Borussia Mönchengladbach "Ein Schnörkel zu viel" und der Faktor Raffael

Mönchengladbach · Dieter Hecking bemängelt nach dem 1:2 gegen RB Leipzig die "Zielstrebigkeit im letzten Drittel". Die Zahlen untermauern den Eindruck. Auch Europa-League-Gegner AC Florenz kassierte am Wochenende eine Niederlage.

Borussia Mönchengladbach - RB Leipzig: Einzelkritik
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Foto: dpa, fg hpl
  • "Woran hat et jelejen?"

Borussias Stadionsprecher Torsten Knippertz ist nicht nur Moderator, sondern auch Schauspieler. Auch Nicht-Gladbach-Fans kennen ihn aus der Werbung einer Bierfirma, in der Knippertz einen Fußballer spielt, der nach einem Spiel vom Reporter gefragt wird, woran es diesmal gelegen hat. "Woran hat et jelejen? Das fragt man sich nachher natürlich immer, woran et jelejen hat", lautet die Antwort. Und woran hat es beim 1:2 gegen Leipzig "jelejen"? Thorgan Hazard verschoss einen Elfmeter, klar, aber Trainer Dieter Hecking kritisierte am Spiel seiner Mannschaft nur einen Punkt. "Mir fehlte im letzten Drittel, wie schon gegen Florenz, die Zielstrebigkeit. Das war manchmal ein Schnörkel zu viel", sagte er.

Den Eindruck belegen auch die Zahlen. 129 Pässe spielte Borussia im letzten Drittel, der achtbeste Wert im 21. Ligaspiel. Dagegen kamen nur 52 Prozent dieser Zuspiele an — lediglich beim 1:3 gegen Freiburg, beim 0:0 gegen Frankfurt und beim 1:1 gegen Leipzig in der Hinrunde war die Quote geringer. In den Strafraum kam Borussia dagegen so gut wie selten in dieser Saison. Doch bei Abschlüssen wie dem von Lars Stindl frei vor Peter Gulacsi fehlte eben — die Zielstrebigkeit.

  1. "Fußball ist hart"

Vier Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen hat Borussia aus den ersten sieben Spielen unter Dieter Hecking geholt. Nachdem sie in den Vorwochen oftmals etwas mehr mitnahm, als das Chancenverhältnis hergab, war zuletzt das Gegenteil der Fall. "Ein Unentschieden wäre aus meiner Sicht vielleicht gerechter gewesen", sagte der Trainer nach dem Leipzig-Spiel. Etwas dramatischer formulierte es Jannik Vestergaard: "Fußball ist hart."

Ähnlich war es dem SC Freiburg ergangen bei seinem Gastspiel in Gladbach. "Und dann verlierst du so ein Spiel 0:3", hatte Trainer Christian Streich schulterzuckend gesagt. Unterm Strich lässt sich festhalten, dass die Gesamtbilanz wohl genau richtig ist, aber kaum ein Spiel der Ära Hecking so ausgegangen ist, wie es der Spielverlauf und das Chancenverhältnis hergaben. Der Fußball ist nicht nur hart, sondern bleibt sich stets treu.

  1. Noch alles offen bei Raffael

Mit und ohne Raffael hat Borussia eine vergleichbar gute bzw. schlechte Bilanz in dieser Saison. Erneut saß der "Maestro" nur auf der Tribüne und postete bei Instagram "Vamos Borussia" neben einem Video, auf dem sein Sohn mit einem Zauberwürfel hantiert. Ob Raffael am Mittwoch zunächst einmal im Flieger in die Toskana Platz nimmt, ist noch offen. "Er hat drei Tage fast beschwerdefrei trainiert. Also ist es absehbar, dass er uns bald wieder zur Verfügung steht", sagte Hecking. "Aber er war dann wieder zwei Wochen raus und muss natürlich auch die Fitness haben, um gleich wieder bei 100 Prozent zu sein." Raffaels Fehlen wollte der Trainer trotz aller Wertschätzung für den Brasilianer nicht überbewerten. "Wir haben in beiden Spielen genügend Chancen gehabt, um Tore zu machen", sagte Hecking.

  1. Jannik Vestergaard verdoppelt zwei Bilanzen

Elfmeter schießen kann Raffael übrigens auch. Bei vier Versuchen in dieser Bundesligasaison hat nur er verwandelt, in den anderen Spielen, so wie am Sonntag, war er nicht dabei. Während die gesamte Liga ein Elfmeter-Problem hat (schon nach 21 Spieltagen gibt es so viele Fehlschüsse wie in der gesamten vergangenen Saison), ist der Kreis der Teams mit einem generellen Standard-Problem erlesener. Jannik Vestergaard verdoppelte mit seinem Anschlusstreffer gleich zwei Bilanzen: Er erzielte Borussias zweites Kopfballtor und das zweite Tor nach einer Ecke. Weiterhin zu wünschen übrig lassen die indirekten Freistöße, die in die Mitte kommen.

  1. Florenz rotiert beim AC Milan

Nur eine Änderung nahm Hecking im Vergleich zum Spiel gegen Florenz vor, das war ein Unterschied zu den Italienern am vergangenen Wochenende. Deren Trainer Paulo Sousa wechselte viermal. Auf der Bank nahmen Milan Badelj, Cristian Tello und Maximiliano Olivera Platz. Torschütze Federico Bernardeschi fehlte beim AC Milan gelbgesperrt. Die Fiorentina verlor ohne ihren besten Mann wie Gladbach 1:2, hatte aber deutlich mehr vom Spiel. Auch Borussias Gegner hat nun acht Punkte Rückstand auf den ersten offiziellen Europa-League-Platz und läuft seinen Zielen hinterher. Vielleicht braucht Florenz das Weiterkommen am Donnerstag noch etwas mehr.

(jaso)
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