Borussia Mönchengladbach Gladbach verliert die Kontrolle

Mönchengladbach · Beim 1:3 gegen Eintracht Frankfurt kommt Borussia vom Erfolgsweg ab. Der Mannschaft von Trainer Lucien Favre fehlte es an Ruhe. Die Komplimente haben dem Team zuletzt womöglich nicht gut getan.

Kramer und Stranzl trainieren individuell
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Kramer und Stranzl trainieren individuell

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Borussia Mönchengladbach ist vom Weg abgekommen. War die erste Saisonniederlage zuletzt in Dortmund vielleicht noch als einmaliges falsches Abbiegen durchgegangen, sehen sie sich in Gladbach nun nach dem 1:3 gegen Frankfurt gezwungen, Karte und Kompass herauszuholen, um möglichst schnell zurück in die zuvor so breite Erfolgsspur zu finden. "Nun wird sich zeigen, ob wir stabil sind", sagte Innenverteidiger Tony Jantschke. Dabei geht es nicht darum, all das, was 18 ungeschlagene Pflichtspiele gut war, plötzlich in Frage zu stellen, aber Trainer Lucien Favre sieht sich durch den Auftritt gegen die Hessen darin bestätigt, dass es für sein Team eben sofort problematisch wird, wenn gewisse Elemente in der Spielidee nicht funktionieren. "Wir müssen in jedem Spiel ans Limit gehen, um erfolgreich zu sein", sagte Favre.

So wird er in der kurzen Zeit bis zum wichtigen Europa-League-Spiel in Villarreal und dem folgenden Ligaspiel in Wolfsburg die Erfolgsfaktoren anführen, die Borussia abhanden gekommen sind. Es ist vor allem ein Faktor: So büßt Gladbach derzeit mit der defensiven Kompaktheit schlichtweg die Basis seines Erfolges ein. Fünf Gegentreffer hatte man in den ersten Ligaspielen kassiert, nun vier in zwei Spielen. Wo die Gegner - ja selbst ein FC Bayern - im engmaschigen Borussen-Verbund hängen geblieben sind, bevor sie überhaupt zu Torchancen kamen, durften Dortmunder und Frankfurter sich nun regelmäßig in die gefährlichen Räume vor Yann Sommers Tor kombinieren und Abschlüsse en masse produzieren. "Es gab zu viele Lücken zwischen dem Mittelfeld und der Viererkette. So kann man nicht verteidigen", sagte Favre nach der ersten Heimniederlage seit März.

Borussia Mönchengladbach unterliegt Eintracht Frankfurt: Einzelkritik
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Borussia - Frankfurt: Einzelkritik

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Es war ein Spiel, das sich Borussia nach starkem Beginn und dem frühen 1:0 durch Havard Nordtveit aus der Hand nehmen ließ. Ein Spiel, in dem den Hausherren vor allem nach Frankfurts Ausgleich die mentale Reife eines Spitzenteams abging. "Uns hat die Beherrschung und die Ruhe gefehlt", sagte Favre, und auch Jantschke musste zugeben: "Wir sind nur noch nach vorne gerannt. Was eigentlich unsere große Stärke ist, nämlich, dass wir immer ruhig bleiben, das das hat man nicht gesehen. Wir haben uns auskontern lassen und sind hinten heraus leider auseinander gefallen." Die Borussen fanden zu selten Zugriff auf die Gegenspieler und ließen diesen nicht nur bei den Gegentoren zu viel Raum. Ohne den verletzten Martin Stranzl fehlte die ordnende Hand in der Abwehr.

Favre sieht sich dann auch bestätigt als Mahner. Er, der in der Erfolgsserie nicht abgehoben war, blieb auch diesmal nüchtern in seiner Analyse. "Vielleicht haben wir zu viele Komplimente bekommen. Das war nicht optimal. Ich habe immer versucht, das zu bremsen", sagte der Schweizer, der zudem mit ansehen musste, wie sich Landsmann Granit Xhaka in einem Anflug überwunden geglaubter Unkontrolliertheit in der Schlussphase die Gelb-Rote Karte einhandelte.

Granit Xhaka fliegt in der Nachspielzeit vom Platz
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Xhaka fliegt in der Nachspielzeit vom Platz

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So hofft Favre nun neben Stranzls Rückkehr vor allem auf die von Weltmeister Christoph Kramer, der gegen Frankfurt mit Rückenproblemen passen musste, sich am Rande bei "Sky" dafür aber mal wieder zu den Spekulationen um seine Zukunft äußerte. "Fakt ist, dass ich mich in Gladbach sehr wohl fühle. Fakt ist, dass ich Vertrag in Leverkusen habe. Fakt ist auch, dass andere Vereine Interesse haben. Da werde ich mir die Zeit nehmen, gerade wenn jetzt die Pause kommt. Aber jetzt ist Bundesliga. Da muss ich diplomatisch bleiben und mich auf meinen Job konzentrieren", sagte er. Dieser Job lautet primär, mit Borussia wieder zurück in die Spur zu finden.

(RP)
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