Borussia Mönchengladbach Borussia und die neue Rolle als Favorit

Mönchengladbach · Was für André Hahn ganz persönlich seit seinem Wechsel aus Augsburg gilt, steht auch für die Borussen als Ganzes als vorläufiger Endpunkt der Entwicklung: Man ist in fast allen Partien der Favorit. Das birgt neue Herausforderungen.

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In Augsburg war es ganz einfach. Für André Hahn. Die Ausgangslage jedenfalls. Sie war nämlich immer dieselbe. Bis auf die Heimspiele gegen Greuther Fürth oder ein Jahr später gegen Eintracht Braunschweig. Ansonsten hieß es für Hahn und den FCA vor jedem Bundesligaspiel: Wir sind der Außenseiter, der Favorit sind die anderen. Dass sich das mit seinem Wechsel zur Borussia ändern würde, war Hahn selbstverständlich klar. Aber zu dieser absehbaren neuen persönlichen Rollenverteilung kommt nun eben durch Gladbachs zwei Top-Sechs-Platzierungen in den vergangenen drei Jahren und den famosen Start in diese Saison noch hinzu, dass Borussia heute selbst in fast jedem Spiel der Favorit ist - und sich nur schwerlich dagegen wehren kann. Wer gut ist, ist von der Papierform her halt oft besser als andere. "Man muss das Spiel mehr machen, man ist da gefragter, das Heft in die Hand zu nehmen. Das kannte ich vorher weniger. Das hat sich schon entscheidend geändert, aber, wie man sieht, kommen wir damit gut klar", sagt Hahn.

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Es ist eine neue Situation für Lucien Favres Team. Für Borussia. Klar, früher war man auch oft Favorit. In den 70ern. Noch in den 80ern. Kurz in den 90ern. Aber dann? Als zweimaliger Absteiger, als Kämpfer um den Klassenerhalt - Favorit? Nur in Ausnahmefällen. Doch seit Favre da ist, wird die Ausnahme immer mehr zur Regel, und das bietet Vor- und Nachteile, wie Julian Korb freimütig bestätigt: "Man hat ja im Spiel gegen Mainz gesehen, dass ein Gegner mit einer Fünferkette hier ankommt. Die Gegner haben generell mehr Respekt vor uns. Einerseits freut man sich, das zu hören, und dass es nicht heißt: ,Ein Glück, die Gladbacher kommen', andererseits bedeutet das natürlich auch, dass die Gegner jedes Mal mit 110, 120 Prozent an die Sache herangehen, und das macht es für uns natürlich schwieriger."

Es gehört zu den Lerninhalten eines Teams wie Borussia, das sich in oberen Gefilden stabilisieren will, mit dem konstanten Favoritendasein zurechtzukommen. Mittel gegen defensive Gegner zu finden, sich von einem konternden Kleinen zu einem dominanten Großen zu entwickeln. "Wenn man sich zuletzt zweimal unter den oberen sechs festgesetzt hat, ist man automatisch in mehr Spielen vermeintlich der Favorit", sagt Sportdirektor Max Eberl. Diese neue Rolle akzeptieren sie bei Borussia, aber was nach Meinung aller nicht damit einhergehen darf, ist ein Selbstverständnis des neuen Status' - bei Mannschaft und Verantwortlichen genauso wie bei den Fans. Ein 3:0 in Hannover war eben kein Normalfall, sondern auch für Borussia 2014/15 ein Erfolg. "Ich hoffe doch, dass die Fans das so sehen, denn es war ein hartes Stück Arbeit", sagt Hahn.

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Wenn die Bayern am Sonntag kommen, darf Borussia die Favoritenrolle noch mal abgeben. Wie in alten Zeiten. Aber morgen gegen Limassol ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Sieg ist Pflicht, aber ein Sieg ist kein Selbstläufer. Das soll mal ja keiner glauben, findet Korb. "Viele im Umfeld denken vielleicht: ,Limassol ist jetzt nicht so ein bekannter Gegner, den müsste Borussia ja im Vorbeigehen schlagen.' Aber es wird keine einfache Aufgabe für uns. Da müssen wir schon alles abrufen, um zu gewinnen. Die können auch kicken, und sogar sehr gut kicken." Dass Borussia es indes noch besser kann, wollen Korb und Co. zeigen - und damit letztlich ihrer Favoritenrolle gerecht werden.

(RP)
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