"Filmreifes" 3:3 gegen Hoffenheim Wie nachhaltig ist Borussias Hoffnung?

Mönchengladbach · In einer wilden Achterbahnfahrt der Gefühle trennte Borussia Mönchengladbach und 1899 Hoffenheim 3:3. Trainer Dieter Hecking stellte die positiven Signale über das Ergebnis.

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Die ARD-Sportschau verlängerte nicht ihre Sendung, um alle Geschichten erzählen zu können, die das 3:3 zwischen Borussia und der TSG 1899 Hoffenheim bereitgehalten hatte. Auch das ZDF-Sportstudio berichtete in gewohnter Länge. Das ging in Ordnung, man hätte aus den 96 Minuten Bruttospielzeit aber auch eine sechsteilige Serie machen können. "In letzter Zeit ging es oft darum, dass es in der Bundesliga zu wenig attraktive Spiele gibt. Das war mal wieder eins", sagte Borussias Trainer Dieter Hecking.

In seiner Analyse des unterhaltsamen Unentschiedens wogte er hin und her wie das Spiel selbst. Erst klang Hecking, als sei die Zufriedenheit in Führung gegangen, dann glich die Unzufriedenheit über das Resultat aus - am Ende ordnete der Trainer das nackte Resultat den positiven Erkenntnissen unter. "Wenn man gesehen hat, mit welchem Charakter und welcher Leidenschaft die Mannschaft dreimal zurückgekommen ist, dann muss das über allem stehen", sagte Hecking.

Man muss alle Aspekte einmal erwähnen, um das für eine absolut nachvollziehbare Deutung zu halten. Borussia hat auf der einen Seite wieder nicht gewonnen und spielt weiterhin eine der schlechtesten Rückrunden der Vereinsgeschichte. Es gab drei Gegentore, jedes wäre zu verhindern gewesen, beste Chancen wurden vergeben und Raúl Bobadilla verlängerte die ohnehin schon üppige Verletztenliste.

Auf der anderen Seite holte Borussia erstmals in ihrer Bundesliga-Geschichte dreimal einen Rückstand auf und verlor nicht, Lars Stindl beendete nach 1506 Einsatzminuten seine Torlosigkeit, Josip Drmic traf nach mehr als zwei Jahren wieder, drei Spieler (Oscar Wendt, Raffael und Fabian Johnson) feierten ihr Comeback. Sogar mit dem Videobeweis, der Drmics zwischenzeitliches 1:1 bestätigte, bei dem die Hand unabsichtlich im Spiel war, waren die Gladbacher mal im Reinen. Und vor allem brachten sie eine Spielkultur auf den Rasen, wie man sie in der Rückrunde noch nicht von ihnen gesehen hatte.

Entschlossener ordnete Max Eberl das Remis ein: "Der Punkt ist hochverdient und fühlt sich sehr, sehr gut an." Er selbst leistete sich inmitten all der sportlichen Geschichten eine unsportliche, als er am Rande einer Rudelbildung auf dem Rasen (es war wirklich alles dabei) Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann beschimpfte. "Kleiner Pisser!", rief Eberl und bat nachher um Entschuldigung.

Damit war er ein Nebendarsteller bei #BMGTSG, wie die entsprechende Serie im Twitter-Duktus heißen könnte. "Wenn man den kompletten Spielverlauf nimmt, wäre sogar mehr drin gewesen", ärgerte sich einer der Hauptdarsteller. Stindl, der zum 2:2 traf, auf das 90 Sekunden später das 2:3 folgte, hätte allen Grund gehabt, zufrieden und erleichtert zu sein. Er weiß aber: Mit Blick auf eine Europa-Restchance hat Matthias Ginters Ausgleich in der 90. Minute nur das Schlimmste verhindert. Gladbach ist weiterhin Neunter und hat drei Punkte Rückstand auf den Siebten, Hoffenheim.

Die Signale, dass ein langer, langer Winter für Borussia nun zu Ende gehen könnte, muss sie nach der Länderspielpause beim FSV Mainz bestätigen. Sonst ginge das zarte Pflänzchen Hoffnung ganz schnell wieder ein. In der Rückrundentabelle hat Gladbach den kommenden Gegner überholt - steht aber immer noch auf Platz 15.

(RP)
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