1:2 gegen Köln Borussia verliert Derby in der Nachspielzeit

Mönchengladbach · Trotz einer überlegen geführten ersten Hälfte verliert Borussia Mönchengladbach das Derby gegen den 1. FC Köln mit 1:2 (1:0). Damit bleiben die Borussen im sechsten Ligaspiel in Folge ohne Sieg.

Borussen schieben nach Derby Frust
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Borussen schieben nach Derby Frust

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Foto: Dirk Päffgen

Es war mal wieder viel Rauch im Borussia-Park. Die Fans des 1. FC Köln hatten vor dem Anpfiff Pyrotechnik gezündet und so das Gladbacher Stadion eingerötet. Kein schönes Mitbringsel aus der Domstadt war das, und es gab auch gleich eine Belehrung durch den Stadionsprecher. Ansonsten blieb es im Borussia-Park beim rheinischen Derby aber ruhig, mal abgesehen von den üblichen gegenseitigen Schmähgesängen.

Auf dem Platz gab es nach einem hitzigen Spiel einen 2:1-Auswärtssieg, der für Köln als durchaus schmeichelhaft zu bezeichnen ist. Kapitän Lars Stindl beendete nach 496 Minuten die Torflaute der Gladbacher. Doch Anthony Modeste und Marcel Risse sorgten dafür, dass die Borussen auch im sechsten Bundesligaspiel in Folge sieglos blieben. Borussias Trainer André Schubert hatte nahezu sein gesamtes Personal wieder zur Verfügung. Er machte reichlich von der erneuerten Optionsvielfalt Gebrauch. Andreas Christensen kehrte in die Dreierkette zurück, Mo Dahoud als kreativer Part auf die Doppelsechs, außen sollte Ibo Traoré mit seinen Dribblingeinlagen Akzente setzen und vorn setzte der Trainer neben Lars Stindl auf die Ballkünstler Raffael und Thorgan Hazard.

Marcel Risse schießt 1. FC Köln zum 2:1 gegen Borussia Mönchengladbach
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Risse schießt Köln mit Freistoß-Hammer zum Sieg

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Foto: dpa, jg

Gräfe verweigert Gladbach Elfmeter

Hazard, der kürzlich zum ersten Mal zusammen mit seinem Bruder Eden im Nationalteam gespielt hatte, war schon in den Anfangsminuten dann auch der auffälligste Borusse. Vorab hatte er bekannt gegeben, genau zu wissen, worauf es in einem Derby ankomme, und nun belegte er das mit Engagement. Vor allem mit seinem besten Kumpel Traoré legte er die eine oder andere hübsche Kombination aufs Parkett. Einmal schickte ihn Traoré mit einem haargenauen Pass auf die Reise, da aber wehrte Kölns Ersatztorwart Thomas Kessler ab. Dann, nach einem Stindl-Pass, ging er im Laufduell mit einem Kölner Abwehrmann zu Boden, doch den in der Szene möglichen Elfmeter gab Schiedsrichter Manuel Gräfe nicht — was den Borussen zurecht nicht wirklich gefiel, die Fernsehbilder belegten das.

Es war spürbar, dass sich die Gladbacher nach zuvor fünf sieg- und torlosen Spielen viel vorgenommen hatten. Sie waren engagiert und spielfreudig, versuchten Köln aus dem Spiel rauszuhalten durch ständiges Pressing. Der FC war wie üblich auf Konter aus, bei denen ganz vorn Tormacher Modeste gesucht wurde. Zunächst kam da nicht viel an, die Gäste blieben harmlos. Mo Dahoud, im letzten Heimderby der Torheld beim 1:0-Sieg, versuchte sich nach 20 Minuten aus der Dinstanz, doch sein Schuss wurde noch leicht abgefälscht und war daher leichte Beute von Kessler. Gladbach kombinierte zuweilen flott und sicher, tack, tack, tack, ging es dann, vor allem wenn Raffael, Stindl, Hazard und Traoré beteiligt waren. Aber es stand eben weiter die Null vorn. Die Erlösung ließ auf sich warten.

Dann, nach 32 Spielminuten und addierten 496 Minuten war es vorbei mit der Warterei der Borussen: Wieder war es Traroé, der entscheidend beteiligt war, er bediente mit einem ebenso klugen wie überraschenden Pass Lars Stindl am Fünfmeterraum und der Kapitän knallte den Ball in die kurze Ecke zum 1:0. Der Borussia-Park bebte und Stindl brüllte sich annähernd die Seele aus dem Leib. So lange mussten die Borussen warten auf dieses Erfolgserlebnis, Stindl selbst hatte gegen den Hamburger SV sogar einen Elfmeter vergeben und nun schoss er sein erstes Derby-Tor als Borusse. Das tat sichtlich gut. "Danke, Lars" schrie ihm das Stadion erleichtert entgegen, als ihn seine Teamkollegen unter sich begruben.

Stindl und Lehmann geraten nach Foul aneinander
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Stindl und Lehmann geraten nach Foul aneinander

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Foto: rtr, MDA

Traoré war definitiv ein belebendes Element im Gladbacher Spiel. Schnell, wendig, einfallsreich — Konstantin Rausch hatte seine liebe Mühe mit ihm. An kaum einer gefährlichen Aktion war er nicht beteiligt. In der 43. Minute hatte er Pech, als sein Freistoß an der Querlatte landete. Und Stindl war wie schon öfter in dieser Saison der "Dosenöffner". Schon in Glasgow hatte er das wichtige Führungstor erzielt, war an fünf der letzten sechs Pflichtspiel-Tore beteiligt und nun beendete sein drittes Saisontor die wochenlange Flaute. Die Führung der Borussen war verdient, weil die Gladbacher bis dahin deutlich besser drin waren in diesem Derby. Sie hatten bis zur 40. Minute 64 Prozent Ballbesitz und 5:0 Torschüsse beisammen. Die erste Halbzeit war ein Statement der Borussen. Tobias Strobl hatte vorab gesagt: "Wir brauchen mal wieder dieses Erfolgserlebnis, dann reiten wir wieder mit auf der Welle." Diese These galt es nun nach der Pause zu belegen. Hazard hatte fünf Minuten nach dem Seitenwechsel die Chance, den Wellenganz zu beschleunigen, doch nach Vorarbeit von Dahoud verfehlte sein Schuss denkbar knapp das Ziel.

Das war dann doch ein Makel am ansonsten starken Auftritt der Gladbacher: Sie hätten das Derby mit mehr Konsequenz früh entscheiden können und müssen. So blieb es spannend, zumal eingedenk der aktuellen Treffsicherheit von Kölns Chefangreifer Modeste, der nur wenige Chancen zum Torerfolg braucht. Mit Artjoms Rudnevs, der für Matthias Lehmann kam, erhöhte Stöger zudem nach dem Seitenwechsel die Offensivkraft. Köln war nun aktiver. Und belohnte sich schnell. Es war Modeste, der nach 60 Minuten mit seinem ersten Torschuss ausglich. Der bekannte "Brillen-Jubel" folgte dem zwölften Saisontreffer des Franzosen. Borussia war in den Minuten vor dem Ausgleich zu schläfrig, zu wenig konsequent.

Das Gegentor indes weckte die Borussen auf. Doch der große Spielfluss der ersten Halbzeit war erst mal weg. Es galt, sich zurückzukämpfen in ein Spiel, das zuvor klar beherrscht worden war. Dies aber mit Vorsicht, denn Kölns Effektivität ist verblüffend, das zeigte das 1:1. André Hahn, der Kämpfer, kam für Hazard, und Fabian Johnson ersetzte Traoré. Die beiden sollten nochmal neuen Elan bringen. Johnson hatte dann nach 78 Minuten auch eine gute Schussgelegenheit, wurde aber abgeblockt. Auch sonst blieben alle Bemühungen der Gladbacher ohne Ertrag. Dafür schlugen die Kölner in der Nachspielzeit durch einen direkt verwandelten Freistoß durch Risse nochmal zu. Eine bittere Niederlage für die Borussen, die mit nun 12 Punkten weiter im Nirgendwo der Tabelle feststecken.

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