Borussia Mönchengladbach Borussias Reise durch Europa

Mönchengladbach · Die Mönchengladbacher müssen in der Europa League nach Zypern, Spanien und in die Schweiz, wo sie auf den FC Zürich treffen. Mit diesem Klub war Trainer Lucien Favre zweimal Meister.

Lucien Favre hatte leuchtende Augen. Dem Trainer von Borussia Mönchengladbach gefällt es, dass sein Team in der Europa League neben Apollon Limassol und FC Villarreal auf den FC Zürich trifft. Zweimal hat Favre Zürich zum Meister der Schweiz gemacht, das waren seine bislang größten Triumphe. In Zürich hat er auch Raffael entwickelt, der jetzt der Vordenker des Borussen-Spiels ist.

Die Gruppenauslosung, die Borussia vor keine unlösbare Aufgabe stellt, rundete das Europa-Thema für Favre ab. Am Donnerstag fand er das 7:0 seiner Gladbacher gegen FK Sarajevo so toll, dass er am Ende gar nicht mehr coachte, sondern nur noch genoss, was er auf dem Rasen sah. Dort erfüllte Borussia ihre Pflicht - mit einer Gala. "Wir haben uns in einen Rausch gespielt", fand André Hahn, der zum dritten Mal im vierten Pflichtspiel das 1:0 erzielte. "Ich bin gern der Dosenöffner", sagte der Außenstürmer.

Es war ein glanzvoller Abend, an dem die Gastgeber den dritthöchsten Sieg ihrer Europapokalhistorie schafften. Zudem war es der höchste Sieg seit dem Umzug in den Borussia-Park. Und Branimir Hrgotas Dreierpack war der erste eines Borussen auf internationaler Ebene seit 1984. Was Freude machte, war, dass Gladbach nach dem 3:0 zur Pause nicht den Schongang einlegte, sondern weiter seinen Torhunger auslebte. Dass zwei der sieben Treffer - Granit Xhakas Brachialschuss aus fast 30 Metern und Thorgan Hazards beeindruckendes Freistoß-Tor aus ähnlicher Distanz - das Zeug für das Tor des Monats haben, steigerte den Unterhaltungswert.

Die Bilanz der ersten zwei Saisonwochen ist glänzend. Die zweite Pokalrunde wurde erreicht, nun haben die Gladbacher mindestens sechs weitere Europa-Nächte gebucht mit dem Einzug in die Europa League. Damit wurden die wichtigsten Etappenziele der Startphase geschafft. 14 Tore haben die Borussen auf dem Weg dahin erzielt - und das sozusagen aus allen Lebenslagen: Es wurde kombiniert, aus der Distanz geschossen, ein Elfmeter wurde cool verwandelt, es gab ein Kopfball-Tor und einen Freistoßtreffer. Borussia ist also nicht nur personell breit aufgestellt, sondern extrahiert aus dieser Vielfalt auch Variabilität im Spiel - damit scheint sie gut gerüstet für die Dreifachbelastung, die es mindestens bis zum Zweitrunden-Pokalspiel in Frankfurt Ende Oktober geben wird.

Dass es in der Bundesliga nur ein 1:1 gegen Stuttgart gab, ist ein kleiner Kratzer in der glänzenden Bilanz. Doch gegen den VfB zeigte sich, dass die Borussen mit Rückschlägen umgehen können. Das Unentschieden fühlte sich aufgrund des Spielverlaufs wie ein moralischer Sieg an. Spielerisch gibt es ganz sicher noch Steigerungspotenzial, längst funktionieren die Automatismen nicht reibungslos. Doch gegen Sarajevo gab es viele gute Ansätze auch in dieser Disziplin.

Nun gilt es, das Selbstvertrauen aus dem Europapokal mitzunehmen nach Freiburg. Entscheidend ist die Einstellung: Das glanzvolle 7:0 war gestern, nun geht es bei null wider los. "Die Bundesliga ist eine andere Geschichte. Es wird ein schwieriges Spiel, zuletzt haben wir uns da immer schwergetan", mahnte Abwehrchef Martin Stranzl. Es geht für Gladbach darum, mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause zu gehen. Dafür müssen die Borussen etwas mitbringen aus dem Breisgau.

(RP)
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