Borussia Mönchengladbach Borussia will auswärts die Trendwende

Mönchengladbach · Das Böllenfalltor in Darmstadt ist nicht eben ein Schmuckkästchen unter den deutschen Fußball-Stadien. Für die Fans von Borussia Mönchengladbach jedoch ist es ein Ort des Gedenkens, eines aus der Kategorie "Weißt-du-noch?" oder "Warst-du-dabei?". Denn am Böllenfalltor passierte, was es nur einmal gab in diesem Jahr: Borussia schaffte den einzigen Bundesliga-Auswärtssieg des Jahres 2016.

Am 14. Mai 2016 gab es einen 2:0-Erfolg, dessen Wert jedoch in einer Skala von 1 bis 10 weit unten anzusiedeln ist - denn die Hausherren waren, wie auch die Borussen, längst mit allen Saisonzielen durch und konnten den Kick total druckfrei genießen. Heute, wenn Gladbach zurückkehrt an den Ort des seltenen Glücks, wird es anders sein. Darmstadt hat, wie die Borussen, einen neuen Trainer, den Ex-Nationalspieler Torsten Frings und will die acht Spiele währende Niederlagenserie mit aller Macht beenden. Druck habe der Gegner, stellte Gladbachs Neuer Dieter Hecking daher fest, doch musste er diesen Satz mit einem "auch" garnieren. Denn seine Mannschaft ist kaum weniger in der Punkt-Pflicht als der Kontrahent, der unter dem Kosenamen "die Lilien" firmiert.

Die Lilie ist ein Symbol für die Hoffnung. Ein bisschen passt das zur Situation der Borussen, die durchaus in der Hoffnung nach Südhessen reisen, der Saison schnell eine neue Richtung zu geben. Dazu müssen sie gleich einen ganzen Strauß von Problemen lösen. Vor allem das Problem der Auswärtsschwäche. Einen Punkt brachte Borussia, der Klub, der in seiner Glanzzeit in den 70er gerade wegen seines tollen Konterspiels in der Fremde gefürchtet war, in dieser Saison von seinen Auswärtsfahrten mit. Aus Leipzig beim 1:1 am zweiten Spieltag. "Immerhin", sagte Hecking, "da ist es nicht so schwer, das zu verbessern." Dass ein Team, das auswärts so arge Probleme hat, mit seinem neuen Trainer mit zwei Spielen in anderen Stadien in Folge ins neue Jahr startet (erst Darmstadt, dann Leverkusen), ist schon eine Gemeinheit des Spielplans. Die Auswärtsschwäche war es doch, die ein Hauptgrund für das Scheitern André Schuberts war. Doch ist es ebenso Chance wie Risiko, was die Pläne der Borussen angeht, sich zu stabilisieren und wieder den Weg nach oben anzutreten. Gleich im ersten Auswärtsspiel zu gewinnen, das wäre natürlich eine Botschaft: Ja, Gladbach ist wieder da. Ja, der Trainereffekt hat etwas bewegt. Ja, die Borussen können kämpfen, was nötig ist in der Krise. Was aber, wenn das Spiel verloren geht bei den kampfbereiten Darmstädtern, die auf ihrem rumpligen Rasen auf die Ästhetik pfeifen und vor allem lange Bälle spielen werden? Im schlimmsten Fall würde der Sturz auf Platz 17 drohen, auch wäre der Effekt des Wechsels an der Linie dahin.

"Aber an so etwas denke ich gar nicht", stellte Verteidiger Tony Jantschke vor der Reise zum Tabellenletzten klar. Ihm persönlich hat der Mai-Ausflug nach Darmstadt ein richtig gutes Gefühl vermittelt. Nach einer erneuten Verletzungspause, von denen es in der Saison viele gab, kam er kurz vor Schluss noch zum Einsatz. Er hatte sich fest vorgenommen, seine Rückkehr bis zum Saisonfinale zu schaffen, und er schaffte es. Kann das als gutes Omen für heute herhalten? Zumindest zeigt es: Darmstadt scheint kein genereller Ort des Schreckens für die Borussen zu sein.

(kk)
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