Borussia Mönchengladbach Borussias Ketten-Reaktion

Mönchengladbach · Dem Team von André Schubert eilt ein guter Ruf voraus - doch dem wurde es beim 0:4 in Manchester nicht gerecht. Es ging einfach zu viel schief.

Borussia Mönchengladbach bei Manchester City: Die Einzelkritik
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Manchester - Borussia: Einzelkritik

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"Du suchst nach einem Champions-League-Team, das ein bisschen anders ist?", fragte das englische Fußballportal Squawka zum Beginn der Gruppenphase und gab eine Empfehlung ab: "Dann führt kaum ein Weg vorbei an Borussia Mönchengladbach." Raffael, Mo Dahoud, Thorgan Hazard sowie die Historie der "Fohlen" werden in dem Artikel als Gründe genannt - und zudem explizit André Schuberts 3-4-1-2-Formation. "Gladbach wird mit am interessantesten zu beobachten sein in dieser Saison", hieß es auch deshalb.

Mit seiner Startformation gegen Manchester City stellte Schubert die "Fußball-Hipster" demnach zufrieden. Theoretisch kamen sie allerdings nur 25 Minuten lang auf ihre Kosten, praktisch überhaupt nicht. Borussias Dreierkette erlebte den schwärzesten Abend seit ihrer konsequenten Einführung Anfang März. Als Sergio Agüero verletzt am Boden lag, nutzte Schubert die Unterbrechung, um Oscar Wendt an die Seitenlinie zu rufen. Bis sich alles neu geordnet hatte, stand es 2:0 für City. In der 36. Minute trottete dann Christoph Kramer, kurz zuvor der Elfmeterverursacher, vom Platz. Nach Julian Korbs Einwechslung war unübersehbar, dass der Trainer auf vier Mann in der Abwehr umgestellt hatte. Es war Schuberts Ketten-Reaktion.

"Aufregend" nannte Squawka Borussias Spielweise ebenfalls. Allerdings fehlten am Mittwochabend die entsprechenden Belege für diese These. Wo Tobias Strobl in den vergangenen Wochen das Bindeglied zwischen Dreierkette und Mittelfeld gewesen war, klaffte diesmal ein Loch, in dem der Mannschaftsbus hätte wenden können. Die englischen Scouts werden in ihre Beobachtungsbögen kaum Positives zu Mo Dahoud geschrieben haben.

An ihm alleine lag es aber nicht. Bis auf Torwart Yann Sommer fand kein Borusse in seine designierte Rolle. "Sie haben uns komplett auseinandergerissen", umschrieb der Torhüter aus der Schweiz das besagte Loch zwischen Defensive und Offensive.

Manchester paarte seine enorme individuelle Klasse mit Qualitäten, die sich gar nicht so sehr von denen des SC Freiburg am vergangenen Samstag unterschieden: Sie führten die Zweikämpfe mit dem ganzen Körper. Dagegen schienen die Borussen nur ihre Zehen in die Duelle zu halten, so wie ein Kind, das die Wassertemperatur des Schwimmbeckens testet. "Sie waren athletischer, mit dem Ball stärker. Der Wucht und Klasse waren wir nicht gewachsen", sagte Schubert. Nach Ballgewinnen rannte ManCity mehrmals in Überzahl auf die Dreierkette zu, wie in der zwölften Minute, als Agüero uneigennützig auf Ilkay Gündogan passte und Sommer den Ball noch überragend von der Linie kratzte.

In der zweiten Halbzeit lief Gladbach mit einer Viererkette auf, die so zuletzt im Januar gegen Borussia Dortmund im Einsatz war. Schon damals wurden Julian Korb, Andreas Christensen, Nico Elvedi und Oscar Wendt mächtig rundgespielt, unter anderem von Gündogan, der nun ein hervorragendes Pflichtspieldebüt für seinen neuen Klub feierte.

Doch den Kettenproblemen der Borussen, egal ob mit drei oder vier Spielern auf einer Linie, lagen meistens Kettenreaktionen zugrunde. Vorne verloren Raffael, Lars Stindl oder André Hahn den Ball, die Sechser waren rasch überspielt, die Außen wie gewohnt weit aufgerückt - und ab ging die Post. Torwart Sommer konnte das Spiel beinahe aus der Rolle des neutralen Beobachters analysieren. "Wir konnten uns nicht entscheiden, ob wir Pressing spielen sollen", sagte er.

So wie der US-Amerikaner Fabian Johnson sich vor dem ersten Tor wegdrehte, das ja aus einem einfachen Einwurf resultierte, hatte das Symbolcharakter. Elvedi konnte nur zusehen, Christensen kam zu spät gegen Agüero - eine der ersten, aber beileibe nicht die letzte Ketten-Reaktion.

(RP)
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