Fünfkampf um Europa Warum das S-Wort auf den Index gehört

Mönchengladbach · "Schneckenrennen" – noch einmal wird dieses Wort im folgenden Text vorkommen, dann ist aber auch gut. Denn der Kampf um den dritten bis siebten Platz verspricht in den kommenden Wochen vor allen Dingen ein anderes Wort mit S: Spannung.

Das Restprogramm der Europapokal-Kandidaten
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Foto: afp, KD

"Schneckenrennen" — noch einmal wird dieses Wort im folgenden Text vorkommen, dann ist aber auch gut. Denn der Kampf um den dritten bis siebten Platz verspricht in den kommenden Wochen vor allen Dingen ein anderes Wort mit S: Spannung.

Sechs Spieltage vor dem Ende ist die Bundesliga im 2-5-5-5-1-System unterwegs: Vorne duellieren sich der FC Bayern und Borussia Dortmund mehr oder minder um die Meisterschaft, dahinter folgt dreimal ein Quintett, das die Tabelle in die Zonen Europapokal, Niemandsland und Abstiegskampf aufsplittet. In einer eigenen Liga ist Hannover 96 unterwegs, wobei man auch sagen könnte, dass das Schlusslicht erst ab August wieder richtig mitmischen wird, und zwar eine Etage weiter unten.

Wir wollen uns der ersten Fünferkettte im Bundesliga-System widmen, den Plätzen drei bis sieben, und dabei — bis auf dieses eine Mal — auf das böse Wort "Schneckenrennen" verzichten. Der Ausdruck ist ohnehin unpräzise, schließlich bezeichnet er nur den Kopf des Rennens, der scheinbar wie ein alter Lada den Verkehr auf der Autobahn aufhält. In Wirklichkeit sind da ganz unterschiedliche Fahrzeuge unterwegs, wobei mitunter nicht ganz klar ist, wer am Steuer sitzt und wie voll der Tank noch ist. Zudem garantiert der stärkste Motor noch lange nicht die schnellste Ankunft am Ziel.

Tatsächlich hatte der Tabellendritte seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 zum gleichen Zeitpunkt nie weniger Zähler auf dem Konto als aktuell Hertha BSC (48). Andererseits hatte der Siebte nur 2009 mehr Punkte gesammelt als jetzt der FC Schalke mit seinen 44. Es gab Jahre, in denen es völlig anders aussah. 2007 war Wolfsburg mit mickrigen 35 Punkten Siebter und beendete die Saison knapp vor den Abstiegsrängen auf dem 15. Platz. Andere Teams mit Berlins Bilanz durften noch von der Vize-Meisterschaft oder gar vom Titel träumen.

Im Schnitt beträgt der Abstand zwischen dem Dritten und Siebten zu diesem Zeitpunkt 10,7 Punkte, momentan sind es nur vier. Falls Werder Bremen nicht den DFB-Pokal gewinnt und der VfL Wolfsburg nicht noch eine überraschende Aufholjagd startet, geht jeder Bewerber im schlimmsten Fall mit einem Startplatz in der Europa-League-Qualifikation in die Sommerpause. Am anderen Ende des Gefühls- und Finanz-Spektrums winkt der direkte Einzug in die Champions League. Borussia Mönchengladbach hat dort in dieser Saison mehr als 30 Millionen Euro eingenommen, obwohl in der Gruppenphase nur ein Sieg gelang und danach Schluss war.

Das Bewerberfeld ist hochspannend. Da wären die Überraschungsteams aus Berlin und Mainz, da wären Leverkusen und Schalke mit viel Königsklassen-Erfahrung sowie Gladbach, das insgesamt nicht überraschend auf dem vierten Platz weilt, aber den Rucksack des Horrorstarts mit fünf Niederlagen immer noch mit sich herumträgt. Hertha in der Champions League? Mainz in der Europa League? Manch einem Beobachter graut es mit Blick auf die ominöse Fünf-Jahres-Wertung. Doch schon in der laufenden Saison hat die Bundesliga keinen Rückschlag hinnehmen müssen, obwohl Gladbach und Augsburg in ihren Wettbewerben jeweils debütierten.

Um prophezeien zu können, wie die nächsten sechs Spieltage verlaufen, lohnt es sich, auf die vergangenen sechs zu schauen. Da haben sich die fünf Bewerber nicht viel genommen: Hertha hat zwölf Punkte gesammelt, Mainz elf, der Rest jeweils zehn. Wer jetzt eine Serie startet, kann wohl mindestens für die Champions-League-Play-offs planen. Wer jetzt strauchelt, wird sich mit Platz sieben zufrieden geben und im schlimmsten Fall noch nach unten schauen müssen.

So gestaltete sich die Lage vor dem 29. Spieltag seit 1995/96:

(jaso)
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