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Borussia Mönchengladbach Borussia schimpft und zahlt internationales Lehrgeld

Mönchengladbach · Irgendwann hatte der Mann genug. Genug von der Schauspielerei, vom Zeitschinden, von der attestierten Unsportlichkeit. "Sie genieren sich gar nicht, sie arbeiten mit allen Tricks", schimpfte er. "Es gibt keinen Freistoß, bei dem sie nicht reklamieren", klagte er. "Mein Gott, ist das ein Fußball hier. Das ist ja entsetzlich, das ist ja widerlich", polterte er.

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Der verärgerte Mann hieß Kurt Brumme und kommentierte fürs Radio am 17. Juni 1970 das "Jahrhundertspiel", das WM-Halbfinale in Mexiko zwischen Deutschland und Italien. Und die, über die Brumme schimpfte, waren die Italiener. 45 Jahre später standen wieder Männer vor Mikrofonen und lästerten über die Spielart einer südeuropäischen Mannschaft. Diesmal waren es jedoch keine Radioreporter, sondern Profis von Borussia, die nach dem Ausscheiden aus der Europa League über die Theatralik des FC Sevilla schnaubten.

"Es mag sein, dass man jetzt sagen kann, es war clever, dass sie sich in jeder Szene hingelegt haben. Ich sage, ich könnte so nie spielen, das könnte ich nicht mit mir vereinbaren. Es gehört dazu, dass man auch mal die Uhr herunterspielt, aber wenn das permanent alle elf Spieler machen, ist es irgendetwas zwischen clever und unsportlich", sagte Christoph Kramer. Und Teamkollege Tony Jantschke stellte nüchtern fest: "Ich mag das robuste Spiel, ich mag es auch, wenn es mal härter zur Sache geht. Und ich mag es auch, dass man direkt wieder aufsteht. Manche Mannschaften benutzen so etwas, ich bin froh, dass das bei uns nicht der Fall ist. Das macht ja nicht nur Sevilla. Und wenn du natürlich 700 Mal zum Schiedsrichter rennst und was forderst, dann ist der Schiedsrichter beim 701. Mal auch nur ein Mensch und denkt, ach komm, dann gebe ich jetzt mal die Karte."

Aber auch wenn die Borussen nun die Rolle des edlen Fußballritters auf ihrer Seite wähnen durften - Sevilla ist im Achtelfinale. Auch durch ein Mehr an Cleverness, Erfahrung und Abgezocktheit - alles keine verbotenen Elemente im Fußball. Und so mussten die Borussen bei allem Ärger über den Schiedsrichter und den Gegner irgendwann auch konstatieren, wieder internationales Lehrgeld bezahlt zu haben. "Es ist wohl ein Mix aus Erfahrung und Glück. Es ist ja nicht so, dass wir schlechter gespielt haben oder zu wenig Qualität hatten, um sie zu schlagen, aber sie machen halt in der ersten Halbzeit aus anderthalb Chancen zwei Tore. Wir waren vielleicht ein bisschen zu mutig und sind ausgekontert worden", sagte Jantschke. Sevilla nutzte in beiden Spielen eben seine Torchancen und verkniff sich einen Platzverweis - das gab am Ende den Ausschlag.

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So ging das Schimpfen über den Auftritt der Anadalusier im unmittelbaren Nachgang als menschlich nachvollziehbare Enttäuschung durch. Doch je näher das Paderborn-Spiel (morgen, 15.30 Uhr) rückt, desto mehr dürfte in einem Team, das von Lucien Favre trainiert wird, die Selbstkritik überwiegen. Das wäre jedenfalls die beste Investition des Lehrgeldes.

(RP)
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