Borussia Mönchengladbach Diese Borussen haben die EM im Visier

Mönchengladbach · Die Schweizer Yann Sommer, Granit Xhaka und Josip Drmic wollen zur EM. Und der Schwede Oscar Wendt. Er muss kurioserweise zittern.

 Frankreich ist das Ziel für den Sommer: Der Schweizer Granit Xhaka (l.) wird sicherlich dabei sein bei der EM, der Schwede Oscar Wendt wird indes oft vom Nationalcoach Erik Hamren ignoriert.

Frankreich ist das Ziel für den Sommer: Der Schweizer Granit Xhaka (l.) wird sicherlich dabei sein bei der EM, der Schwede Oscar Wendt wird indes oft vom Nationalcoach Erik Hamren ignoriert.

Foto: imago

Wenn die Borussen am Dienstag um 10 Uhr mit der Vorbereitung auf die Rückrunde beginnen, ist es für Granit Xhaka, Yann Sommer, Josip Drmic und Oscar Wendt der Auftakt eines besonderen Jahres. Die drei Schweizer und der Schwede haben die Europameisterschaft im Visier, sie wollen im Sommer mitmachen in Frankreich. Ihre Nationalteams haben sich qualifiziert. Die Schweiz direkt, die Schweden über die Play-offs gegen Dänemark, womit der heimliche EM-Traum des jungen Verteidigers Andreas Christensen platzte (wie auch der von Havard Nordtveit, der mit Norwegen an Ungarn scheiterte). Deutsche Borussen wird es wohl bei der EM nicht geben. Es sei denn, Bundestrainer Joachim Löw sorgt wie bei der WM 2014, als er Christoph Kramer kurzfristig mitnahm, erneut für eine Überraschung - wenn, dann könnte Lars Stindl ein Kandidat sein.

Während Xhaka und Sommer gesetzt sind im Team der Eidgenossen, muss sich Drmic noch beweisen. Er will in der Rückrunde mehr spielen, um sich seinen Platz im Kader der Eidgenossen endgültig zu sichern. Auch Wendt muss kurioserweise zittern um seine EM-Nominierung. Denn Nationalcoach Erik Hamren scheint kein Fan des Borussen zu sein. "In meiner Welt wäre ich dabei", pflegt Wendt zu sagen, wenn sein Name mal wieder fehlt auf der Liste der nominierten Schweden.

Was er tun muss, um Hamren zu überzeugen, das ist nicht nur ihm ein Rätsel. Denn Wendt gehört seit langem zu den imposantesten Figuren des Gladbacher Teams - einfach, weil er immer spielt. In allen 26 Pflichtspielen der aktuellen Saison gehörte Wendt zur Startelf, nur einmal, beim 2:4 in Manchester, wurde er ausgewechselt. Ansonsten hat er keine Minute verpasst.

Drei Tore schoss er zudem, eines davon, ausgerechnet das gegen die Bayern beim 3:1-Sieg, mit dem schwächeren rechten Fuß. Wendt war es auch vorbehalten, aus Borussen-Sicht den beachtlichen Schlusspunkt einer ereignisreichen Hinrunde zu setzen: Gegen Darmstadt sorgte er mit seinem 3:2-Siegtor dafür, dass die Borussen in Unterzahl siegten und mit 29 Punkten in die Winterferien gehen durften.

Solche Highlights sollten auch bei Erik Hamren angekommen sein - ob es so ist, wird die nächste Länderspiel-Nominierung zeigen. Ansonsten hat Wendt noch 17 Bundesligaspiele Zeit, weiter Werbung für sich zu machen. Sollte es am Ende aber nichts werden mit der EM, würde das den 30-Jährigen vermutlich auch nicht umwerfen. Denn er ist auch ohne die Nationalmannschaft "rundum glücklich": "Ich spiele für einen Top-Klub der Bundesliga, ich habe eine tolle Frau, eine wunderbare Tochter und ein zweites Kind ist unterwegs", sagt Wendt, der stolze Vater.

Borussia Mönchengladbach: Granit Xhaka hat schon sechs Platzverweise
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Granit Xhakas Platzverweise

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Foto: afp, agz

Ein solcher ist auch Ragip Xhaka. Denn nicht nur Granit, sein jüngerer Sohn, spielt bei der EM mit. Auch der ältere Filius, Taulant, hat sich qualifiziert. Indes mit Albanien, dem Land, aus dem seine Eltern vor 25 Jahren als politische Flüchtlinge in die Schweiz gekommen sind. "Manchmal kann ich selbst nicht glauben, was passiert. Ich bin der stolzeste Papa der Welt", sagte Ragip Xhaka kürzlich dem Schweizer "Blick". Das Los wollte es, dass die Xhakas in der Vorrunde auch noch aufeinandertreffen, wenn sich die Schweiz und Albanien vergleichen.

Gerade für den impulsiven Granit wird das Spiel eine Herausforderung - bis dahin muss er lernen, seine Emotionen im Griff zu haben. In der Bundesliga hatte er das zuletzt nicht und sah gegen Aufsteiger Darmstadt Rot. Weshalb er nun drei Spiele weniger hat, um sich für die EM einzuspielen und seine Chefrolle, die er auch im Schweizer Team beansprucht, zu üben. Und es steht zu vermuten, dass wenigstens ein viertes Spiel dazu kommt, da er schon vier Gelbe Karten beisammen hat und bei der nächsten wieder eine Sperre droht.

Xhakas EM-Jahr beginnt also mit einer Geduldsprobe für den zuweilen Ungeduldigen. Wie üblich dürfte er seine Ziele oben ansiedeln: Mit Borussia erneut weit vorn in der Tabelle landen, um dann eine große EM zu spielen. Nebenbei dürfte auch ausführlich über seine Zukunft verhandelt werden. Ob die auch nach der EM Borussia heißt, wird sich zeigen.

(RP)
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