel war von Raffael gekommen, der Sekunden später nicht genug Druck hinter einen Kopfball bekam. In der 77. Minute segelte ein Freistoß des Brasilianers an allen vorbei — auch am rechten Pfosten. Borussia nahm nun aber noch einmal Fahrt auf.

Johnson vergibt den Sieg

Im Minutentakt gab es Chancen. Als Johnson allein vor Baumann mit ausreichend Zeit, um sich eine Ecke auszugucken, vorbeischoss, schlugen sich die Zuschauer die Hände vor den Kopf. Wenn, dann würde Gladbach wieder an der Chancenverwertung scheitern. Doch selbst der Punktgewinn war alles andere als sicher. Vestergaard traf beinahe für seinen alten Verein, verlängerte mit dem Kopf über das eigene Tor. Bei einem Schuss von Rudy hatte Borussia Glück, dass der Ball genau auf Sommer ging.

Schubert wechselte fünf Minuten vor dem Ende noch zweimal. Stindl gab die Kapitänsbinde an Wendt ab und machte Platz für André Hahn. Tony Jantschke ersetzte den fleißigen Kramer. Doch das Siegtor gelang nicht mehr.

(jaso)
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