1:2 gegen Leipzig Borussia verliert erstmals in der Rückrunde

Mönchengladbach · Die Siegesserie von Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga ist beendet. Gegen RB Leipzig unterliegt das Team von Trainer Dieter Hecking RB Leipzig 1:2 (0:1). Thorgan Hazard verschießt einen Elfmeter.

Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig: Bilder des Spiels
85 Bilder

Borussia - Leipzig: Bilder des Spiels

85 Bilder

Tradition ist, sich treu zu bleiben. Als das Mönchengladbacher Karnevals-Prinzenpaar am Sonntag vor dem Bundesligaspiel der Borussen gegen RB Leipzig auf den Rasen kam, wurden kölsche Karnevalslieder gespielt und die Fans der Borussen mischten ein "Köln steigt ab" hinein. RB Leipzig, der ungeliebte Gast des Tages wurde da erstmal hinten angestellt, als die Gelegenheit günstig war, dem Erzrivalen 1. FC Köln eins auszuwischen. Am Ende des Tages dürften es in Abwesenheit dann die Kölner gewesen sein, die sich freuten — über Gladbachs 1:2-Niederlage, der erste Liga-Pleite unter Dieter Hecking.

Was RB Leipzig anging, hatten die Borussia-Ultras zum Stimmungsboykott aufgerufen, was dazu führte, dass die kleine Reisegruppe aus Sachsen erst mal akustisches Oberwasser hatte im Borussia-Park. Nach 19 Minuten ging es dann aber wieder um den Support des eigenen Teams. Schweigen, dazu Plakate aus der Kategorie "Politik statt Polemik" (u.a. "Verein für Leidenschaft vs Erkaufte Betriebssportgruppe", "Traditionsverein seit 1900") plus erklärende Worte im Ultra-Magazin "Blockflöte" — mit dieser Art des Protests gegen das Fußballprojekt aus dem Osten zeigten die Gladbach-Fans, dass man sich dem Thema auch durchaus niveauvoll widmen kann.

Einige Fans wurden dann doch noch geschmacklos. Sie präsentierten ein Doppel-Banner mit den Worten "Wir verurteilen jeden geworfenen Stein... der euch Kunden nicht getroffen hat."

Borussia Mönchengladbach: Plakate und Banner gegen RB Leipzig
11 Bilder

Borussia-Fans protestieren gegen RB Leipzig

11 Bilder
Foto: Dirk Päffgen

Um Ausschreitungen wie in Dortmund zu vermeiden, wurden Pkw aus Leipzig auf den Gäste-Busparkplatz geleitet — und vor dem Spiel gab kein sportlich Verantwortlicher aus Gladbach dem Bezahlsender Sky ein Interview, sondern der Fanbeauftragte Thomas "Tower" Weinmann. Etwas anders war es also schon, dieses Spiel, in dem die Leipziger zunächst mal bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurden.

Die Borussen wollten ihre Serie von zuvor drei Siege in der Liga fortsetzen und damit auf das 0:1 gegen Florenz in der Europa League zu reagieren, Leipzig nach drei Niederlagen wieder punkten. Die Gäste versuchten es mit ihrem laufaufwändigen Pressingfußball, Borussia setzte auf strukturierte Defensivarbeit und das unter Dieter Hecking erfolgreich angewandte Umschaltspiel. Thorgan Hazard hatte die erste Chance des Spiels, er traf aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Auf der anderen Seite war es Marcel Sabitzer, der nah dran war am 1:0, doch Yann Sommers Fingerspitzen verhinderten Ungemach (16). In der 31. Minute indes kam Sommer nicht mehr an den Ball, als Emil Forsberg trocken abzog aus 16 Metern. Der Ball sauste zum 0:1 ins Netz. Die Präzision, die Forsberg bei seinem Treffer zeigte, fehlte Hazard später zweimal: Zunächst schoss er aus 16 Metern weit über das Tor, dann vergab er einen Elfmeter — Peter Gulacsi im Leipziger Tor lag richtig bei der Wahl der Ecke und hielt (44.). Es war bereits der dritte von vier Elfmetern, die Gladbach in dieser Bundesligasaison vergeben hat, zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte vergab Borussia drei Elfmeter in Folge (vorher zwei gegen den HSV).

Hazard hätte die Geschichte des Spiels demnach schon vor der Pause umschreiben können, doch so setzte sich fort, was die Borussen schon beim 1:0 in Bremen (als es noch gut ausging) und beim 0:1 in Florenz als Problem ausgemacht hatten: Die Torchancenverwertung ist derzeit nicht konsequent genug. Anders Leipzig. Der erste Torschuss der zweiten Halbzeit brachte das 2:0. Timo Werner, von Borussias Fans fortwährend ausgepfiffen, schloss allein vor Yann Sommer sicher ab in der 55. Minute.

"Schieß ein Tor für uns", sangen nun die Fans, doch Borussia konnte den Wunsch lange nicht erfüllen. Jannik Vestergaard brachte dann in der Schlussphase aber nochmal Spannung ins Spiel, als er nach einer Ecke von Hazard zum Kopfball hochstieg und einnetzte (81.). Plötzlich waren die Fans nur noch damit beschäftigt, ihre Mannschaft nach vorne zu peitschen. Die Borussia drängte jetzt auf den Ausgleich, der aber nicht mehr fiel.

Somit blieb den Gladbachern letztlich die Tradition, die Punkte aber bekam RB, das am Sonntag wie ein echtes Spitzenteam seinen Negativtrend beendete. Bei den Borussen indes ist die Serie unter Dieter Hecking erstmal gerissen. In der Liga haben sie den Sprung in die Einstelligkeit verpasst. Und in der Europa League droht das Aus nach dem 0:1 gegen Florenz im Hinspiel. Am Donnerstag geht es in der Toskana darum, den Trend nach zwei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge wieder zu ändern.

(kk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort